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Sportdirektor Paul Fernie betont die Bedeutung von Transfereinnahmen für den SV Darmstadt 98 und verrät, warum der Verein trotzdem weder Isac Lidberg noch einen anderen Leistungsträger verkauft hat. Zudem räumt er ein, dass die Lilien sich zeitweise mit einer Verstärkung für die rechte Abwehrseite befasst haben.

Paul, wie fällt deine Bilanz für den Saisonstart aus?

Wir sind gut gestartet. Ich bin nicht nur mit den ersten fünf Spielen zufrieden, sondern auch mit der gesamten Vorbereitungsphase. Wir haben ein geiles Spiel gegen Bochum am ersten Spieltag gesehen. Das Auswärtsspiel in Nürnberg war ein hartes Stück Arbeit. Die erste Pokalrunde ist immer besonders und schwierig, aber wir sind eine Runde weitergekommen. Gegen Hertha hier am Böllenfalltor haben wir ein spannendes Spiel gesehen, bei dem ich noch immer nicht weiß, wie das 0:0 ausgehen konnte. Auch im Spiel in Kaiserslautern haben wir unserem Matchplan gut umgesetzt. Dass wir es nicht hinbekommen, das Spiel über die Bühne zu kriegen, war wieder ein Lernmoment für uns. Also, wir sind mit 7 Punkte gut gestartet. Aber mehr auch nicht. Wir freuen uns jetzt, am Wochenende hier am Bölle gegen Braunschweig zu spielen.

Wie weit schöpft die Mannschaft ihr Potenzial schon aus? 

Ich glaube, es ist immer mehr drin. Eine Mannschaft ist nie am Ende ihrer Entwicklung. Ich erwarte, dass die Mannschaft weiterentwickelt wird, genauso wie alle Mitarbeiter. Wir müssen agieren, reagieren, von Woche zu Woche, und immer das Ziel haben, uns zu verbessern. Wir wollen immer gewinnen, wir wollen immer punkten, aber gleichzeitig, wenn man gewinnt oder verliert oder unentschieden spielt, immer diesen Lernmoment herauszuziehen.

Florian Kohfeldt hatte für das Ende der Transferperiode angekündigt, ein konkretes Saisonziel mit Hard Facts zu kommunizieren. Jetzt ist die Transferperiode vorbei …

Das Saisonziel ist natürlich eine Lieblingsfrage von Journalistenseite (grinst). Für mich hat das viele Seiten. Wir wollen weiter an unserer Kontinuität und Konstanz arbeiten. Denn im Sport ist es das Schwierigste, auf Dauer Leistung abzurufen. Wir wollen kontinuierlich an einer Spielidee arbeiten und sie weiterentwickeln. Gleichzeitig wollen wir unsere Spieler entwickeln. Und wir wollen Fußballspiele gewinnen, das ist das oberste Ziel.

Und welchen Platz wollt ihr jetzt erreichen?

Darauf komme ich jetzt: Ein Ziel ist, auf jeden Fall besser zu werden als letzte Saison – mit der Hoffnung auf einen einstelligen Tabellenplatz. Sollten sich diese beiden Hoffnungen erfüllen, würde das bedeuten, dass wir besser performt haben als unsere finanziellen Möglichkeiten im Ligavergleich sind. Aber das konkret einzuschätzen, analytisch einzuschätzen, ist nach vier Spieltagen meiner Meinung nach nicht machbar. Das ist vielleicht eine Frage, die man in der Winterpause vertiefen kann.

Wie siehst du den Kader? Gibt es da aus deiner Sicht noch Baustellen?

Ich glaube, dass wir sehr zufrieden sein können mit unserem Transferfenster. Wir hatten angekündigt, dass es eher um Feintuning geht, statt um einen Riesen-Umbruch wie letztes Jahr im Sommer. Das haben wir umgesetzt. Wichtig war, weiter an unserer Achse zu arbeiten, wo die Verpflichtung von Patric Pfeiffer unglaublich wichtig für uns war. Gleichzeitig hatten wir gesagt, dass es uns wichtig ist, unsere Leistungsträger zu halten. Das ist uns auch gelungen, sage ich mal vorsichtig, weil es Transferfenster gibt, die noch offen sind in anderen Ländern.

Seid ihr denn mal ins Grübeln gekommen, einen Leistungsträger abzugeben?

Gar nicht. Ich kann sagen, dass es von Anfang des Transferfensters bis zum letzten Tag Interesse, teilweise großes Interesse, Anfragen und Angebote gab. Aber wir haben gesagt, wir werden nur etwas machen, wenn es sportlich Sinn macht und finanziell Sinn macht. Was ich auch sagen kann: Es ist außergewöhnlich, dass keiner von unseren Leistungsträgern mit dem Wunsch angeklopft hat wegzugehen. Das habe ich selten erlebt. Das spricht für uns als Verein. Die Jungs fühlen sich sehr wohl hier und glauben an die Entwicklung. Aber wir sind ein Verein, der darauf angewiesen ist, Spieler zu verkaufen. Das muss ich betonen. Das ist eine Vereinsstrategie. Auch das haben wir gut umgesetzt mit fünf Spieleverkäufen: Andi Müller, Karol Niemczycki, Filip Stojilkovic, Oscar Vilhelmsson und Clemens Riedel sind alle verkauft worden im Sommer.

Allerdings teilweise mit Verlust wie Vilhelmsson oder Stojilkovic …

Das bestätige ich nicht.

Aber das liegt auf der Hand …

Aber nehmen wir zum Beispiel Andy Müller. Das hat mich ein Stück weit überrascht am Anfang der Vorbereitungsphase. Aber das war auch ein Moment für uns, in dem wir die Möglichkeit gesehen haben, Geld zu verdienen. Ich glaube, es ist enorm wichtig, den richtigen Moment zu finden, um Spieler zu verkaufen. Das haben wir mit den fünf genannten Spielern gut umgesetzt. Besonders glücklich bin ich, wie das mit Clemens Riedel passiert ist. Es ist – wie schon früher gesagt – eine tolle Geschichte, dass einer von unseren ausgebildeten NLZ-Spielern in La Liga spielt. Alle sind Gewinner dieses Transfers. Der hatte sich, wenn wir ehrlich sind, am Ende der vergangenen Saison bereits angekündigt. Es war also keine Überraschung. Aus diesen Gründen sind wir auch in Vorleistung gegangen mit Patric Pfeiffer als Ersatz für Clemens Riedel.

Hattet ihr wirklich zwischendurch keine Sorge, dass Lidberg den Verein verlässt? Zum Beispiel, wenn ein englischer Mittelklasseverein zehn Millionen Euro geboten hätte?

Wir hatten festgelegt, wo unsere finanziellen Ablöseerwartungen liegen. Wir wissen, wie wichtig Isac für uns ist. Er passt einfach wie Faust auf Auge hier am Bölle mit seiner Art, seiner kämpferischen Art, seiner läuferischen Art und seiner Härte. Ich wiederhole mich: Einen Transfer umzusetzen, muss sportlich und finanziell Sinn machen. Das ist nicht der Fall gewesen. Zu England: Das ist natürlich eine riesige Diskussion momentan im Weltfußball, wie viel Geld da rumschwappt. Und da wäre es erst recht unverantwortlich, Spieler zu günstig zu verkaufen.

Kommen wir noch mal zurück auf mögliche Neuverpflichtungen. Auf der rechten Abwehrseite seid ihr ja ein bisschen dünn besetzt, weil Sergio Lopez verletzt war und Matthias Bader auch noch Zeit braucht. Habt ihr da nicht über einen Rechtverteidiger nachgedacht?

Ein Transferfenster hat so viel Dynamik. Sachen ändern sich gefühlt fast jede Stunde. Du musst die Finger am Puls haben, intern und extern. Was die rechte Position betrifft, war das eine Überlegung in der letzten Woche des Transferfensters, aber nur abhängig vom Verletzungsstand von Sergio und Matze. Sergio hat die Woche vor Kaiserslautern sehr gut verkraftet. Es war dann die Frage, wie er die Minuten in Kaiserslautern verkraftet. Das war auch im grünen Bereich. Dann hat er ein super Testspiel absolviert gegen Mannheim. Von daher gibt es diese Fragen bei Sergio nicht mehr. Bei Matze verlasse ich mich auf unsere medizinische Abteilung, dass er hoffentlich in den nächsten zwei Wochen wieder mit der Mannschaft auf dem Platz stehen kann. Wenn beide fit sind, haben wir zwei sehr gute Optionen für die 2. Bundesliga. Auf allen Positionen müssen wir die Augen offen haben Richtung Winter, weil wir immer in der Lage sein müssen zu reagieren – in alle Richtungen.

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Bildquellen

  • Paul Fernie: Arthur Schönbein

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