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Bräsig, brackig, Lübeck – eine Entgegnung

Lübeck, SV Darmstadt 98, DFB-Pokal

Lübeck, SV Darmstadt 98, DFB-Pokal

Gut gefurzt ist noch längst nicht geschissen, meint Lilienblog-Autor Martin Hohmann, und antwortet auf die Lilien-Schmähung des Autors Klaus Ungerer im SED-Fußball-Fachblatt „ND“ (ehemals „Neues Deutschland“). Was Ungerer in seinem Beitrag „Ein kratzender Missklang in der aufgekeimten Fußballbegeisterung“ über den SV Darmstadt 98 geschrieben hat, lest ihr hier(->).

Wie unerquicklich, regelrecht degoutant: Unter normalen Umständen müsste unsereiner ja dem alten Heiner-Motto „Heer isch was Schleschtes, denk isch net hie“ folgen. Aber die Anwürfe dieses Lübecker Lümmels betteln um eine Replik. Wo aber beginnen? Zu mannigfaltig sind die – um im Küstenbild zu bleiben – offenen Schotten, durch die das trockenliegende intellektuelle Hafenbecken mit Widerspruch geflutet sein will.

Recht artig vom Schreiberling, schon die geografische Überlegenheit Darmstadts umstandslos anzuerkennen. Unsere schöne Stadt im Wald aber gleich in einer „Bergregion“ anzusiedeln, lässt sich wohl nur mit dem sehr niedrigen (See-)Niveau entschuldigen, von dem aus sowohl der Blick neidvoll nach Südhessen schielt, als auch auf dem die Textrecherche betrieben wurde. Nun ja, für manche Postillen scheint‘s zu genügen.

Da schwärmt er von der „unvergleichlichen Pappelkurve“ des heimischen Sportplatzes und weiß nicht, dass bei uns am „Bölle“ gleich das ganze Stadion die majestätisch aufragenden Bäume im Namen trägt.

Schwadroniert, Braunau als Geburtsort des GröFaZ, gehöre zum „Großraum“ Darmstadt, während doch wohl eher besagter Hitler einst Lübeck seinem „Großraum“ einverleibte. Aus diesem Grund übrigens frönt der dortige VfB noch heute in der ehemaligen Adolf-Hitler-Kampfbahn seiner bewegungslegasthenischen Liebhaberei.

Und wirkt nicht auch die Klage sehr weinerlich, Hitler habe einst Lübeck seinen Status als freie Reichsstadt „weggenommen“? Je nun, mit dem Widerstandsgeist des Völkchens da oben an den brackigen Gestaden Holsteins scheint es ohnehin nicht weit her zu sein: Schon Thomas Mann, größter Sohn des Örtchens (aber schon bei erster Gelegenheit aus diesem geflohen) machte sich neben vielem Anderen auch über das mangelnde Rückgrat seiner Einwohner lustig: So genügt seinem Großkaufmann und Senator Jean Buddenbrook ein kurzer pointierter Wortwechsel auf Platt, um die krawallierenden Abgesandten der 1848er-Revolution beschämt und mit eingezogenem Schwanz an die Arbeit im Kontor zurück zu beordern.

Genau auf diese korngetränkte Bräsigkeit freuen wir uns in der ersten Pokalrunde und sind zuversichtlich, dass der „lübsche Geist“ uns nicht enttäuschen, sondern schon beim ersten beherzten „Druff Kapell!“ seine ohnehin seit langem erschlafften Segel endgültig streichen wird.

Für den heute 71-jährigen Darmstädter Ausnahmestürmer Peter Cestonaro haben wir für dieses Spiel beim DFB übrigens nochmal eine Spielerlizenz beantragt, die auch gewährt wurde. Cestonaro, der in zwei Erstliga-Spielzeiten (kennt Lübeck nur vom Hörensagen) dem damals wirklich großen HSV (kennt Lübeck auch nur vom Hörensagen) einst in drei Spielen vier Tore einschenkte, freut sich auf die kleine Heraus-, fürchtet sich jedoch zugleich vor einer großen Unterforderung.

Dabei plant unser Trainerfuchs Florian K. (Ex-Werder Bremen), in der ersten Halbzeit ohnehin ausschließlich Cestonaro und dessen einstigen Torwart-Kollegen Dieter Rudolf auflaufen zu lassen, sozusagen als Zweier-Achse. „Für die Marzipan-Männlein müsste das erstmal genügen“, so Kohfeldt. „Die restlichen Jungs bringe ich dann nach unserer 4:0-Führung so um die 50. Minute.“

Das mag dem heimischen Publikum nicht gefallen. Aber immerhin bekommt es mal wieder Fußball zu sehen.

(Anmerkung: Der DFB hat die Partie mittlerweile terminiert: Sie findet am 16. August um 18 Uhr in der ehemaligen Adolf-Hitler-Kampfbahn in Lübeck statt.)

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Bildquellen

  • lubeck-2530081_1920: Jan Marcus Trapp/Pixabay
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