Fehlerhaft in der Defensive wie in der Offensive – gegen Osnabrück war Patrick Herrmann wohl der schwächste Lilien-Spieler auf dem Platz. Trotzdem zollte Markus Anfang dem Rechtsverteidiger großen Respekt: „Man muss ihm dankbar sein, dass er sich zur Verfügung gestellt hat“, sagte der Lilien-Coach. Herrmann habe sich vor dem Spiel fitspritzen lassen und unter Schmerzmitteln gespielt.
In einem verhängnisvollen Trainingsturnier wenige Tage zuvor hatten Herrmann, Felix Platte und Matthias Bader Blessuren davongetragen. Platte war gegen Osnabrück wieder einsatzfähig, Bader fehlt mit einem Bluterguss in der Wade auch beim FC St. Pauli (Samstag, 13 Uhr). Herrmann hatte einen Schlag auf den Hüftbeuger erhalten. Eine schmerzhafte Angelegenheit, wegen der er mit dem Training pausierte und sich in Behandlung begab. Weil mit Bader der andere etatmäßige Außenverteidiger ausgefallen war, biss er jedoch auf die Zähne und lief mit medizinischer Unterstützung auf.
Auch vor der Partie gegen St. Pauli sei er aus dem Training genommen worden, habe sich erneut behandeln und spritzen lassen, sagte Anfang. „Er kämpft sich da durch, ist sicher nicht bei 100 Prozent. Das hat man auch im letzten Spiel gesehen.“ Ohnehin sei Herrmann eher ein Spieler, der über den Kampf komme und sich in die Partien beiße. „Er ist weniger der technisch versierte Spieler, das wissen wir alle. Aber wenn dann noch Schmerzen dazukommen, passiert eben das eine oder andere gerade im Offensivverbund.“
Es gehe nun darum, dass Herrmann die Verletzung so gut wie möglich ausheilen könne. Ob damit ein Einsatz gegen St. Pauli am möglich ist, sei noch „völlig offen“. Allerdings habe die Mannschaft gerade auf den Außenverteidigerpositionen nicht wirklich viele Alternativen, sagte der Lilien-Coach.
Patrick Herrmann und Markus Anfang – erfolgreich in Kiel
Seit Anfang 2018 spielt Herrmann für die Lilien. Zunächst war er Stammspieler. Im vergangenen Winter kam der gut neun Jahre jüngere Bader, der ihm zunächst den Rang abzulaufen schien. Doch vor allem Verletzungen warfen Bader immer wieder zurück, so dass Herrmann weiter zum Zug kam. Überzeugen konnte er dabei freilich nur selten, kam oft zu spät in die Zweikämpfe und spielte zu unsauber.
Mit vollem Einsatz – Patrick Herrmann
Äußerst erfolgreich hatten Herrmann und Anfang bei Holstein Kiel zusammengearbeitet. Zwischen 2016 und 2018 hätten sie fast den Durchmarsch von der 3. Liga bis in die Bundesliga geschafft, scheiterten erst in der Relegation. In dieser euphorischen Zeit stieg Herrmann wohl auch bei den Kieler Fans zum „Fußballgott“ auf, mit dem die Anhänger vor allem seinem Kampfgeist Tribut zollten.
„Als ich in der 3. Liga angefangen habe, habe ich das weniger gehört. Aber da waren auch nur so um die 3.000 Leute im Stadion“, erinnert sich Anfang. „Am Ende war das Stadion voll. Da hat man das vermehrt gehört. Im Laufe der Saison ist der ‚Fußballgott‘ immer lauter geworden.“
Der Vertrag läuft aus
Nachdem Anfang Kiel im Sommer 2018 verlassen hatte, verlor der Mann mit den dicken Waden (angeblich 46 Zentimeter Umfang) seinen Stammplatz bei den Norddeutschen und wechselte ein halbes Jahr später zu den Lilien. An seinen Kultstatus Fußballgott konnte er in Darmstadt allerdings nicht mehr anknüpfen. Im März wird er 33 Jahre alt. Ob sein zum Saisonende auslaufender Vertrag nochmals verlängert wird, ist fraglich.
Bildquellen
- SVD-HSV-2020-21-blog-008: Arthur Schönbein
- SVD-FCN-2020-21-blog-009: Arthur Schönbein