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Die Kirsche oder die vorzeitigen Vertragsverlängerungen bei den Trainern Frings und Lieberknecht – der scheidende Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch hat im Rückblick auf seine Amtszeit Fehler eingeräumt. Im Nachhinein sei man eben immer klüger. Aber das seien keine existenzbedrohenden Themen gewesen und in der Regel sei man daraus gestärkt hervorgegangen, sagte Fritsch im dritten Teil des großen Lilienblog-Abschiedsinterviews.

Es gab in ihrer Amtszeit aber nicht nur Erfolge. Wie geht man damit um?

Ich glaube, nirgends geht es immer nur bergauf. Dellen gehören dazu. Aus Dellen lernt man. Man darf halt nur nicht zu viele Dellen haben – und eine Delle darf nicht zu tief sein. Wenn man sich die Gesamtentwicklung anguckt – Finanzen, Strukturen, Sport -, dann haben wir nicht so viel falsch gemacht. Ich glaube, wir haben keine große Fehlentscheidung getroffen. Und aus den Dellen sind wir meistens auch stärker rausgekommen, als wir es vorher waren.

Wie war es denn mit den beiden vorzeitigen Vertragsverlängerungen mit Torsten Frings und Torsten Lieberknecht, für die es viel Kritik gab?

Wenn es um Themen geht, die man hätte besser machen können, dann lasse ich mich darauf ein. Aber da sieht man auch: In anderen Vereinen geht es um existenzbedrohende Themen und wir reden jetzt darüber, ob man einem Trainer anstatt zwei Jahre vielleicht nur ein Jahr Vertrag hätte geben müssen. Das sind ja im Vergleich relativ überschaubare Diskussionen, da hatten und haben andere Vereine tiefergreifendere Probleme. Konkret gab es in beiden Fällen aber auch Unterschiede.

Und die waren?

Torsten Frings hat mit uns eine Top-Rückrunde in der Bundesliga-Saison 2016/17 gespielt, galt zu diesem Zeitpunkt als Shooting Star der neuen Trainergeneration. Da mussten wir uns überlegen: Warten wir, was bis Sommer passiert oder sprechen wir ihm vorzeitig das Vertrauen aus. Im Nachhinein ist man dann natürlich immer klüger. Aber wenn Torsten Frings zu der Zeit gesagt hätte, dass er den Verein verlässt, weil wir ihm kein geeignetes Angebot gemacht haben, hätte ich dieselben Leute mal hören wollen, die im Nachhinein über die Vertragsverlängerung geschimpft haben.

Und bei Torsten Lieberknecht?

Wir wussten, dass Torsten mit seiner Trainer-Vita und seiner besonderen, angenehmen Art ein gefragter Mann auf dem Trainermarkt ist und auch bei einem vorzeitigen Ende bei uns wieder schnell ein Engagement bekommen sollte, . Das Risiko, ihn bis zum Ende bezahlen zu können müssen, war überschaubar. Und so ist es ja dann auch gekommen.

Rüdiger Fritsch war immer bekannt für einen flotten Spruch. Haben sie sich manchmal im Nachhinein gesagt: „Hätte ich mal lieber den Mund gehalten“?

Natürlich muss man als oberster Repräsentant eines Klubs immer seriös sein. Aber ich glaube, man kann seine Stärken nur vermitteln, wenn man sich so gibt, wie man ist. Und da gehört dazu, dass man sich nicht verstellt und authentisch ist. Wenn mir etwas Lustiges einfällt, dann sage ich das. Ich glaube, da ist über 13 Jahre dann letztlich nur meine Aussage aus dem Obstbereich ein bisschen schwieriger gewesen (lacht).

Der Satz mit der Torte und der Kirsche nach der verpassten Zweitliga-Meisterschaft ist vielen Anhängern in der Tat negativ aufgestoßen. Die haben sich geärgert, dass man einfach so über ein paar Millionen Euro Fernsehgelder hinweggegangen ist. Verständnis dafür?

Ja, totales Verständnis. Aber das haben wir ja meines Erachtens auch aufgearbeitet. Und ganz wichtig ist mir nochmal den Kontext. herauszustellen: Die Aussage wurde teilweise so dargestellt, als hätte ich vor dem letzten Spiel in Fürth gesagt: Scheiß auf die 2 Millionen Euro Fernsehgelder. Natürlich hätten wir alle gerne in Fürth gewonnen und wären Erster der 2. Liga geworden. Ist doch klar. Aber als das nicht gelungen ist, wollte ich auf der Aufstiegsfeier auf dem Karolinenplatz nicht, dass wir traurig sind, obwohl wir aufgestiegen sind. Dass ich das nach dem Spiel gesagt habe und nicht vor dem Spiel, war für mein Empfinden ein ganz entscheidender Faktor, mit dem die Aussage eine andere Wertung bekommt.

Bildquellen

  • IMG_3474: Stephan Köhnlein

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