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Mit etwas Distanz – wie war das taktisch gegen Arminia Bielefeld? Viele gute Ansätze, aber das große Problem bleibt, meint unser Gastautor Felix Keutz in seiner Taktikanalyse zum 0:1 auf der Alm:

Klares 4-4-2 gegen den Ball

Bei seinem Debüt musste der neue Lilien-Trainer Dimitrios Grammozis zu Arminia Bielefeld. Nur Magdeburg holte 2019 mehr Punkte als die Ostwestfalen, die unter ihrem neuen Trainer Uwe Neuhaus einen Aufschwung erleben.

Personell vertraute Grammozis weitgehend auf die Elf, die eine Woche zuvor Dynamo Dresden 2:0 besiegt hatte. Yannick Stark begann für den an der Schulter verletzten Christoph Moritz. Die Lilien spielten gegen den Ball in einem klareren 4-4-2 als zuletzt. Marvin Mehlem und Serdar Dursun blieben konstant auf einer Höhe.

Dahinter agierten die beiden Viererketten eng aneinander. Abstöße des Gegners wurden konsequent vorne zugestellt. Ließen sich die Stürmer der Arminia im Rücken der Sechser zurückfallen, wurden diese eng von den Innen- oder Außenverteidigern verfolgt.

Bielefeld nutzt Schwachpunkt der Mannorientierung

Die zentralen Mittelfeldspieler agierten wie zuletzt mannorientiert. Stark und Victor Pálsson zeigten ein gutes Verständnis, wann sie einen Gegenspieler verfolgen konnten und wann sie in ihrer Position bleiben mussten. Sie verstanden es zudem, Lücken in Ballnähe zu schließen, wenn der jeweils andere Sechser eine solche aufgemacht hatte.

Die Gefahr bei Mannorientierungen besteht darin, dass man sich aus seiner Position ziehen lässt und dahinter Platz für den Gegner entsteht. Genau das führte auch zum Gegentreffer: Fabian Holland verfolgte Reinhold Yabo, verpasste aber den Moment, sich wieder fallen zu lassen. Im Rücken von Tobias Kempe lief Jonathan Clauss in die Lücke. Er bediente Fabian Klos, der zur Führung einschob.

Bielefeld agierte in Ballbesitz meist in einem 3-4-2-1. Manuel Prietl ließ sich immer wieder zwischen Brian Behrendt und Julian Börner fallen, um Überzahl in der ersten Aufbaulinie herzustellen. Falls Prietl nicht abkippte, blieben sie in einem 4-3-3, wobei die Innenverteidiger sehr breit standen. Generell war die Arminia im Zentrum sehr beweglich. Während sich meistens Nils Seufert und Jóan Símun Edmundsson vor den Darmstädter Sechsern bewegten, versuchten Yabo und Andreas Voglsammer immer wieder, sich im Rücken von Palsson und Stark anspielbar zu machen.

Lilien bekommen zu wenig Druck auf den Ballführenden

Die Arminia ließ den Ball geduldig laufen und suchte nach Lücken. Gefährlich wurde es meistens aber nur, wenn es den Ostwestfalen gelang, schnell die Seite zu verlagern. Die Lilien schafften es zwar meistens, ballnah alle Anspieloptionen zuzustellen. Jedoch verpassten sie es, genug Druck auf den ballführenden Spieler zu bekommen. Sie stellten die Gegenspieler zwar, aber versuchten selten, den Ball aktiv zu erobern. Somit konnten sich die Bielefelder immer wieder aus guten Zugriffssituationen befreien und die Seite verlagern. Ein gutes Beispiel dafür war die Chance von Voglsammer in der 18. Minute, der das Tor aus kurzer Distanz verfehlte.

Die größte Veränderung zeigte sich bei den Lilien im Ballbesitz. Unter Schuster wurde oft schnell der lange Ball gesucht. Nun versuchte die Mannschaft immer wieder, trotz aggressiven Pressings von hinten herauszuspielen. Das gelang auch größtenteils. Stark und Pálsson waren als kurze Anspielstationen für die Viererkette stets präsent, während Kempe und besonders Mehlem aus der Tiefe immer wieder unterstützten.

Zu kurze Ballbesitzpassagen und mangelnde Torgefahr

Allerdings schaffte es Darmstadt in der ersten Halbzeit nicht, das Spiel zu beruhigen und die Arminia nach hinten zu drücken. Das lag vor allem daran, dass die Lilien es verpassten, die Seiten zu verlagern oder sich zu früh für den Ball nach vorne entschieden, statt geduldiger zu sein. So waren die Ballbesitzpassagen meistens nur von kurzer Dauer.

Wie auch in den vorangegangen Spielen war die mangelnde Torgefahr das größte Problem. Es ergaben sich zwar in der ersten Halbzeit einige vielversprechende Umschaltgelegenheiten. Doch die wurden nicht gut ausgespielt.

Nach der Pause attackieren die Lilien früher

Nach der Pause kamen die Lilien wesentlich aggressiver aus der Kabine. Sie attackierten deutlich weiter vorne und intensiver als in der ersten Halbzeit. Auch im Ballbesitz schafften sie es, Ruhe ins Spiel zu bringen. Holland war meist derjenige, der höher oder ins Zentrum schob. Immanuel Höhn blieb meist tief neben Mathias Wittek und Marcel Franke. So bildete sich häufiger eine Dreierkette.

Mit der Auswechselung von Stark stellte Grammozis um: Für den eingewechselten Joevin Jones ging Kempe ins Zentrum neben Dursun. Mehlem agierte fortan eher dahinter. Pálsson blieb als einziger Sechser vor der Viererkette. Der lange Ball wurde nun häufiger gesucht, das Problem blieb aber dasselbe: Es fehlte an Durchschlagskraft. Außer einem Pfostenschuss von Mehlem nach einer Ecke und einer Chance durch Dursun nach Zuspiel von Heller in der 85. Minute blieben die Lilien auch in Halbzeit zwei zu harmlos.

Fazit Taktikanalyse

Insgesamt war es kein schlechter Auftritt der Lilien. In Ballbesitz waren gute Ansätze und klare Fortschritte zu erkennen und auch defensiv ließ man wenige wirklich gefährliche Torchancen zu. Grammozis Aufgabe muss es sein, das Offensivspiel weiterzuentwickeln. Dies wird jedoch Zeit benötigen, wie der Trainer auch selbst nach dem Spiel.

Bildquellen

  • DSC-D98-2018-19-006: Arthur Schönbein

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