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Wie ist das sportliche Abschneiden des SV Darmstadt 98 in der Hinrunde einzuordnen? Gibt es einen Herbstmeister-Fluch? Wer sind die Gewinner und Verlierer bei den Spielern? Und wie ist der Kader nach der Hälfte der Spiele einzuschätzen? Auf diese Fragen gibt es Antworten im ersten Teil unserer Lilien-Halbzeit-Bilanz:

Sportlich – oder warum man sich vom Herbstmeistertitel doch oft etwas kaufen kann

Mit einer Serie von 16 Ligaspielen ohne Niederlage und dem Einzug ins DFB-Pokal-Achtelfinale ist der SV Darmstadt 98 so erfolgreich wie schon lange nicht mehr. Vor einem Jahr lagen die Lilien mit vier Punkten weniger auf Rang zwei. Für die aktuell 36 Punkte reichten 27 Tore. Im Vorjahr hatte die Mannschaft zwölf Tore mehr erzielt, allerdings auch fünf Tore mehr kassiert.

Zum zweiten Mal in seiner Geschichte wurde der Verein Herbstmeister der 2. Liga. Das war allerdings zuletzt nicht unbedingt ein gutes Zeichen. Von den Herbstmeistern in den vergangenen sechs Jahren hat es nur Arminia Bielefeld in der Spielzeit 2019/20 in die Bundesliga geschafft. Auch Lilien-Coach Torsten Lieberknecht verpasste schon einmal als Hinrunden-Erster den Aufstieg, nämlich in der Spielzeit 2016/2017 mit Eintracht Braunschweig.

Unter dem Strich ist der inoffizielle Wintertitel aber dennoch eher ein gutes Zeichen, dass auch im Sommer ein Happy End steht: Von den bisherigen 56 Hinrunden-Meistern stiegen am Saisonende 38 in die Bundesliga auf. Dazu zählt auch der SV Darmstadt 98 nach seiner bislang einzigen Herbstmeisterschaft in der Spielzeit 1980/81.

Gewinner – oder die Reifung des ewigen Talents

Natürlich ist es schwer, aus einer erfolgreichen, homogenen Mannschaft einen einzelnen Spieler hervorzuheben. Marcel Schuhen und Matthias Bader spielen weiterhin auf einem hohen Niveau, Patric Pfeiffer hat trotz einzelner Patzer einen großen Schritt nach vorne gemacht, Braydon Manu hat sich auf ungewohnter Position im Angriff zum Stammspieler gemausert. Aber wenn man doch einen Spieler hervorheben kann, der nochmals deutlich zugelegt hat, dann ist es Marvin Mehlem.

Das Talent des Mittelfeldspielers ist unbestritten. Immer wieder hat er es in den vergangenen Jahren aufblitzen lassen – um dann wieder in der Versenkung zu verschwinden. Ein ewiges Talent? Wohl nicht! In den vergangenen Wochen spielte er extrem engagiert, brachte konstant gute Leistungen, glänzte als Vorlagengeber und war anders als zum Beispiel in der Vorsaison auch torgefährlich. In den fünfeinhalb Jahren bei den Lilien hat Mehlem seine bislang längste starke Phase und ist zu einem absoluten Leistungsträger gereift.

SV Darmstadt 98 - SpVgg Greuther Fürth

Verlierer – oder kein Glück gehabt und dann kam auch noch das Pech dazu

Bei den Verlierern gilt das Gleiche wie bei den Gewinnern: Es ist schwer, jemanden aus einer erfolgreichen Mannschaft herauszupicken, ohne ihm Unrecht zu tun. Wir haben es doch getan – auch weil es nur bedingt in der Schuld des Spielers lag: Klaus Gjasula.

Die Saison begann schon denkbar schlecht für den Albaner. Mit dem ersten Ballkontakt im ersten Spiel leitete er das erste Gegentor bei der einzigen Niederlage gegen Jahn Regensburg ein. Im zweiten Spiel agierte Gjasula dann nicht mehr im angestammten defensiven Mittelfeld, sondern in der neuformierten Dreierkette. Dabei zeigte sehr ansprechende Leistungen.

Doch am 5. Spieltag flog er im Spiel gegen den Hamburger SV mit Gelb-Rot vom Platz. Nach seiner Rückkehr verlor er in der Nachspielzeit gegen Arminia Bielefeld den entscheidenden Zweikampf vor dem Ausgleich – auch, weil er als letzter Mann mit einem Foul nicht schon wieder eine Hinausstellung riskieren wollte.

Vor allem wurde Gjasula aber zum Verlierer der Hinrunde, weil er sich Ende September bei der albanischen Nationalmannschaft einen Muskelbündelriss zuzog und bis heute ausfällt. Damit verpasste der bald 33-Jährige nicht nur denkwürdige Erfolge wie den Pokalsieg über Gladbach, sondern auch die Chance, sich für eine Verlängerung seines auslaufenden Vertrags zu empfehlen. In der Rückrunde wird er dazu jedoch voraussichtlich noch Gelegenheit haben, weil dann seine Verletzung auskuriert sein sollte.

Klaus Gjasula, SV Darmstadt 98 - FC Hansa Rostock

Kader – oder wieso sich die Frage nach Neuverpflichtungen nicht so einfach zu beantworten ist

Zum Ende der Hinrunde hatte der SV Darmstadt 98 acht Ausfälle zu beklagen – der Tiefpunkt in einer verletzungsreichen Halbserie. Trotzdem brachte Trainer Lieberknecht noch eine konkurrenzfähige Mannschaft auf den Platz, die ein Remis gegen Bundesliga-Absteiger Greuther Fürth holte. Doch auch Tobias Kempe räumte danach ein, dass die Spieler auf dem Zahnfleisch gegangen seien.

Der Kader ist sehr ausgeglichen besetzt, nahezu jeder Spieler kann in der Startformation stehen. Lediglich der dritte Keeper Steve Kroll, A-Jugendmann Philipp Sonn und die beiden Angreifer André Leipold und Aaron Seydel durften bislang noch nicht von Anfang an ran, wobei das bei Seydel auch mit seinen gesundheitlichen Problemen zu tun hatte.

Wenn Ende Januar die Rückrunde beginnt, wird ein großer Teil der Verletzten wieder fit sein. Verstärkungen in der Wintertransferperiode erscheinen vor diesem Hintergrund also nur sinnvoll, wenn sie die Mannschaft auch schnell und deutlich stärker machen.

SV Darmstadt 98 - Hannover 96

Im zweiten Teil der Lilien-Halbzeitbilanz (erscheint am Sonntagmorgen) geht es um den Trainer, um Geld im Allgemeinen und die Transferbilanz im Speziellen, außerdem um das Ende der Böllebuddler und die Wünsche für die Rückrunde. 

Bildquellen

  • SVD-SGF-2022-23-blog-0041: Arthur Schönbein
  • SVD-FCH-Rostock-2022-23-blog-0002c: Arthur Schönbein
  • SVD-H96-2022-23-blog-0036: Arthur Schönbein
  • SVD-SGF-2022-23-blog-0048: Arthur Schönbein

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