Kurz vor Schluss der Partie gegen Bochum war es endlich so weit: Fabian Nürnberger hatte nach einer ordentlichen Leistung Feierabend und machte den Platz frei für Fabian Holland. Es war wohl der bewegendste Moment einer insgesamt emotionalen Partie, als der langjährige Kapitän in der 85. Minute nach mehr als 15 Monaten bei einem Pflichtspiel des SV Darmstadt 98 wieder den Rasen des Böllenfalltors betrat.
Rückblick: 14. April 2024, die Lilien mitten im Abstiegskampf, es steht 0:1 gegen den SC Freiburg und noch eine knappe Viertelstunde ist zu spielen. Ein Zweikampf in der Lilien-Defensive. „Ich habe gemerkt, dass gleich ein Kontakt mit dem Gegner kommt“, erinnerte sich Holland später im Lilienblog-Interview (->). „Normalerweise baust du da Spannung auf. Aber das habe ich in dem Fall nicht getan. Ich weiß nicht warum, vielleicht war ich schon ein bisschen müde. Als der Kontakt kam, stand ich auf meinem Bein komplett ohne Spannung, bin deswegen noch ein paar Meter weit geflogen.“
Voll mit Adrenalin sei er gewesen, habe sich behandeln lassen und es dann noch mal versucht. „Aber ich habe ziemlich schnell gemerkt, dass das Knie beim Laufen nicht mehr stabil ist. Dass die Verletzung so schlimm war, war dann allerdings noch mal ein Schock.“ Kreuzband, Meniskus, Innenband – alles kaputt, nahezu ein Totalschaden im Knie. Der damalige Trainer Torsten Lieberknecht befürchtete schon das Karriereende für seinen Spieler.
Doch Holland kämpfte sich zurück. Bereits im Winter wollte er wieder voll ins Mannschaftstraining einsteigen. Doch eine unglaubliche Serie von Infekten warf ihn immer wieder zurück – zuletzt ein Magen-Darm-Virus in der Vorbereitung. Als sein Name am Samstag beim Verlesen der Aufstellung im Stadion ertönte, ging der Dezibel-Pegel deutlich nach oben. Und nach dem Spiel skandierten die Fans auf der Südtribüne „Fabi auf den Zaun“. Das ließ sich der langjährige Lilien-Kapitän nicht nehmen, genoss das Bad in der Menge nach der langen Durststrecke.
Kohfeldt bremst: Situation nicht überbewerten
Trainer Florian Kohfeldt bewertete die Szene eher nordisch-temperiert und mit einem Augenzwinkern. „Beim Fabi habe ich das Gefühl, dass er vom Naturell auch mit mir in Bremen aufgewachsen sein könnte“, sagte der Lilien-Coach. „Für Euphorie muss da schon mehr passieren. Aber wir haben uns schon mal in den Arm genommen. Das war schon ein emotionaler Moment.“
Dennoch sollte man die aktuelle Situation auch nicht überbewerten. Das bedeute jetzt nicht, dass Holland fortan immer regelmäßig zum Einsatz komme. „Aber es war ein schönes Zeichen, um ihm zu zeigen: Du bist auf dem richtigen Weg. Du bist wieder zu Hause.“
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Bildquellen
- SVD-BOC-2025-26-lilienblog-0063b: Arthur Schönbein