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Florian Kohfeldt: Gut gerüstet auch für weitere Abgänge

Florian Kohfeldt, SV Darmstadt 98

Florian Kohfeldt, SV Darmstadt 98

Florian Kohfeldt spricht nach seinem dem Trainingsauftakt beim SV Darmstadt 98 über den Kader, Abgänge, Neuverpflichtungen und Schlüsselspieler.

Die wichtigsten Aussagen des Lilien-Chefcoachs:

Herr Kohfeldt, wie war der erste Eindruck von den Spielern auf dem Trainingsplatz?

Wirklich gut. Ich muss sagen, dass die Jungs keineswegs faul waren und in einem wirklich guten Zustand zurückgekehrt sind. Sie hatten ambitionierte Pläne mit, weil wir definitiv eine Schippe drauflegen wollen, was Intensität, Robustheit und Verletzungsresistenz angeht. Das ist ein ganz wichtiges Thema nach der vergangene Saison. Ich hatte das Gefühl, dass alle sich freuen, hier zu sein. Das gilt auch für den Trainer und für den Staff, die schon ein bisschen früher hier waren. Wir hatten zusammen schon einen Workshop, der sehr produktiv war.

Wie stimmungsvoll fanden sie das erste Training im Stadion mit den Fans?

Das erste Training im Stadion zu haben, ist schon schön, weil das am Ende ja das ist, worauf man hinarbeitet. Alles andere ist eher Beiwerk. Ich finde es ganz wichtig, dass wir immer wieder die Nähe zu den Fans zeigen. Das ist ein ganz entscheidender Faktor für den Standort Darmstadt und für die Mannschaft. Ich glaube, dass wir das alles dieses Jahr wieder sehr brauchen.

Im Gegensatz zur vergangenen Saison können sie nun auch den Trainingsauftakt mitgestalten. Wie wichtig ist das für sie?

Ich freue mich sehr darauf und finde das auch sehr wichtig. Denn das ist die einzige Phase im Fußball, in der man Zeit hat, ohne Ergebnisdruck zu arbeiten. Damit sage ich nicht, dass Ergebnisdruck schlecht ist. Das ist Teil unseres Geschäfts. Aber wenn wir am ersten August-Wochenende loslegen, werden wir bis zum letzten Maiwochenende nächstes Jahr mit wenigen kurzen Unterbrechungen im Wettkampf sein. Deshalb ist diese Phase jetzt auch für jemanden wie mich, der unglaublich gerne inhaltlich arbeitet, der mit der Mannschaft versucht, Dinge im Training zu erarbeiten, eine sehr wichtige Zeit.

Heute dabei waren auch die bislang drei externen Neuverpflichtungen Leon Klassen, Yosuke Furukawa und Benedikt Börner. Wie sehen sie die Neuen?

In der Sommerpause haben Paul Fernie und ich mehrfach täglich telefoniert. Das zeigt, dass wir sehr eng abgestimmt sind. Über die Spieler, die jetzt hier sind, haben wir uns schon lange Gedanken gemacht und sie beobachtet. Wir hatten die ersten Bilder von ihnen bereits im Februar. Benedikt war sogar zum Probetraining hier. Mein Co-Trainer hat Leon in der Jugend betreut. Wir halten ihn für Zweitliga-Verhältnisse für sehr ballsicher, was wichtig für unsere Spieleröffnung ist. Zudem ist er so wenig im Eins gegen Eins, dass er auch dribbelstarke Spieler verteidigen kann. Da hatten wir in der vergangenen Saison das eine oder andere Mal Probleme. Potenzial hat er sicher noch in der Dynamik nach vorne, gerade beim an die Grundlinie durchzustoßen oder auch im Kopfball. Dass er ein deutscher Spieler ist, war für uns auch wichtig, weil unsere Identität weiterhin eine deutsche Mannschaft sein soll.

Mit Furukawa haben sie aber auch einen Japaner geholt …

Wir müssen uns für gewisse Positionen auf anderen Märkten bedienen. Mit Furu ist uns das gelungen. Wir hatten eine klare Analyse, dass wir einen zweiten Eins-gegen-Eins-Spieler haben wollen, nachdem Luca Marseiler bislang der einzige solche Spielertyp war. Wir haben ja hinreichend über unsere Themen gegen tiefstehende Gegner im letzten Jahr gesprochen. Und jetzt haben wir mit Furu einen sehr dribbelstarken, durchsetzungsfähigen Eins-gegen-Eins-Spieler. Zudem war er schon ein Jahr in Europa und spricht Englisch, was für uns ein wichtiger Faktor war, weil das für die Integration sehr gut ist.

Spieler, über deren mögliche Abgänge spekuliert worden war, sind weiter da …

Ich bin sehr froh, dass sehr viele von ihnen noch hier sind, die in der letzten Saison auf sich aufmerksam gemacht haben und um die es dann das eine oder andere Gerücht gegeben hat. Ich verstehe, dass wir über Neuzugänge reden. Das tue ich auch gerne. Aber mir ist auch wichtig, über die zu reden, die schon da waren: Fraser, Isac, Killy, Sergio, Clemens, Vuko, Raffa, Djanga, nicht zu vergessen Kai und Fabi Holland. Ich hoffe, ich habe niemanden vergessen. Das sind auch Dinge, die zu einer Kaderplanung gehören und die mich als Trainer sehr freuen.

Und welche Spieler wünschen sie sich noch?

Weihnachten ist noch weit hin (lacht).

Müssen sie denn bis Weihnachten auf neue Spieler warten?

(lacht). Ich denke nein. Ich hoffe nicht und ich glaube es auch nicht. Es ist schon so, dass wir im Offensivbereich noch etwas tun werden. Wo genau, das bleibt erst mal bei Paul und mir, weil es sonst zu viele wissen. Das Gute ist, wie strukturiert aus meiner Sicht der Scouting-Prozess bislang war. Das ist ein großes Lob an Paul und auch an Philipp Gründler, unseren Kaderplaner. Ich durfte schon mit dem einen oder anderen Manager Kaderplanung machen. Von der Struktur und von der Vorbereitung her ist es herausragend, wie die beiden das machen. Wir müssen uns nichts vormachen, wir sind nicht Bayern München: Wenn unsere Spieler Begehrlichkeiten wecken, kann noch etwas passieren. Und dann habe ich trotzdem das Gefühl, dass wir gut vorbereitet sind.

Zwei, die sich gegen Darmstadt entschieden haben, sind Guille Bueno und Andreas Müller …

Ich möchte Andreas Müller nochmal ausdrücklich loben für seine letzte Saison und für unsere Zusammenarbeit. Es hat mir sehr, sehr viel Spaß gemacht. Und es war dann ein kleiner, trauriger Moment, sich zu verabschieden. Ich glaube, ihm ist es auch schwergefallen zu gehen. Aber wir akzeptieren das und verstehen es ein Stück weit auch. Der KSC ist näher an seiner Heimat, ich glaube, sein neuer Verein hat zudem ein sehr attraktives Angebot für ihn geschnürt. Da auch unsere Rahmenbedingungen erfüllt wurden, war es dann okay. Und ich finde es auch schade, dass sich Bueno anders entschieden hat. Ich hätte ihn gerne hier weiter gesehen, wir hätten ihn gerne hier weiter gesehen. Er hat am Ende zu uns gesagt: wenn Deutschland, dann nur Darmstadt. Aber er hat sich dann dafür entschieden, dass er seine Zukunft im Ausland sieht, vielleicht auch wieder in seiner Heimat. Das muss man respektieren. Ich wünsche ihm auch alles Gute. Ich glaube, er hat eine gute Entwicklung vor sich. Aber manchmal ist es so. Das muss man akzeptieren.

Noch ein Wort zu Oskar Vilhelmsson, der nicht beim Trainingsauftakt dabei war und vor dem Abschied steht?

Stand jetzt ist ja noch nichts fix. Aber wenn es so weit kommt, dann kann es einer der Momente sein, wo es für die Karriere des Spielers einfach sinnvoll ist, mal einen Tapetenwechsel zu haben. Ich würde jetzt nicht sagen, dass wir ihn nicht auf die Beine bekommen haben. Man kann alle Rahmenbedingungen schaffen, dass ein Spieler sich entwickelt. Aber entwickeln kann der Spieler sich nur selbst. Alle sind sehr bemüht. Auch Oskar. Aber es ist einfach festzuhalten, dass er nie eine Stabilität erreicht hat, hier dauerhaft zu zeigen, was er kann. Letzte Saison war er keine drei Wochen am Stück einsatzfähig. Ich habe ihm immer gesagt, ich würde mir wünschen, mal den wahren Oscar zu sehen. Den haben wir letztes Jahr nie gesehen. Ich wünsche ihm einfach alles Gute und hoffe, dass er vor allen Dingen gesund bleibt, weil dann glaube ich immer noch, dass sehr viel in ihm steckt, was er hier leider nicht auf den Platz bringen konnte.

Mit Blick auf den SV Darmstadt 98: Was wäre denn eine gute Saison für den Verein?

Dazu werden wir uns sicherlich nach Abschluss des Transferfensters äußern. Aber das ist nach 45 Minuten anschwitzen noch ein bisschen früh.

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Bildquellen

  • IMG_5027: Stephan Köhnlein
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