Über die Ligaspiele kommen die Spieler des SV Darmstadt 98 aktuell kaum dazu, Selbstbewusstsein zu tanken. Auch wenn dem Verein noch kein vereinseigener Sportpsychologe oder Mentaltrainer zur Seite steht, ist das Thema mentale Gesundheit am Böllenfalltor durchaus ein wichtiges.
Florian Kohfeldt nahm die Frage eines Journalisten mit Humor, ob ihm denn angesichts der sportlichen Durststrecke schon entsprechende Bewerbungen vorliegen, widmete sich dann aber mit entsprechender Ernsthaftigkeit dem wichtigen Thema: „Nein, habe ich noch nicht bekommen. Die Ferndiagnose scheint noch nicht so schlimm zu sein bei uns. Also ich kann da nicht dienen mit diesen Anfragen“, sagte er mit einem Schmunzeln auf der Pressekonferenz vor dem Spiel gegen den FC Schalke 04.
Worum ging es? Beim ebenfalls kriselnden Bundesligisten 1. FC Heidenheim rückte das Thema Mentaltraining zuletzt kurios in den Fokus. Trainer Frank Schmidt berichtete nach der Niederlage gegen Mainz etwas ironisch: „Wahrscheinlich kriegen wir wieder fünf E-Mails von irgendwelchen Sportpsychologen, die wieder die Idee haben. Die kriegen wir jetzt seit kurzer Zeit wieder. Ich frage mich nur: ‚Warum haben wir die die letzten Jahre nicht gebraucht?’“
Strukturen sollen ausgebaut werden
Während Schmidt die plötzliche Flut an Angeboten mit Skepsis betrachtet, sieht Kohfeldt die professionelle Arbeit im mentalen Bereich durchaus als wichtiges Thema: „Aktuell ist es nicht so, dass wir da mit jemandem fest zusammenarbeiten in der Hinsicht“, stellte er klar, fügte aber hinzu: „Es ist mit Sicherheit ein Bestandteil. Wir wollen diese Strukturen weiter aufbauen, um in allen Bereichen auf Top-Niveau arbeiten zu können.“
Kohfeldt holt sich selber Unterstützung
Bei Werder Bremen hätten er und seine Mannschaft sehr lange und „sehr erfolgreich mit einem Mentaltrainer oder einem Psychologen zusammengearbeitet“. Der Lilien-Coach selber holt sich auch weiterhin Unterstützung von außen. „Ich persönlich habe jemanden, mit dem ich mir aktuell immer mal wieder ein Feedback hole – um dann vielleicht gewisse Dinge besser einschätzen zu können, auch mit der Mannschaft“, erklärte der 42-Jährige.
Auch Lilien-Profi Philipp Förster nutzt mentale Techniken, um sich innerlich auszubalancieren. So baut der Offensivspieler auf Meditation. „Daraus ziehe ich meine Kraft und meine Stärke. Es tut mir unheimlich gut, meine Gedanken zu sortieren, zur Ruhe zu kommen, abzuschalten“, sagte er zu Beginn des Jahres im Gespräch mit dem Lilienblog.
Erfolgserlebnisse im Training generieren
Um seinen Spielern abseits der Ligaspiele wieder mehr Selbstbewusstsein in Form von Erfolgserlebnissen einzuimpfen, arbeite man im Training mit entsprechenden Spielformen. „Dabei geht es dann darum, auf relativ einfache Art und Weise Tore zu erzielen, um dieses Erfolgserlebnis auch wieder zu spüren“, erklärte der Lilien-Coach. Vielleicht übertragen seine Spieler dies ja bereits gegen Schalke in den aktuell ziemlich tristen Liga-Alltag.
Autor: Christoph Sicars
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Bildquellen
- EBS-SVD-2024-25-udvm-0010: Arthur Schönbein