Stationen, Emotionen und das Lilien-Lied – was man über den neuen Coach Torsten Lieberknecht wissen muss:
Der Fußballer:
Lieberknecht wuchs in Haßloch in der Pfalz auf und war er von seiner Jugend an fast nur für Vereine im Südwesten Deutschlands aktiv. Ab 1990 spielte er in der Jugend für den 1. FC Kaiserslautern. 1992 wurde er mit dem Verein deutscher A-Jugend-Meister und erhielt einen Profi-Vertrag. Mit dem FCK wurde er 1994 deutscher Vizemeister. Weitere Stationen waren Waldhof Mannheim, der 1. FSV Mainz 05 und der 1. FC Saarbrücken. Zum Abschluss seiner Karriere spielte er vier Jahre bei Eintracht Braunschweig, wo er 2007 im Alter von knapp 34 Jahren seine Karriere beendete.
Der Trainer:
Ab der Saison 2007/08 arbeitete Lieberknecht als Nachwuchs-Koordinator und A-Jugend-Trainer bei Eintracht Braunschweig. Im Mai 2008 übernahm er das Training der ersten Mannschaft für die letzten drei Spiele der Saison 2007/08 und die Saison 2008/09. Unter ihm schaffte die Mannschaft noch die fast schon verloren geglaubte Qualifikation zur neugegründeten 3. Liga. 2011 gelang der Aufstieg in die 2. Bundesliga, zwei Jahre später kehrte die Mannschaft nach 28 Jahren sogar in die Bundesliga zurück. Dort stieg sie zwar nach einer Saison wieder ab, doch Lieberknecht blieb weiter Trainer. Erst 2018 – nach rund zehn Jahren als Chefcoach und dem Abstieg in die 3. Liga – trennte man sich. Im Oktober 2018 wurde er Trainer des MSV Duisburg. Mit den Zebras stieg er aus der 2. Liga ab, verpasste in der folgenden Saison knapp den Wiederaufstieg und wurde dann nach einem schwachen Saisonstart im November 2020 beurlaubt. Seither ist er vereinslos.
Torsten Lieberknecht ist neuer Coach des SV Darmstadt 98
Der Talentförderer:
In Braunschweig war Lieberknecht das Gesicht einer Vereinspolitik, die auf personelle Kontinuität und einen Konsolidierungs- und Sparkurs setzte. Das führte auch dazu, dass der Verein zumeist talentierte junge Spieler aus unteren Ligen zu verpflichten. Durch Lieberknechts Schule gingen unter anderem der spätere Nationalspieler Karim Bellarabi oder der heutige Hoffenheimer Ermin Bicakcic. Er förderte den späteren Torjäger Dominik Kumbela und auch Lilien-Neuzugang Philip Tietz machte seine ersten Schritte im Profifußball unter Lieberknecht.
Der Emotionale:
In seiner Mainzer Zeit teilte sich Lieberknecht ein Zimmer mit Jürgen Klopp. Beide wurden später emotionale Trainertypen – und trotzdem hinkt der Vergleich zum heutigen Liverpool-Trainer. Denn die Euphorie, die einem Klopp oft entgegenschlug, konnte ein Lieberknecht so nur selten entfachen. Das Magazin „11Freunde“ schrieb einmal, Lieberknechts Alleinstellungsmerkmal sei „seine Hingabe und die Fähigkeit zur vollen Identifikation mit seinem Arbeitgeber. Er suche die Nähe zu den Fans, nehme sich auch Zeit, seine Entscheidungen zu erklären. Aus seiner Braunschweiger Zeit heißt es, er habe regelmäßig die Leserbriefe in der örtlichen Zeitung gelesen und kritische Verfasser angerufen, um sie telefonisch zu berichtigen.
Die Sache mit dem Lilien-Lied:
Bei der Vorbereitung auf das letzte Gastspiel mit Eintracht Braunschweig am Böllenfalltor im April 2018 bat Lieberknecht seinen Scout auch um Stimmungsbilder abseits des Rasens. Um ihm zu verdeutlichen, was er meinte, sang ihm Lieberknecht erst einmal das Darmstädter Stadionlied „Die Sonne scheint“ vor. „Eines der schönsten Vereinslieder überhaupt“, wie der Trainer schon damals betonte. Braunschweig holte mit dieser Vorbereitung immerhin ein 1:1, stieg am Ende der Saison aber dennoch ab.
Bildquellen
- Lieberknecht_080621 (4): Handout SV Darmstadt 98
- Lieberknecht_080621 (1): Handout SV Darmstadt 98