Seit 2012 führt Rüdiger Fritsch den SV Darmstadt 98 als Präsident. Sportlich und wirtschaftlich ist es die erfolgreichste Zeit in der Geschichte des Vereins – auch wenn ihm das nicht immer gedankt wurde. Im Herbst 2025 endet nun die Amtszeit des amtierenden Präsidiums. Ob Fritsch, der dann 64 Jahre alt ist, nochmals antritt, ist offen.
Herr Fritsch, Sportdirektor Paul Fernie hat zuletzt immer wieder betont, dass sich der Verein in einem Change-Prozess befindet. Wie sehen diese Veränderungen aus?
Nach dem ersten Teil des Jahres war es ab der jetzigen Zweitliga-Spielzeit zunächst notwendig, sich zu stabilisieren. Wir als Verantwortliche waren genauso enttäuscht und durchgeschüttelt von der vergangenen Saison wie viele Fans – auch, wenn wir es nicht bei Facebook geschrieben haben. Nun wollen wir wieder ein guter, angriffslustiger und stets ambitionierter Zweitligist werden.
Wo liegen die großen Herausforderungen für den SV Darmstadt 98 mit Blick auf die nähere Zukunft?
Ich glaube, wir haben es geschafft, wirtschaftlich solide, professionell und mit Weitsicht zu arbeiten. Wir haben in die Substanz investiert, die Infrastruktur mit dem Stadion. Das wird uns die nächsten Jahre tragen. Damit haben wir die ganz großen Herausforderungen erst mal hinter uns. Jetzt geht es darum, die Position in einem starken Wettbewerb zu stabilisieren, unabhängig von der Tabelle. Für gute Spieler wird man immer mehr Geld brauchen. Das muss irgendwo herkommen. Die Frage, wie sich die Vereine finanzieren, wird in den kommenden Jahren noch viel herausfordernder werden, als sie eh schon ist.
Der Verein hat unter Ihrer Führung auch sportlich die erfolgreichste Zeit seiner Geschichte erlebt, stieg 2014 in die 2. Liga auf und spielte seither drei Jahre in der Bundesliga. Finden Sie, dass diese Errungenschaften ausreichend gewürdigt werden?
Puh, gute Frage. Nicht-Dank liegt ja in der Regel näher als Dank. Die meisten von uns, da nehme ich mich nicht aus, könnten in ihrem Umfeld sicher öfter mal Danke sagen. Wir alle machen das hier aber nicht, um unser Gesicht in der Zeitung zu sehen und permanent auf die Schulter geklopft zu bekommen. Wir machen das aus innerer Überzeugung. Wichtig ist, dass die Leute sich wieder mit dem Verein identifizieren und stolz sind, Lilien-Fan zu sein.. Denn das war nicht immer so. Es passiert immer wieder, dass mir Menschen mit Tränen in den Augen von den schwierigen Zeiten erzählen, die sie früher hier erlebt haben. Ich brauche keine permanente Lobhudelei. Ich bin grundsätzlich zufrieden. Sonst würde ich das auch nicht so lange machen.
Im Herbst stehen wieder Präsidiumswahlen an. Sie sind dann 64 …
Das ist ja nur die Zahl, die in der Geburtsurkunde steht. Ansonsten fühle ich mich natürlich biologisch viel jünger (grinst)
Sie haben allerdings selbst mal gesagt, dass das Kapitel Rüdiger Fritsch beim SV Darmstadt 98 nicht unendlich sein wird. Wie sieht es aus mit Ihren Überlegungen?
Weihnachten ist eine besinnliche Zeit, an Silvester kann man Vorsätze für das neue Jahr fassen. Ich werde mir da ein paar Gedanken machen und denke, dass ich mich dann im Frühjahr persönlich positionieren werde.
Sie haben in verschiedenen Kontexten erwähnt, wie wichtig Ihnen ein geordneter Übergang ist. Würde dafür denn ein halbes Jahr reichen?
Unabhängig von meiner Person und ganz grundsätzlich kann man sagen, dass es ja auch darauf ankommt, wie lange schon im Vorfeld an einer Übergabe gearbeitet wurde. Egal, ob in der Politik oder in der Wirtschaft – die Verlautbarung nach außen ist nicht unbedingt das Startkommando für einen solchen Prozess. Ich habe auch den persönlichen Ehrgeiz, wenn es dann mal soweit sein wird, dass es hier geordnet und seriös weitergeht. Denn nichts wäre schlimmer, als wenn die jahrelange Arbeit nicht anständig fortgeführt würde.
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Bildquellen
- IMG_4547: Stephan Köhnlein
Auch dieses Interview – und schon die Einleitung weist zurecht darauf hin – belegt, dass wir insgesamt froh sein sollten, diese Vereinsführung zu haben. Bevor jetzt wieder die Kessler-war-besser-Heckenschützen abfeuern: Fritsch hat schon den damaligen Rettungsprozess begleitet und hat erlebt, was es bedeutet, mit dem Verein am Abgrund zu stehen.
Ich unterstelle, dass diese Erfahrung – die er ja mit anderen im aktuellen Führungsteam teilt – in all den Jahren derart präsent war, dass das Handeln daran ausgerichtet wurde: Solidität, Weitsicht, Geduld. Liebe Leute, schaut euch mal um, wie bei anderen Vereinen die Entscheidungen aus Launen heraus oder von der lokalen Sensationspresse befeuert (Köln/Express, Hertha/BZ, HSV/Mopo, Schalke/WAZ, Reviersport etc. ) getroffen werden und wo das diese Vereine hingebracht hat.
Nichts, was Fritsch im Interview sagt, lässt darauf schließen, dass sich unter seiner Führung an dieser Ausrichtung was ändern wird. Und sollte er nicht mehr kandidieren, dann hoffe ich sehr, dass er den Übergang mit gleicher Sicherheit zu gestalten weiß. Wer immer frohlockt, dass Fritsch eventuell in diesem Jahr nicht mehr kandidieren wird sollte darauf hoffen, dass der nächste Präsident genauso fähig sein wird wie er.
Sehr geehrter Herr Maddin, wenn es nach Ihnen gehen würde, wäre Herr Lieberknecht heute noch Trainer der Lilien. Bei den Aussagen des Präsidenten fehlt mir einfach der Blick in die Zukunft. Was will der Verein, wo will er hin. Man kann sein Leben ja im Grohe verbringen, aber vielleicht ist es ja in der roof top Bar in Bangkok schoener
Bitte beim Thema bleiben – wo der Herr Maddin sein Leben verbringt, tut hier nichts zur Sache
Lieber Herr Jaschin,
was würden Sie denn gerne vom Präsi hören? Wenn er sagt, der Verein will sich dauerhaft in der 1. Liga etablieren, dann schreien alle auf „das geht nicht gut, blos nicht, Größenwahn“. Wenn er sagt, wir wollen uns fest in der 2. Liga etablieren, wird es heißen „kein Ehrgeiz, keine Vision“, wenn er sagt, wir wollen gerne wieder in die 3. zurück … na, lassen wir das. Ich meine mich zu erinnern, dass Fritsch vor einiger Zeit mal ein Ziel ausgegeben hat, das lautete „dauerhaft unter die Top 20 des deutschen Fußball“. Das klingt doch ganz vernünftig, oder sind Sie anderer Meinung, Herr Jaschin?
Den Vergleich Grohe / Bangkok verstehe ich eigentlich auf die visionäre Kraft des Präsidenten bzw. auf den Vergleich 2. Liga/1. Liga gemünzt. Tja, was soll man dazu sagen? Meiner Erfahrung nach, ist so ne Rooftop-Bar in Bangkok nach kurzer Zeit ziemlich langweilig, weil da a) Businesskasper, b) Prostituierte und c) englische Ingenieure und d) NGO-Vertreter rumhängen – und von allen weiß man schon bevor sie den Mund aufmachen, was sie erzählen. Das ist beim Grohe anders.
Neue Besen kehren gut. Man soll nicht am Stuhl festkleben. Mittlerweile findet man imme rweniger gutes Personal für solche Feuerstühle. Man schaue auch mal nach anderen Clubs. Da geht es dann doch am Bölle gemütlich zu. Wenn die MV ihn durchwinkt, dann isset halt so. Gibt’s weiter Sahnetorten ohne Kirschengeschmack. *gggggg*
Also Merkel – Antszeit .
Keiner macht alles richtig. Herr Fritsch hat sehr viel für unseren Herzblutverein erreicht, ohne wenn und aber !!
Ich wünsche mir mehr Transparenz bei weniger guten Entscheidungen, und kein Aussitzen oder drumrumreden.
In diesem Sinne
LILIEBLUEHEART
Sehr richtig.
Bei der Neujahrsansprache auf YouTube habe ich mir ein Kommentar verkneifen müssen. Wo war eigentlich die Neujahrsansprache für 2024 in der Krise??? So viel Rückgrat sollte man schon haben in einer schweren Krise Worte zu finden, aber RF war wie verschollen, aber nicht nur er. Es gibt Sonnentage, da geht man gerne raus und plaudert, es gibt aber auch Regentage, da verkriecht man sich gerne. Eine gewisse Transparenz wäre schon wünschenswert sowie eine bessere Kommunikation, vor allem wenn man sich im schwerem Fahrwasser befindet. Das hätte eine gewisse Größe und ein Chef muss vorangehen. Diese Eigenschaft fehlt ihm leider, sorry, das meine Meinung.
An alle ein tolles, gesundes und erfolgreiches Jahr 2025.
Frohes Neues Lilienfans! man merkt unserem Präsidenten an, dass er letzte Saison für einige weniger gut durchdachten Aussagen hart in die Fre..e bekommen hat. Er spricht, wie ein Jurist gelernt hat zu sprechen. Schon im HR-Interview ist mir das aufgefallen. Wenig substanzielles – kann es nachvollziehen – find’s aber blöd. Viel Sauerstoff verstoffwechselt, wenig mitgeteilt.
Sorry : Heißt natürlich – Amtszeit.
Meine ich nur wegen der langen Jahre und in keinem Zusammenhang mit der total verkorksten Merkel – Politik. Nur zur Klarheit.
Jeder hat seinen Stil, aber Malle Fritsch oder auf die Fresse finde ich sehr despektierlich und polemisch. Es ist nicht justiziabel , aber kein guter Umgangston. Meine Meinung.
In diesem Sinne
LILIEBLUEHEART
Von „Malle Fritsch“ habe ich nichts geschrieben. Die Formulierung – „wurde für Aussagen stark kritisiert“, trifft meiner Meinung nach nur unzutreffend, was in verschiedenen Foren im letzten Jahr vor sich ging, daher die drastischere Ausdrucksweise.
Allen ein gesundes neues Jahr!
Ich sag nur, fürs Phrasenschwein, 😉 wer sich einsetzt, setzt sich aus.
Aber auch … the same old procedure. Bei jedem Thema kontroverse Ansichten, Einschätzungen und Diskussionen. Wäre ja auch langweilig, wenn nicht …
Nur bin ich für mehr Fairness in der Betrachtung. Keiner von uns würde sich als Verantwortlicher in der Öffentlichkeit mit irgendwelchen Prognosen zu weit aus dem Fenster lehnen, vor allem nicht als ‚gebranntes Kind‘! Weiterhin war es doch schon immer der Weg unseres SVD nicht zu großspurig aufzutreten. … und … ich erinnere an das Vorhaben, als Lieberknecht verpflichtet wurde. Da ist doch einiges über die zukünftige ‚Ausrichtung‘ gesagt worden. Daran hat sich doch nichts geändert!!!