Marco Richter hatte sich bereits enttäuscht weggedreht – und durfte dann doch jubeln. Beim Heimspiel der Lilien gegen Preußen Münster hatte der Offensivspieler in der 56. Minute mit einem Chip-Ball das Lattenkreuz getroffen. Nur wenige Sekunden später köpfte Killian Corredor den Abpraller dann aber ins Tor zum umjubelten 1:0-Endstand. Es war der nächste Assist für Richter, der eine Woche zuvor gegen Karlsruhe bereits ein Tor vorbereitet und ein weiters selbst erzielt hatte – und das Spiel im Anschluss als „Balsam“ bezeichnet hatte (siehe dazu den Lilienblog-Beitrag ->). Ist der Knoten nun also endgültig geplatzt? Florian Kohfeldt ordnete die Leistung seines Schützlings nach dem Spiel ein.
Seriosität statt Schönspielerei
„Er lässt die Kindergarten-Sachen weg und fängt an, Erwachsenenfußball zu spielen”, beschrieb Kohfeldt Richters aktuelle Entwicklung, um im Anschluss zu erklären: „Aktionen wie den Chip, den er an die Latte setzt, will ich von ihm sehen. Die Kreativität dazu hat er. Aber er soll jetzt nicht denken, wieder im Mittelfeld über das Standbein zu spielen oder von der Mittellinie ein Traumtor schießen zu wollen. Und da einwickelt er sich gerade.”
Gegen Karlsruhe hatte Richter sein wohl bestes Spiel im Lilien-Trikot absolviert und wurde von den Lilienblog-Lesern zum Spieler des Spiels gekürt. Gegen Münster folgte nun die nächste starke Leistung. Auch neben der Vorlage sorgte der 28-Jährige in der Offensive für Wirbel und kam selbst zu Chancen. Nach einer knappen halben Stunde rutschte er haarscharf an einer flach getretenen Flanke von Corredor vorbei, ein Schuss in der Nachspielzeit der ersten Hälfte ging rechts neben das Tor. Auch mit seinen Standards sorgte Richter für Gefahr – und schafft es immer besser, das von Kohfeldt angesprochene Manko abzulegen.
Richters Weg zum „Unterschiedsspieler”
Schönspielerei, die zu Ballverlusten und Fehlpässen führt – auch deshalb hatte Richter bei vielen Lilien-Fans anfangs einen schweren Stand. Kohfeldt betonte, bis zur Strafraumnähe ein „klares, einfaches, sauberes Spiel” sehen zu wollen. „Da muss er dranbleiben und da kann er sich sicher sein, dass ich ihn auch weiter ermahnen werde”, sagte der Lilien-Trainer. „Und dann wird man hoffentlich nach und nach merken, dass er ein Unterschiedsspieler sein kann, der er die letzten beiden Spiele war.”
Abseits des Lobes über die aktuelle Entwicklung stellte Kohfeldt am Sonntagnachmittag aber ebenso klar, dass Richter von Beginn an ein wichtiger Mannschaftsteil gewesen sei: „Was er gut macht, das habe ich immer gesagt, ist die Defensivarbeit – da war er von Anfang an fleißig und immer da.”
Von Lilienblog-Mitarbeiter Lauro Meisterjahn.

