Skip to main content

Vor dem Auswärtsspiel der Lilien beim 1. FC Nürnberg gibt es für die dritte Folge unserer „Ex-Lilien im Gespräch“-Serie wohl keinen besseren Gesprächspartner als Hanno Behrens: Sowohl am Böllenfalltor als auch beim „Glubb“ hinterließ er als Aufstiegsheld tiefe Spuren.

Für viele Lilien-Fans unsterblich machte sich Hanno Behrens am 19. Mai 2014. Beim legendären Relegationsspiel bei Arminia Bielefeld sorgte er beim 4:2-Sieg mit der Hacke für das so immens wichtige Tor zum 2:0. Damit legte er einen Grundstein für das „Wunder von Bielefeld“ und für den Durchmarsch von der 3. Liga in die Bundesliga. Es sollten nicht die einzigen Aufstiege in Behrens‘ Vita bleiben.

Nach dem Bundesliga-Aufstieg mit den Lilien 2015 wechselte er zum 1. FC Nürnberg in die 2. Liga. 2018 stiegen die Franken mit ihm als Kapitän ins Oberhaus auf, ein Jahr später aber sofort wieder ab. Für die Lilien stand er in drei Jahren, 2012 war er von der zweiten Mannschaft des HSV ans Böllenfalltor gewechselt, in 108 Pflichtspielen auf dem Platz und erzielte 15 Tore. Das FCN-Trikot streifte er sich danach genau 200 Mal in Pflichtspielen über und traf 32 Mal ins gegnerische Tor.

Kurzes Gastspiel in Indonesien

Nach sechs Jahren in Nürnberg schloss sich Behrens 2021 Hansa Rostock an. Im Sommer 2022 wagte er von dort aus einen ungewöhnlichen Schritt und wechselte zum indonesischen Erstligisten Persija Jakarta, bei dem Thomas Doll den Trainerposten übernommen hatte. Seinen Vertrag in Asien löste er jedoch vorzeitig auf und kehrte 2023 nach Deutschland zum damaligen Drittligisten VfB Lübeck zurück. Nach dem Abstieg mit den Norddeutschen ist der 34-Jährige aktuell ohne Verein.

Gude Hanno. Schön, nach so vielen Jahren mal wieder mit dir zu sprechen. Wo erreichen wir dich denn gerade? Und was treibst du aktuell?

Ich bin wieder in Hamburg. Nachdem meine Freundin und ich aus Indonesien 2023 Hals über Kopf weg sind, sind wir dort erstmal bei meinen Eltern untergekommen. Mittlerweile haben wir eine eigene Wohnung gefunden und leben hier. Nach meinem Aus in Lübeck bin ich momentan ohne Verein. Ich versuche aber, dass ich mich einigermaßen fit halte, um im Sommer eventuell  nochmal ein lockeres Comeback in der Regionalliga zu probieren. Umziehen möchte ich aber aktuell dafür nicht mehr.  Dafür genieße ich gerade zur sehr die Zeit in Hamburg. Wenn es ja die Bundesliga wäre, könnte man darüber reden. (lacht). Vor kurzem habe ich zudem die B-Trainerlizenz gemacht. Aktuell mache ich auch noch so eine Fortbildung zum Athletiktrainer. Mal schauen, wo es damit dann irgendwann mal hingeht.

Klingt auf alle Fälle sehr spannend. Vervollständige doch bitte folgende Sätze: Wenn ich an meine Zeit bei den Lilien denke, denke ich vor allem an…

…natürlich an die Saison 2013/2014 mit dem Aufstieg in Bielefeld als absolutes Highlight. Das war das i-Tüpfelchen. Aber auch die ganze Saison davor, der Zusammenhalt mit den Jungs, der Teamgeist und wie die ganze Saison dann auch gelaufen ist. Gerade mit der Vorgeschichte, was das Jahr davor war. Dem vermeintlichen Abstieg aus der 3. Liga war da schon insgesamt eine sehr besondere Zeit. Für mich auch, weil ich das erste Mal im Fußball einen großen Erfolg feiern konnte. Das hat sich dann schon alles sehr, sehr gut angefühlt und war einfach insgesamt eine unglaublich schöne Zeit.

Wenn ich an meine Zeit in Nürnberg denke, denke ich als erstes vor allem an…

…ebenfalls den Aufstieg. Die Saison, in der wir aufgestiegen sind. Ich glaube, wenn man aufsteigt, ist es immer eine besondere Zeit. Es gibt ja auch Gründe, warum man aufsteigt. Und meistens in der zweiten Liga ist der Teamgeist natürlich ein sehr großer Punkt. Weil es für mich damals ein Riesenverein war, ein sehr großer Traditionsverein. Und dazu noch als Kapitän den Aufstieg feiern zu können – das ist schon etwas, womit ich auch sehr stolz zurückblicke. Und in meinem letzten Heimspiel im Club-Trikot ein Choreo von mir quer über die Tribüne, über die Nordtribüne. Das war schon Gänsehaut pur. Die Fans sagten mir damals, das gab es bisher erst für zwei oder drei andere Spieler. Das war natürlich auch ein absolutes Highlight meiner Zeit.

SV Darmstadt 98

Als Kapitän führte Hanno Behrens den „Club“ 2018 in die Bundesliga

Am Freitagabend drücke ich … die Daumen, weil…

… ganz ehrlich: Ich schaue mir das ganz neutral an, ohne einem der beiden Vereine die Daumen zu drücken. Ich finde es momentan ganz schön, mal solche Spiele als ganz neutraler Zuschauer einfach genießen zu können. Natürlich mit viel Vorfreude, weil ich eine große Verbindung zu beiden Vereinen habe. Es sind die beiden Klubs, bei denen ich am längsten gespielt habe. Auch wenn es in Darmstadt drei Jahre weniger waren, war es meine erste Zeit im Profifußball mit vielen Erfolgen. Deswegen besteht da eine sehr, sehr große Verbindung.

Das Geilste an den Lilien war/ist…

der Zusammenhalt in der Mannschaft, den wir damals hatten. Und natürlich die Unterstützung der Fans. Das fand ich schon beeindruckend, gerade im ersten Jahr – auch wenn es da einmal eine Zeit lang kurz ein bisschen negative Stimmung gab. Aber danach kam diese „Jetzt-Erst-Recht“-Phase in einer schwierigen Zeit, das fand ich schon sehr cool. Und diese Unterstützung, die dann für, sage ich mal, eine relativ kleine Stadt mit einer nicht ganz so großen Fanbase – die mittlerweile ja viel größer geworden ist – da war. Ich fand das damals sehr besonders, vor allem auch auswärts, wo wir immer stark unterstützt wurden. Die Fans habe ich in sehr guter Erinnerung.

Meine schönste Zeit als Profifußballer hatte ich bei…

…ganz kurz und bündig: Darmstadt und Nürnberg.

Meine ungewöhnlichste Zeit hatte ich in/bei…

…definitiv in Jakarta. Allein schon wenn man einfach sieht, wie das Leben dort im Vergleich zu Deutschland abläuft. Wie es da manchmal drunter und drüber geht – auch in der Liga. Das gesamte Leben in Jakarta ist einfach komplett etwas ganz anderes als in Deutschland. Wir sind dann relativ spontan gegangen, weil es mir gesundheitlich, körperlich dann nicht mehr gut ging irgendwann. Die Entscheidung, das Land zu verlassen, kam sehr kurzfristig. Ich wollte dann nur noch nach Hause zu fliegen, um mich da wieder auf die Beine zu bekommen. Das hat sich dann innerhalb weniger Stunden abgespielt. Flug buchen und Tschüss.

Am Saisonende landen die Lilien auf dem … Platz und der Club auf dem … Platz.

… die Lilien auf dem siebten Platz und der Club wird Neunter. Das ist, glaube ich, eine realistische und auch faire Einschätzung.

Hanno, vielen Dank für das Gespräch und alles Gute auf deinem weiteren Weg!

Das Gespräch führte Christoph Sicars.

 

Sieh dir diesen Beitrag auf Instagram an

 

Ein Beitrag geteilt von Stefan (@stefanwinkel8)

Euch gefällt der Lilienblog? Dann unterstützt unsere Arbeit doch und fördert so die Medienvielfalt in Südhessen und rund um den SV Darmstadt 98.

Bildquellen

  • Hanno Behrens: Arthur Schönbein
  • Sailer_Behrens: Arthur Schönbein

2 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..