Philipp Förster ist ein wichtiger Baustein für den Aufschwung des SV Darmstadt 98. Wieso sich der offensive Mittelfeldspieler im Herbst trotz anderer Optionen für die Lilien entschied, welche besondere Rolle Florian Kohfeldt dabei spielte und welche Optionen er für seine Zukunft nach der Saison sieht, verrät der 29-Jährige im großen Lilienblog-Interview. Außerdem erklärt Förster, woraus er nach einem schweren Jahr in Bochum Kraft schöpft und was das mit seinem Torjubel zu tun hat.
Philipp, du bist 2020 mit dem VfB Stuttgart in die Bundesliga aufgestiegen. Wenn du das mit der Situation heute beim SV Darmstadt 98 vergleichst – gibt es Parallelen?
Puh, schwierige Frage. Aber ich glaube, dass wir zuletzt – abgesehen vom Regensburg-Spiel – einen unfassbaren Lauf hatten. Ich glaube sogar, so einen Flow hatte ich in einer Mannschaft noch nie erlebt. Wenn wir so weitermachen, demütig bleiben, sind wir auf einem sehr guten Weg. Für welchen Tabellenplatz es am Ende reicht, weiß keiner. Aber ich bin trotzdem optimistisch, was diese Saison angeht.
Florian Kohfeldt hat bei deiner Verpflichtung gesagt, dass du eigentlich ein Bundesligaspieler bist. Fühlst du dich auch so?
Ich versuche überall, mein Bestes zu geben. Aber mein persönlicher Wunsch ist es natürlich, in der Bundesliga zu spielen. Daran wird sich nichts ändern. Dafür werde ich arbeiten. Da will ich wieder hin. Aber im Moment spiele ich in der 2. Liga beim SV Darmstadt 98.
Kohfeldt wollte dich bereits nach Bremen und nach Eupen holen. Was zeichnet ihn aus?
Für mich ist einfach das Menschliche eine sehr wichtige Komponente. Dazu kam natürlich auch die Taktik und wo er mich einbinden wollte. Das hat mich überzeugt. Ich würde sagen, dass es für mich als Person wichtig ist, einen Trainer und eine Mannschaft zu haben, die Fußball spielen will. Für mich hat es wenig Sinn, bei einem Trainer zu spielen, der viel mit langen Bällen spielt und auf zweite Bälle setzt. Dafür bin ich einfach nicht der richtige Spielertyp. Florian Kohfeldt liebt es, von hinten herauszuspielen und hat dafür einen klaren Plan. Das will er in jeder Einheit und im Spiel sehen. Und man sieht, dass im Moment jeder Lust und Laune hat so zu spielen, weil es sich so gut anfühlt.
War die Rolle des Trainers und des Systems auch etwas, was dir im zweiten Jahr in Bochum klar geworden ist?
Ich kam vom VfB Stuttgart, wo du ziemlich schnell auf der Bank gelandet bist, wenn du zu viele lange Bälle gespielt hast. Und dann sind mir in Bochum die Bälle nur so um die Ohren geflogen. Das sind legitime fußballerische Mittel, aber zu mir und meiner Spielweise passen sie nicht. Deswegen habe ich mir vorgenommen, dass ich in Zukunft darauf Wert lege, unter einem Trainer zu arbeiten, der Fußball spielen will.
Im Rückblick: Hättest du vor dem Wechsel nach Bochum etwas mehr Pro und Contra abwägen müssen?
Im Nachhinein ist man immer schlauer. Zum damaligen Zeitpunkt war es die richtige Entscheidung, sonst hätte ich sie nicht getroffen. Gerade das erste Jahr in Bochum war ja gut.
War das zweite Jahr in Bochum ein verschenktes Jahr?
Es war keine einfache Zeit. Aber ich durfte sehr viel lernen. Vor allem mental. Das hat mich gestärkt. Und vielleicht war es auch ein Zeichen ist, dass ich wieder mehr arbeiten muss. Jetzt war der Schritt nach Darmstadt für mich perfekt. Ich bin wieder hungrig.
Um dich mental zu stärken, meditierst du auch. Das sieht man auch bei deinem Torjubel, wenn du in die Knie gehst …
Dieser Torjubel ist meine Meditationshaltung. Es ist mittlerweile mein Ritual, dass ich täglich meditiere. Daraus ziehe ich meine Kraft und meine Stärke. Es tut mir unheimlich gut, meine Gedanken zu sortieren, zur Ruhe zu kommen, abzuschalten.
Was ist denn erstrebenswerter: Eine Schlüsselfigur in der 2. Liga zu sein oder in der Bundesliga um Spielzeit kämpfen zu müssen?
Im Moment ist es wohl besser, eine Schlüsselfigur in der 2. Liga zu sein. Aber ich habe in der Bundesliga auch gespielt. Das heißt ja nicht, dass ich dort nur Ergänzungsspieler sein muss. In Stuttgart habe ich eigentlich immer gespielt, wenn ich fit war.
Du wirst Anfang Februar 30 Jahre alt. Was löst diese Zahl in dir aus?
Relativ wenig. Das steht halt auf dem Papier. Ich will wie gesagt noch mal richtig angreifen. Von daher fühle ich mich nicht wie 30.
Was muss passieren, dass du in Darmstadt über die Saison hinaus Perspektiven siehst?
Ich werde als Spieler hier alles geben, dass wir eine erfolgreiche Rückrunde spielen. Der SV Darmstadt 98 wird auf jeden Fall mein erster Ansprechpartner sein. Und dann werden wir sehen, was die Gespräche bringen. Ich bin für alles offen.
Zur Person
Philipp Förster kam am 4. Februar 1995 in Bretten zur Welt. Seine fußballerische Ausbildung erhielt er in den Jugendmannschaften des Karlsruher SC und des VfB Stuttgart. Ab 2014 spielte er beim SV Waldhof Mannheim, wurde dort Stammspieler. Ende Januar 2017 wechselte er zum 1. FC Nürnberg, kam aber nur zu vier Einsätzen für die 2. Mannschaft in der Regionalliga. Zur Saison 2017/18 schloss er sich dem Zweitligisten SV Sandhausen an, wo er Leistungsträger war. Anfang September 2019 ging Förster zum Bundesligaabsteiger VfB Stuttgart, mit dem ihm der direkte Wiederaufstieg gelang. Zur Saison 2022/23 wechselte er zum Ligakonkurrenten VfL Bochum. Nach einem erfolgreichen ersten Jahr war er in der Folgesaison meist nur Ersatzspieler. Sein Vertrag wurde im Sommer 2024 nicht verlängert. Nach mehreren Monaten ohne Verein schloss er sich Ende September dem SV Darmstadt 98 an.
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Bildquellen
- SVD-bsc-2024-25-blog-0028: Arthur Schönbein
- hsv-SVD-2024-25-blog-0053: Arthur Schönbein
Denke er wird 2025 im Sommer bei der Leistung eine Etage höher wieder spielen. Am Meisten gefällt mir, dass es ein typischer Dirk Schuster Deal ist. Für die 98er eine absolute win-win Sache.
Aber in der Rückrunde müssen er und seine Kollegen Vollgas geben. Wehen stand in der Hinrunde auch gut da und dann war man mal eben abgestiegen. Es ist eine knackiges Programm. Und gegen Düsseldorf ein „no win“ Spiel, weil die liegen den Lilien nicht.
Es hört sich etwas so an als ob Förster nur mit einem Vertrag bis Sommer ausgestattet wurde.
Wenn die Rückrunde gut läuft und Fernie seine Karten richtig ausspielt kann ich mir aber auch gut vorstellen dass er noch in eine zweite 2. Liga Saison mit uns geht. Dann aber natürlich mit dem einzigen Ziel Aufstieg.