Lilienblog-Autor Frank Horneff zur Lage des SV 98 nach dem Spiel gegen den Karlsruher SC:
Es ist sicher zu viel verlangt, von den Verantwortlichen des SV 98 in diesen Tagen Kenntnisse der regionalen Weltliteratur zu erwarten. Niebergalls Datterich oder Werke von Carl Zuckmayer sind nicht das Metier von Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch und Sportchef Carsten Wehlmann. Was man in diesen Tagen aber erwarten kann und allerspätestens seit dem erschreckend schwachen Auftritt gegen den Karlsruher SC unbedingt fordern muss, ist die Rückbesinnung auf einstige Lilien-Tugenden. Solche, wie sie einst von Spielern wie Aytac Sulu oder Peter Niemeyer am Böllenfalltor verkörpert wurden. Dieser Mannschaft fehlen solche Typen. Charaktere, die auf dem Platz mitreißen und nicht nur im Training laut werden. Spätestens jetzt kommt Kaderplaner Wehlmann ins Spiel. Das ist sein Metier. Es mag auch (noch) zu einfach sein, allein den Trainer für das Gebotene verantwortlich zu machen. Doch langsam gehen die Argumente pro Anfang aus, werden wohl die oft zitierten Mechanismen greifen, um, auch so eine Phrase, „einen Impuls von außen“ zu setzen. Vor allem die zweite Halbzeit gegen den KSC kam einer Bankrotterklärung gleich. „Es muss was bassiern“, heißt es in Zuckmayers „Fröhlichem Weinberg“. Und wenn -was auch immer- passiert ist, kann das Ziel in dieser Saison nur noch heißen: „Awwer jetzt muss sich mit Glanz erausgebisse wern“ – so, wie in Niebergalls Datterich. Nichts zählt von nun an mehr in dieser Saison. Klasse halten und wer in Darmstadt nichts mit dem Datterich anfangen kann, dann eben glanzlos. Für mehr wird es in dieser Spielzeit nicht reichen: Irgendwie die Klasse halten. Und wenn das überstanden ist, gilt es, die richtigen Fragen zu stellen. Und die passenden Antworten zu finden: das Metier von Rüdiger Fritsch und Carsten Wehlmann. Eindeutig.
Bildquellen
- SVD-KSC-2020-21-blog-013: Arthur Schönbein