Große Fußstapfen, große Herausforderungen und die Herzensgeschichte SV Darmstadt 98 – nach der Mitgliederversammlung stellte sich Markus Pfitzner am Dienstagabend seinem ersten Interview als neuer Lilien-Präsident.
Markus Pfitzner, Glückwunsch zur Wahl. Wie haben sie den Abend erlebt?
Das ist ein besonderer Moment. Rüdiger Fritsch und Hans Kessler waren herausragende Präsidenten. Von daher bin ich überglücklich, dass es einen so hohen Grad an Unterstützung gegeben hat für unsere Ziele und für das, was wir bewegen wollen. Das war ein Stück Darmstadt 98, Gemeinschaft, Lilienfamilie. Das hat mir sehr gut gefallen. Dafür bin ich sehr dankbar.
Sie haben erzählt, wie eng sie mit den Lilien seit vielen Jahren verbunden sind. Wie emotional war der Abend für sie persönlich?
Ich bin ein Kind dieses Vereins, bin mit den Lilien groß geworden. Darüber habe gesprochen, weil ich finde, dass es wichtig für die Leute ist, meinen Background ein bisschen zu verstehen. Darmstadt 98 ist auf alle Fälle eine Herzensgeschichte. Und trotzdem wollen wir die Kraft haben, Dinge neu zu gestalten, Dinge zu verändern und eben nicht nur Tradition zu bewahren, sondern auch ein Stückchen nach vorne zu denken.
Wie groß sind die Fußstapfen von Rüdiger Fritsch?
Richtig groß. Als ich mich vorne hinstellte, um meine Kurzvorstellung zu machen, war mir auch bewusst, dass das wirklich große Fußstapfen sind. Ich nehme das mit Demut und auf der anderen Seite aber auch als Ambition, zusammen mit einem starken Team, den Verein ein Stück weit in die richtige Richtung fortentwickeln zu können.
Was haben sie denn da vor?
Wir müssen die Balance finden. Es geht zum einen darum, das zu kräftigen, was uns stark macht. Wir haben viel darüber gesprochen, dass wir nicht der Klub mit den größten Umsätzen, nicht der Klub mit der größten Stadt und nicht der Klub mit der größten Wirtschaftskraft sind. Unser Klebstoff, unsere Superkraft, sind das Zusammenhalten, das harte akribische Arbeiten. Das wollen wir weiter zu fördern. Und auf der anderen Seite wollen wir genauso offen zu sein, in einem super dynamischen Umfeld Profisport zu schauen, wie die Dinge sich entwickeln und was wir tun müssen, auch bei Darmstadt 98, um in diesem harten Wettbewerb weiter bestehen zu können.
Sie haben 15 Jahre im Präsidium mit Rüdiger Fritsch zusammengearbeitet. Was haben sie von ihm mitgenommen?
Rüdiger ist immer – auch in harten Stresssituationen – cool geblieben. Er hat es geschafft, und das finde ich bewundernswert, unter Druck diese Ruhe auszustrahlen, die ein Verein braucht. Das hat mir immer imponiert. Aber wir haben so viel gemeinsam erlebt, da gibt es noch viele andere Punkte, bei denen ich hoffe, mir das eine oder andere abgeschaut zu haben und es dann bei mir selbst umzusetzen.
Was können sie für neue Impulse setzen, für die Rüdiger Fritsch möglicherweise nicht der Typ da war?
Ich will das nicht überbewerten. Rüdiger wurde manchmal als ein bisschen abgegrenzt von den Fans gesehen. Doch wenn man zum Beispiel sieht, dass die Süd ihm ein Banner zum Abschied gemacht, dann glaube ich, dass da viel mehr Verbindung war, als man von außen manchmal gesehen hat. Aber natürlich werde ich meinen eigenen Weg gehen, mit meiner eigenen Persönlichkeit, mit dem, wie ich in diesem Verein auch gewachsen bin. Ich werde offen auf die Menschen zugehen und versuchen, die Lilienfamilie nicht nur zusammenzuhalten, sondern zu stärken und mit meiner Persönlichkeit ein Stückchen auch einen neuen Kurs einzuschlagen.
Was ist das Erste, was sie jetzt angehen werden?
Heute Abend werden wir erst mal zusammensitzen und uns in der Lilienschenke zehn Minuten Zeit nehmen und das alles mal kurz genießen. Natürlich war nach so einer langen Zeit wie mit Rüdiger eine gewisse Anspannung da, auch ein großer Respekt vor der Aufgabe. Und der ist auch immer noch da. Aber heute Abend wollen wir uns erstmal gemeinsam freuen, dass wir so ein tolles Ergebnis erreicht haben.
Glauben sie, dass sie auch 13 Jahre als Präsident durchhalten?
Oh Gott (lacht). Das kann ich mir heute Abend natürlich überhaupt nicht vorstellen. Und das ist in dieser Konstellation bei Darmstadt 98 einmalig, aber auch insgesamt im Profifußball. Ich glaube, da muss man Realist sein. Für mich und das Team gilt es jetzt, Stück für Stück, Schritt für Schritt auf den Dingen aufzubauen, unser eigenes Profil zu schärfen und auch neue Themen anzugehen. 13 Jahre sind eine verdammt lange Zeit.
(Aufgezeichnet in der Medienrunde mit Markus Pfitzner nach der Mitgliederversammlung am Dienstagabend)
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Bildquellen
- IMG_5283: Stephan Köhnlein