Marco Richter kommt gerade vom Cooper-Ausdauertest, aber ist schon wieder gut bei Atem. Die Ergebnisse sind wohl besser als beim letzten Test, den er noch in Mainz vor Saisonbeginn absolviert hatte. Ein weiteres Zeichen für den Aufwärtstrend bei dem 27-jährigen Leihspieler, der zuletzt auch zwei Tore aufgelegt hat. Mit den Lilien hat er noch viel vor. Und ganz im Hintergrund steht da auch noch ein großer Kindheitstraum, den er noch nicht aufgegeben hat.
Marco, kurzer Rückblick auf das Spiel in Kiel. Florian Kohfeldt hat gesagt, es war der bislang beste Gegner. Andere fanden, es war euer bislang schwächste Saisonspiel. Wie hast du die Partie erlebt?
Das ist immer noch ein bisschen schwierig einzuordnen. Kiel war definitiv der beste Gegner, gegen den wir bis jetzt gespielt haben. Die hatten von A bis Z einen Plan. Sie wussten, dass sie uns vielleicht über die Außen brechen können. Trotzdem haben wir vor allem defensiv wirklich immer alles reingeworfen – bis auf beim Gegentor vielleicht. Auswärts in Kiel ist es eben nicht einfach. Die Bedingungen waren auch nicht die besten. Deswegen glaube ich, wir können zufrieden sein. Aber wir können auch noch viel mitnehmen für die nächsten Spiele.
Du hast wie schon gegen Dresden auch gegen Kiel ein Tor für Isac Lidberg aufgelegt. Das klappt richtig gut mit euch beiden …
Das war stark, wie Isac eine Schusstäuschung macht, dann vorbeigeht und den Ball rechts unten ins Eck hämmert. Acht Spiele, acht Tore. Das spricht für sich. Aber das kommt auch nicht von irgendwo. Er gibt jede Woche 100 Prozent Gas, arbeitet hart im Gym und bereitet sich super vor. Er schaut sich die Gegenspieler vor dem Spiel auf dem iPad genau an, studiert die Schwächen der Verteidiger. Dann ist es einfach die logische Konsequenz, dass er die Dinger auch reinmacht. Aber klar, ich freue mich natürlich auch über meine Assists. So kann es gerne weitergehen.
Und wann sehen wir dein erstes Tor für die Lilien?
Ich hoffe sehr schnell, will mich da aber nicht unter Druck setzen. Ich hatte ja auch zwei gute Abschlussmöglichkeiten, die jetzt leider nicht reingegangen sind in Kiel. Natürlich will ich auch Tore machen, keine Frage. Ich schieße ja nicht mit Absicht daneben. Jetzt hoffe ich gegen Magdeburg auf das erste Tor im Darmstadt-Dress.
Im Moment gehst du meist nach 65, 70 Minuten vom Platz. Was hat es damit auf sich?
Gute Frage. Klar, am Anfang hatte ich sehr wenig, beziehungsweise gar keine Spielpraxis. Dann kam eine kleine Verletzung am hinteren Oberschenkel, die mich ein bisschen nach hinten geworfen hat. Aber jetzt bin ich wieder da. Mein Anspruch ist, auf jeden Fall noch einen Ticken draufzulegen und noch fitter zu werden. Vielleicht fehlen noch ein, zwei Prozent. Aber die hole ich mir jetzt in der Länderspielpause und die Tage vor dem Magdeburg-Spiel.
Gerade ist jetzt Länderspielpause. Als du in Darmstadt vorgestellt wurdest, hat Florian Kohfeldt gesagt, du seist in deiner Augsburg-Zeit nah an der Nationalmannschaft gewesen. Wie nah hast du dich da selbst gefühlt? Gab es Gespräche?
Nee, nee, nee. Das ist ja schon sehr lange her. Deswegen will ich das gar nicht groß thematisieren. Klar hatte ich da einen Trend, der sehr stark nach oben ging. Es gab aber in meiner gesamten Karriere viele Ups und Downs, die ich immer wieder versucht habe rauszubekommen. Das hat nicht immer so gut funktioniert. Es gab damals keinen Kontakt zum Nationaltrainer oder ähnliches. Das ist schon lange abgehakt. Klar ist es immer noch ein Traum von mir als kleiner Junge, für die Nationalmannschaft zu spielen. Ich glaube definitiv immer noch dran. Aber der Weg ist noch sehr, sehr lang und alles noch sehr, sehr weit weg.
In Augsburg, wo du deine Profikarriere begonnen hast, ist der Ex-Darmstädter Sandro Wagner inzwischen Trainer? Verfolgst du sein Wirken als Coach?
Ich habe noch ein, zwei Kontakte dorthin. Innerhalb der Mannschaft reden sie sehr positiv über ihn. Nach außen kommt er für mich sympathisch rüber, auch wenn er manchmal wahrscheinlich auch aneckt. Aber ich glaube, er macht einen sehr guten Job da, hat einen guten Plan. Ich finde, die spielen noch ein bisschen besser, auch wenn es die Ergebnisse nicht ganz so zeigen.
Du hast von den Ups und Downs in deiner Karriere gesprochen. Wie fühlst du dich jetzt in Darmstadt?
Vor kurzem hat mir jemand geschrieben, dass ich auf Bildern oder im Fernsehen viel mehr lache. Ich fühle mich hier sehr wohl. Die Mannschaft ist top korrekt. Ich wurde richtig gut aufgenommen. Es macht richtig Bock, hier zu spielen. Unter der Woche ist immer Spannung drin. Es scheppert auch mal, dann gibt man sich die Hand, und weiter geht es. Der Trainer verlangt richtig viel, was mir sehr gut gefällt. Er ist immer bei 100 Prozent, komplett fokussiert in den Analysen, aber auch auf dem Trainingsplatz – egal, ob es ein Passspiel ist, ob der richtige Fuß beim Anspielen. Gefühlt will er selber immer gewinnen, obwohl er gar nicht mitspielt.
Apropos mitspielen – hast du denn schon mal Tischtennis gegen Florian Kohfeldt gespielt?
Ich habe mich noch nicht getraut (lacht). Ich sehe immer den Vuko (Aleksandar Vukotic) und den Kai (Kai Klefisch) spielen. Das ist schon eine brutale Qualität. Deswegen bin ich noch nicht an die Platte gekommen. Da muss man sich auch qualifizieren.
Du bist bis Saisonende von Mainz nach Darmstadt ausgeliehen. Könntest du dir vorstellen, länger zu bleiben? Was würde ein Aufstieg da für eine Rolle spielen?
Die Leihe war ganz klar keine Entscheidung, dass ich kurzfristig hier bin und dann hoffentlich ganz schnell wieder weg bin. Ich habe mir vorher viele Meinungen angehört und mich dann entschieden. Alles andere ist noch sehr weit weg. Über einen Aufstieg brauchen wir jetzt auch noch nicht zu reden. Wir stehen ganz gut da, wollen weiter gewinnen. Es ist geil, hier zu spielen, keine Frage. Alles andere wird sich im Laufe der Monate zeigen.
(Aufgezeichnet in einer Medienrunde mit Marco Richter am Dienstag)
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Bildquellen
- ksv-SVD-2025-26-blog-0043: Arthur Schönbein