Erleichterung oder sogar Freude über den Abgang von Oscar Vilhelmsson vom SV Darmstadt 98 sind Sinnbild für eine bedenkliche Haltung im Fußball, findet Lilienblog-Autor Stephan Köhnlein.
Oscar Vilhelmsson ist weg. Der junge Schwede sucht jetzt sein Glück bei Preußen Münster. Es ist dem sympathischen Angreifer zu gönnen, dass er es dort findet – wenn aus Darmstädter Sicht auch hoffentlich nicht in den beiden Spielen gegen die Lilien.
Drei Jahre hat Vilhelmsson sein Glück in Darmstadt gesucht. Klar ist: Fans, Verantwortliche und der Spieler selbst hätten sich mehr erwartet. Dass es dazu nicht kam, lag vor allem daran, dass Vilhelmsson immer wieder von gesundheitlichen Problemen zurückgeworfen wurde. An seinen fußballerischen Fähigkeiten war bei den Verantwortlichen jedoch nie ein Zweifel zu hören.
Zu sagen, Vilhelmsson hätte den Lilien nichts gebracht, ist Unsinn. Er hat Tore geschossen. Gleich zu Beginn mit einem frechen Lupfer zum Siegtor gegen Braunschweig. Er war zweitbester Lilien-Torschütze der verkorksten Bundesliga-Saison. Zu Beginn der abgelaufenen Spielzeit traf er in den ersten drei Spielen zweimal. Deswegen greift die vernichtende Kategorie Fehleinkauf nicht.
Und auch finanziell trifft sie nicht zu. Für das hoffnungsvolle 18 Jahre alte Talent berappten die Lilien 2022 etwa eine Million Euro. Genaue Ablösesummen sind wegen der vielen variablen Bestandteile in der Regel schwer zu bestimmen. Solche Transfers sind immer ein Wechsel auf die Zukunft. Wäre Vilhelmsson bei den Lilien durch die Decke gegangen, hätten alle gejubelt.
Nun gilt Vilhelmsson immerhin als teuerster Einkauf der Geschichte von Preußen Münster. Damit wird der Verlust der Lilien höchstens im mittleren sechsstelligen Bereich liegen. Wenn man sieht, was andere Vereine in der Liga regelmäßig an Werten verbrennen, ist das eine verkraftbare Dimension.
Und wenn man dann noch betrachtet, welche Wertsteigerungen Spieler wie Isac Lidberg, Killian Corredor oder Fraser Hornby erzielt haben, relativiert sich das weiter. Es kann einfach nicht jeder Spieler einschlagen und seinen Marktwert steigern.
Vor allem ist da aber der Mensch Oscar Vilhelmsson: Der kam als 18-Jähriger aus einer behüteten Familie in ein fremdes Land. Er war auf sich gestellt, mit einer fremden Sprache, musste allein für sich sorgen, sogar erst einmal kochen lernen. Und dann kamen immer wieder neue Verletzungen.
Manche Spieler schaffen das trotzdem. Aber wer hat das Recht, den Stab über denen zu brechen, die es nicht schaffen?
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Bildquellen
- SVD-f95-2024-25-blog-0034: Arthur Schönbein