Website-Icon Lilienblog

Wie sich die Lilien selbst um den Erfolg bringen

Florian Kohfeldt, Eintracht Braunschweig - SV Darmstadt 98

Florian Kohfeldt, Eintracht Braunschweig - SV Darmstadt 98

Florian Kohfeldt ist nach eigener Aussage kein Fan von Statistiken. Und doch führte der Coach des SV Darmstadt 98 nach der Niederlage gegen Köln die sogenannten Expected Points (erwartete Punkte, kurz: xPts, siehe Erklärung) an. Demnach müssten die Lilien deutlich mehr Punkte haben.

Die Mannschaft liegt dort nach 26 Spieltagen tatsächlich fünf Punkte hinter dem statistischen Erwartungswert. Nur Hertha BSC und der SSV Ulm 1846 haben eine noch größere Differenz zwischen erwarteten und tatsächlichen Punkten. Auch deswegen rangieren diese beiden Teams in der realen Tabelle hinter den Lilien – zumindest noch. Mit den (statistisch) zu erwartenden Punkten lägen die Lilien auf Rang acht – statt wie tatsächlich auf Rang 13.

Woran das liegt? Erkenntnisse liefert da eine deutlich handfestere Statistik: die Kartenbilanz. Dort steht der SV Darmstadt 98 mit 63 Gelben und jeweils zwei Gelb-Roten und zwei Roten Karten aktuell auf dem 15. Rang und damit nur knapp vor den Kellerkindern der realen Punkte-Tabelle Regensburg, Ulm und Braunschweig. Tatsächlich haben sich die Lilien durch überharten Einsatz gerade in den vergangenen Spielen immer wieder selbst um den – zumindest statistisch gesehen verdienten – Lohn gebracht.

Bärendienste von Hornby, Boetius und Nürnberger

In Köln war es Fraser Hornby, nach dessen Gelb-Roter Karte die Partie zu Gunsten der Gastgeber kippte. Gegen Schalke holte sich Mannschaftskapitän Clemens Riedel bei einem Gerangel vor einem Eckball die fünfte Gelbe Karte. Er fehlte beim 1:4 in Magdeburg, wo sich die Innenverteidigung dann besonders in der letzten halben Stunde als extrem löchrig erwies.

Gegen Braunschweig liefen die Lilien rund eine halbe Stunde in Unterzahl vergeblich dem 0:1-Rückstand hinterher, nachdem Jean-Paul Boetius Gelb-Rot gesehen hatte. Und Stammspieler Fabian Nürnberger katapultierte sich mit seinem Blackout gegen Elversberg gleich für fünf Spiele auf die Strafbank und fehlte so dem Team.

Für den Rest der Saison gibt es bereits die nächsten Kandidaten für Sperren: Aleksandar Vukotic steht bei neun Gelben Karten, Matej Maglica, Nürnberger und Hornby bei vier Verwarnungen, ebenso wie die derzeit kranken beziehungsweise verletzten Philipp Förster und Kai Klefisch.

Angeblich systematische Benachteiligung ist Unsinn

Behauptungen über eine systematische Benachteiligung der Lilien entspringen dabei aber vor allem einer enttäuschten Fanseele. Handfeste Belege gibt es dafür nicht. Alle vier Hinausstellungen gegen den SV Darmstadt 98 (hinzu kommt noch Rot für Othmane El Idrissi am ersten Spieltag) waren jedenfalls gerechtfertigt. Strittige Szenen werden vom VAR gecheckt. Und seit dessen Einführung gibt es so gut wie keine spielentscheidenden Fehlentscheidungen mehr.

Über die Schiedsrichter zu mosern bringt ohnehin nichts. Die Lilien haben es vielmehr in der eigenen Hand – indem sie ihre Chancen besser nutzen (xPts) und die Saison ohne weitere Hinausstellungen und mit möglichst wenigen Gelb-Sperren zu Ende spielen. Kohfeldt sah es nach dem Köln-Spiel ganz ähnlich: Für etwas Zählbares habe seiner Mannschaft „der Schuss Cleverness“ gefehlt, sagte er. Und das war eben nicht zum ersten Mal in der Saison der Fall.

Was aber auch zur Wahrheit des Köln-Spiels gehört: Der Expected-Goals-Wert (erwartete Tore, kurz: xGoals) der Kölner war mit 3,08 mehr als doppelt so hoch wie der der Lilien. Insofern sprach zumindest in dieser Partie diese Statistik klar gegen den SV Darmstadt 98.

Euch gefällt der Lilienblog? Dann unterstützt unsere Arbeit HIER und fördert die Medienvielfalt in Südhessen und rund um den SV Darmstadt.

Bildquellen

  • EBS-SVD-2024-25-udvm-0049: Arthur Schönbein
Die mobile Version verlassen