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Ein folgenschwerer Fehler, ein frühes Gegentor und eine hitzige Debatte: Nur 50 Sekunden waren im Spiel des SV Darmstadt 98 beim 1. FC Köln vergangen, als Sergio Lopez mit einem haarsträubenden Rückpass das 0:1 für die Lilien verschuldete. Ist das Kurzpassspiel in der Defensive des SV Darmstadt 98 also ein ernsthaftes Problem? Wir haben uns die Zahlen und Entwicklungen genauer angeschaut.

Schon in der Pressekonferenz nach dem Köln-Spiel hatte sich Cheftrainer Florian Kohfeldt vor seinen Verteidiger gestellt: „Ich muss meine Mannschaft und auch gerade Sergio in solchen Momenten in Schutz nehmen. Wir wollen spielen. Wir wollen auch gewisse Dinge von hinten lösen“, sagte er. „Heute hat es dann in einem der wenigen Momente des Jahres nicht dazu geführt, dass wir uns lösen, sondern dass wir das Gegentor kriegen.“

Dass Kohfeldt einen spielerischen Ansatz bevorzugt, ist bekannt. Seit seinem Amtsantritt im September vergangenen Jahres stellt der SV Darmstadt 98 die drittbeste Offensive der Liga. Die Verteidigung hat dabei eine große Rolle im Spielaufbau. Die Verteidiger der Lilien haben eine durchschnittliche Passquote von 81,87 Prozent (sport.de/eigene Berechnungen). Das ist schlechter als die durchschnittliche Passquote der gesamten Mannschaft und auch kein besonders guter Wert im Ligavergleich (siehe bundesliga.de). Top-Abwehrspieler wie André Hoffmann von Düsseldorf oder Maximilian Rohr von Elversberg kommen hier auf Werte von über 90 Prozent.

Mehr Fehler in der Rückrunde – der Rezenzeffekt

Aber diese Werte führen nicht automatisch dazu, dass die Lilien mehr Tore kassieren: In der laufenden Spielzeit fielen gerade vier der 43 Gegentore nach Fehlpässen im Aufbauspiel. In der Hinrunde war es dabei sogar nur eins: Beim 3:3 gegen den Karlsruher SC fiel durch Fehler im Zusammenspiel von Lopez und Tobias Kempe der später Ausgleich.

Hingegen sind es nach neun Spielen der Rückrunde bereits drei Gegentreffer nach solchen Fehlern: Am 21. Spieltag spielte Marco Thiede dem Elversberger Robin Fellhauer den Ball in den Fuß, der zur 1:0 Führung der SV Elversberg traf. Lilien-Torwart Marcel Schuhen leistete sich am 24. Spieltag beim 1:4 gegen den 1.FC Magdeburg einen solchen Fauxpas, als er Magdeburgs Stürmer Martijn Kaars den Ball servierte und dieser über Schuhen hinweg zum 1:4 für Magdeburg ins Tor lupfte. Und zuletzt war es dann noch Lopez‘ misslungener Außenrist-Rückpass gegen den 1.FC Köln.

Weil in den vergangenen sechs Spielen drei Gegentreffer nach Fehlern im Aufbauspiel der Lilien fielen, ist der Eindruck durchaus verständlich, dass es sich bei dem Kurzpassspiel in der Defensive um ein Sicherheitsrisiko handelt. Die Psychologie nennt das Rezenzeffekt (Recency Bias). Dabei handelt es sich um das kognitive Phänomen, dass später eingehende Informationen einen größeren Einfluss auf die Erinnerungsleistung einer Person haben als früher eingehende Informationen. Beim Blick auf die gesamte Saison ist der Eindruck allerdings nicht zutreffend.

Autor Linus Moerschel

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Bildquellen

  • koe-SVD-2024-25-blog-0010: Arthur Schönbein

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