Das hätte man beim SV Darmstadt 98 doch wissen müssen, dass Fraser Hornby verletzungsanfällig und Filip Stojilkovic ein schwieriger Charakter ist? Hat man sicher auch, sagt Lilienblog-Autor Stephan Köhnlein. Der Vorwurf einer verfehlten Personalpolitik greife trotzdem zu kurz, findet er.
Dominik Stroh-Engel, Sandro Wagner, Serdar Dursun oder Phillip Tietz – in den vergangenen Jahren waren große und kopfballstarke Stürmer ein wichtiger Faktor für den Erfolg des SV Darmstadt 98. Aktuell fehlt so ein Spieler. Das hat die Partie gegen Borussia Dortmund erneut deutlich gemacht.
Die Verantwortlichen haben dieses Manko erkannt, sind wieder auf der Suche nach einem solchen Spielertyp. Bereits zu Saisonbeginn hatten sie in diesem Wissen Fraser Hornby als Ersatz für Tietz verpflichtet. Doch der Schotte wurde immer wieder von Verletzungen zurückgeworfen, ist mittlerweile operiert und kommt in dieser Saison nicht mehr zum Einsatz.
Das hätte man doch vorher wissen müssen, dass der Hornby verletzungsanfällig sei, bekommt man aus vermeintlichen Expertenkreisen immer wieder zu hören. Auch dass Filip Stojilkovic als schwieriger Charakter gelte, sei doch bekannt gewesen. Das könne man mit etwas Internetrecherche doch ganz leicht herausbekommen, heißt es da.
Im Ernst? Solche Argumente sind wirklich komplett absurd. Beim Scouting – also der gezielten Spielersuche – wird über eine lange Zeit eine Vielzahl von Aspekten berücksichtigt. Dass dabei über die spielerischen und körperlichen Variablen hinaus auch die Verletzungshistorie oder charakterliche Auffälligkeiten eine Rolle spielen, ist doch selbstverständlich.
Und vor jeder Verpflichtung steht immer noch ein Medizincheck, mit dem körperliche Vorschädigungen ausgeschlossen werden sollen. Kann wirklich jemand ernsthaft behaupten, der SV Darmstadt 98 würde für viel Geld leichtfertig einen Spieler verpflichten, wenn er an deren Fitness oder charakterlicher Eignung ernsthafte Zweifel hätte?
Fehlgriffe gab es auch in der Vergangenheit, auch in der immer wieder glorifizierten Zeit unter Dirk Schuster. Rückkehrer Yannick Stark kam etwa unter Schuster in eineinhalb Jahren gerade drei Mal zum Einsatz. Routinier Peter Niemeyer bestritt nach einem guten ersten Jahr in den beiden Spielzeiten darauf verletzungs- und verschließbedingt gerade noch 19 Liga-Partien.
Aber auch der damalige Jungspund Felix Platte konnte in seinen fünfeinhalb Jahren bei den Lilien nicht einmal die Hälfte aller möglichen Pflichtspiel-Einsätze bestreiten, weil ihn Verletzungen immer wieder zurückwarfen.
Nur zur Erinnerung: Das waren bei Platte überwiegend schwere Muskelverletzungen. Die hat es unter anderen Darmstädter Trainern nämlich auch schon gegeben. Das scheint jedoch bei manchen womöglich in Vergessenheit geraten zu sein.
Grundsätzlich gilt: Alle Neuen schlagen nie ein. Der SV Darmstadt 98 hat allerdings auch in dieser Saison mehrere gute Griffe gemacht. Fabian Nürnberger, Christoph Klarer, Matej Maglica oder Tim Skarke sind beispielsweise Stammspieler und haben ihr Können immer wieder bewiesen.
Auch bei aller Umsicht hat eine Spieler-Verpflichtung immer ein Risiko. Eine Vielzahl von Faktoren lässt sich vorab nicht mit Sicherheit bestimmen – auch, weil es sich um Menschen handelt.
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Bildquellen
- SVD-SVS-2021-22-blog-0018: Arthur Schönbein