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Einwurf: Willkommen in der Gegenwart

Haupttribüne, SV Darmstadt 98

Haupttribüne, SV Darmstadt 98

Lilienblog-Autor Stephan Köhnlein über das Leben auf der neuen Haupttribüne des SV Darmstadt 98:

Im Neuland verirrte VIPs? Ein Stau am Sektstand? Oder vielleicht eine Umleitung wegen eines verunglückten Lachs-Kanapees? Die zweite Halbzeit der Partie des SV Darmstadt 98 gegen den 1. FC Kaiserslautern lief jedenfalls schon einige Zeit, doch auf der Haupttribüne klafften noch immer große Lücken (siehe Foto). Erst nach und nach kamen die Zuschauer aus der gehobenen Preisklasse zurück. Beim Einnehmen ihrer Plätze verstellten sie dann nicht wenigen die Sicht, die pünktlich gekommen waren, um nichts zu verpassen.

Jetzt hat der SV Darmstadt 98 also seine schöne neue Haupttribüne mit Logen und Business-Seats. Sie eröffnet lang ersehnte neue Einnahme- und Vermarktungsmöglichkeiten und erschließt ein Klientel, das sich eher selten auf einen Stehplatz verirrt. Die Haupttribünen-Besucher pauschal als Event-Fans abzutun, wäre unfair. Auch dort sind einige mit tiefer Leidenschaft bei den Lilien. Vor allem aber lassen sie viel Geld im Stadion. Präsident Rüdiger Fritsch hat zu Jahresbeginn ziemlich unromantisch vorgerechnet, dass ihm ein guter Sponsor mehr bringt als 5000 Stehplätze.

Ist der SV Darmstadt 98 gesund, freut sich der Fan

Wenn der Verein mehr Geld einnimmt, kann er eher gute Spieler holen und Leistungsträger halten. Und am sportlichen Erfolg freuen sich am Ende alle Fans – die auf der Südtribüne und auf der Gegengerade aber etwas lauter und stimmungsvoller. Denn die neue Haupttribüne wird nicht nur wegen ihres Publikums, sondern auch wegen ihrer Bauweise mit den Logen und Lücken nie auch nur annähernd den Lärmpegel der anderen aktuellen Tribünen erreichen. Und auch nicht den ihres Vorgängers.

Ernsthaft zurückwünschen kann man sich die alte Haupttribüne nicht: marode, versifft, nicht mehr zeitgemäß und ziemlich teuer im Unterhalt/Erhalt. Aber mit der Beschallung vom A-Block auf der einen und F-Block auf der anderen Seite unter einem (undichten) Dach herrschte dort Stimmung, selbst wenn sich nur 3.000 Zuschauer im Stadion verloren. Für Nostalgie ist im Profifußball jedoch nur wenig Platz, wie auch die schleppenden Bemühungen um die Dugena-Uhr zeigen. So ganz anders ticken die Uhren in Darmstadt eben doch nicht. Willkommen in der Gegenwart!

Bildquellen

  • Kuchenblock: Stephan Köhnlein
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