Tobias Kempe: Habe nie gesagt, dass ich meine Karriere beende

Beim SV Darmstadt 98 ist für Tobias Kempe nach Saisonende als Spieler Schluss. Aber dass er seine aktive Karriere komplett beende, habe er nie gesagt, stellte die 35 Jahre alte Lilien-Legende am Mittwoch klar. Was er genau vorhat, wollte er noch nicht verraten. Sein ganzer Fokus liege derzeit darauf, die letzten drei Spiele für die Lilien komplett aufzusaugen und zu genießen.

Tobi, die letzten Wochen in Darmstadt sind nun angebrochen. Wie emotional ist das für dich?

Die letzten Tage waren sehr bewegend, mit der Verkündung und dass es damit jetzt öffentlich ist. Ich habe so viel positives Feedback erhalten. Das tut mir natürlich sehr, sehr gut. Ich denke, da habe ich nicht allzu viel falsch gemacht. Und jetzt haben wir noch zwei Heimspiele und ein sehr emotionales Auswärtsspiel mit einer richtig coolen Kulisse. Die werde ich so weit es geht aufsaugen und genießen.

Zehn der vergangenen elf Jahre hast du als Spieler beim SV Darmstadt 98 verbracht. Wie viel lässt du jetzt hier hinter dir? 

Die zehn Jahre waren natürlich mit vielen Auf-und-Abs, mit vielen emotionalen Spielen, vielen Fights. Wir haben mal gegen Abstieg gespielt, aber zwei Aufstiege waren auch dabei. Es ist viel zusammengekommen. Wenn ich alle besonderen Spiele und Momente erzählen würde, stehen wir morgen noch hier. Aber natürlich ist es auch irgendwann vorbei bei einem Verein.

„Wir haben eine super Lösung gefunden“
Tobias Kempe

Wie schwer ist es dir gefallen zu sagen: Schluss mit Darmstadt, zumindest als Spieler?

Wir hatten sensationelle Gespräche, auch schon über längere Zeit. Gerade mit Paul Fernie und Florian Kohfeldt bin ich eigentlich die ganze Zeit im Austausch gewesen. Wir haben auf jeden Fall eine super Lösung gefunden.

Du bist ja ein ehrgeiziger Typ. Wie schwer war es für dich, jetzt nicht mehr zum absoluten Stamm der Mannschaft zu gehören und viel auf der Bank zu sitzen?

Das ist ja natürlich auch ein Grund, dass ich nicht gerne auf der Bank gesessen habe oder sitze. Das ist ja jedem bewusst. Aber das gehört auch dazu. Irgendwann kommt die Jugend hoch.

Zuletzt meist nur noch Ersatz – Tobias Kempe

Zeichnet sich schon etwas ab für deine Zukunft?

Es ist ja klar, dass jetzt jeder ein bisschen spekuliert, was ich danach mache. Aber ich habe jetzt erst mal meinen Abschied von Darmstadt bekannt gegeben. Was dann kommt, werde ich sehen. Ich habe mir jetzt noch keine Gedanken darüber gemacht. Jetzt werde ich mich erst mal komplett auf diese drei Wochen konzentrieren.

Ich habe dich ja schon so verstanden, dass du dir jetzt nicht ganz in die Karten schauen lassen willst, was nach der Saison kommt …

(An den Lilienblog-Reporter) Du kennst mich gut, ne? (grinst)

Ja. Seit über zehn Jahren. Aber kann es denn zumindest sein, dass man Tobias Kempe nächste Saison noch irgendwo anders als Spieler erlebt?

Ich will mich jetzt noch nicht dazu äußern. Da könnt ihr gerne spekulieren. Da freue ich mich sogar drüber. Es hieß ja auch, dass ich meine Karriere beenden werde. Das habe ich ja nie gesagt. Man wird sehen, was kommt.

Du bist eben nach dem Training hier an den Fans vorbeigekommen und hast Autogramme gegeben. Dazu jedes Wochenende in einem oft vollen Stadion, die Stimmung dort – wird dir das fehlen? Oder denkst Du schon: Endlich mal am Wochenende frei?

Sowohl als auch. Das wird sich über die Zeit auch entwickeln. Wer das nicht vermisst, war kein Fußballer für mich. Und wie gesagt: Ich habe mich da noch nicht entschieden, meine Fußballschuhe an den Nagel zu hängen.

Wie blickst du auf das nächste Spiel gegen den Hamburger SV?

Das ist ein guter Gegner, der zu uns kommt. Für den HSV geht es noch um ganz viel dieses Jahr. Und wir freuen uns natürlich sehr darauf, sie hier zu empfangen. Wir können noch ein bisschen in der Tabelle klettern. Unser Ziel ist es, die drei letzten Spiele zu gewinnen, ganz klar.

Hast du denn schon ein bisschen Angst vor dem, was am letzten Spieltag mit dir passiert?

Ja, natürlich, brutal (ringt um Fassung). Das letzte Mal hier aufzulaufen, quasi in meinem Wohnzimmer als Spieler, wird natürlich nicht nur für mich emotional werden, sondern für meine Freunde, Familie, Zuschauer, Fans – für  alle, die dabei sind.

Seit du im Jahr 2014 ans Böllenfalltor gekommen bist, hat sich viel verändert. Spontan: Was ist die größte Veränderung?

Ich glaube, da habt ihr gerade einen perfekten Blick darauf (Anmerkung: im Hintergrund ist das runderneuerte Stadion zu sehen). Und wir stehen auf einem sensationellen Rasenplatz. Wie sich das hier alles entwickelt hat, die ganze Infrastruktur, ist schon etwas Besonderes. Aber auch drumherum ist viel passiert. Die Fanbase hat sich vergrößert, die Mitgliederzahlen sind gestiegen. Da bin ich schon sehr stolz darauf, diese ganze Zeit miterlebt zu haben.

(Aufgezeichnet in einer Medienrunde mit Tobias Kempe am Mittwoch)

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