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2024 kam Merveille Papela von Mainz zum SV Darmstadt 98. Bei den Lilien lässt er seine Fähigkeiten immer wieder aufblitzen – in der Startelf konnte er sich in anderthalb Jahren am Böllenfalltor aber noch nicht etablieren. Auffällig außerdem: der 24-Jährige scheint unter Florian Kohfeldt keine feste Position zu haben, kommt mal im Mittelfeld, mal als Verteidiger zum Einsatz.

Mit dem Lilienblog sprach Merveille Papela über seinen Werdegang zum Profi, seine Rolle im System Kohfeldt, seine Französischkenntnisse – und welches persönliche Ziel er für sich im Sommer verwirklichen will.

Mey, wusstest du eigentlich, dass dein früherer Mitspieler Leon Robinson dich vor kurzem den „am meisten unterschätzen Spieler der 2. Liga“ genannt hat?  

Ja, das Video habe ich gesehen, das hat ein Kumpel mir geschickt. Leon kenne ich noch aus der Jugendzeit, wir haben bei Mainz 05 zusammengespielt. Ein super Junge, auch fußballerisch. Die letzten Spiele hat er sich beim 1. FC Kaiserslautern auf der Innenverteidiger-Position durchgesetzt. Das freut mich für ihn und ich hoffe, dass er weiter Gas gibt.

Auch Jonathan Burkardt hat angeblich von dir geschwärmt, du seist in Mainz einer der Besten im Training gewesen. Und auch Florian Kohfeldt sagt, du seist einer der besten Balleroberer der Liga. Und trotz all dieser Lobeshymnen stehst du meistens nicht in der Startelf der Lilien. Woran liegt das? 

Erstmal freut es mich für Johnny, wie er seinen Weg gegangen ist, jedes Wochenende performt und Tore schießt. Es ist schön, von anderen Spielern zu hören, ich sei unterschätzt. Ich versuche zu beeinflussen, was ich beeinflussen kann: im Training Gas geben und, wenn ich Minuten kriege, auch auf dem Feld. Ob ich in der Startelf stehe, ist die Entscheidung des Trainers. Ich kann nur versuchen, es ihm so schwer wie möglich zu machen, mich nicht zu berücksichtigen.

Wie bist du zum Fußball gekommen? War es schon immer dein Kindheitstraum, Profifußballer zu werden? 

Ja. Ich habe mit drei Jahren angefangen. Dann gab es mal eine kurze Zeit, da wollte ich nicht mehr Fußball spielen. Aber mein Vater hat mein Talent gesehen. Auch der Trainer bei den Bambini hat meinen Vater auf mein Potenzial aufmerksam gemacht. Danach hat mich mein Vater buchstäblich jeden Tag zum Training getragen. Rückblickend bin ich ihm sehr dankbar und denke, es war die richtige Entscheidung weiterzumachen.

Merveille Papela, SV Darmstadt 98

„Box-to-Box-Spieler beschreibt meinen Spielstil sehr gut.“

Wann hast du das erste Mal gemerkt, dass es zum Profi reichen könnte?  

In der Jugend habe ich recht gute Leistungen gebracht, in allen Jahrgängen. Dann wurde ich Jugendnationalspieler und habe auch dort die Jahrgänge durchlaufen. Man geht Schritt für Schritt seinen Weg und schaut man am Ende, ob es reicht oder nicht. Ich bin sehr froh und auch stolz, auf meinen bisherigen Karriereweg.

Du hast fast deine gesamte Karriere in Mainz verbracht, bist im Sommer 2024 nach Darmstadt gewechselt. Wie bewertest du den Wechsel knapp heute? 

Ich war rund 13 Jahre in Mainz. Es waren viele schöne Momente, Höhen, aber auch Tiefen, wie es im Fußball üblich ist. Was mir bei meinem Wechsel nach Darmstadt wichtig war: Darmstadt ist ein super Verein, außerdem nah an der Familie in Mainz. Letztendlich bin ich sehr zufrieden, hier zu sein.

Bei einem Blick auf deine Leistungsdaten aus dieser Saison, fällt auf, dass du schon auf verschiedenen Positionen zum Einsatz gekommen bist: auf der Sechs, als Rechtsverteidiger, zuletzt in Hannover im offensiven Mittelfeld. Wie erlebst du das, auf so vielen unterschiedlichen Positionen zu spielen?   

Ich denke, das zeigt, dass ich ein sehr vielseitiger Spieler bin, mit vielen Stärken, die sich auf vielen Positionen einsetzen lassen. Ich versuche der Mannschaft zu helfen, wo es geht und jede Position anzunehmen, und gleichzeitig mich in die Startelf zu spielen.

Hast du eine Lieblingsposition, auf der du dich am wohlsten fühlst?  

Ja, meine Lieblingsposition ist die Acht. Box-to-Box-Spieler beschreibt meinen Spielstil sehr gut. Sowohl vorne als auch hinten, sehr dynamisch.

Die klassische Acht gibt es im bevorzugten System von Florian Kohfeldt nicht. Ist das auch ein Grund für deine relativ wenigen Startelfeinsätze?  

Das kann gut sein. Aber ich bin ein Mensch, der keine Ausreden sucht. Ich denke, es ist wichtig vielseitige Spieler im Kader zu haben, und dass der Trainer das auch zu schätzen weiß. Gegen Hertha bin ich als Rechtsverteidiger eingesprungen. In anderen Spielen mal im offensiven, mal im defensiven Mittelfeld. Das Wichtigste ist, immer bereit zu sein und die Position anzunehmen.

Mit welchem Spieler verbringst du abseits des Platzes die meiste Zeit?   

Ich verstehe mich mit jedem aus der Mannschaft sehr gut. Djanga (Boetius) kenne ich schon aus meiner Zeit bei Mainz. Er hat mich dort sehr gut aufgenommen, als ich die ersten Schritte im Profibereich gemacht habe. Ihn jetzt hier wiederzutreffen, ist natürlich umso schöner.

Außerdem bist du einer der wenigen Spieler, der sich mit Killian Corredor auf Französisch unterhalten kann …

Ja, das stimmt. Am Anfang waren Killian und ich immer sehr nah beieinander. Mittlerweile ist Killians Englisch besser geworden. Er kann sich auch mit anderen Spielern gut verständigen. Anfangs hat er mich gefragt, ob es sinnvoll sei, erst einmal Englisch zu lernen statt Deutsch. Es macht Spaß zuzuhören, wie Killi Französisch spricht. Wenn er mit dir spricht, achtet er nicht darauf, langsam zu reden. Am Anfang war das sehr witzig, da habe ich fast gar nichts verstanden. Ich habe ihm gesagt, ein bisschen langsamer, und dann hat er es in der gleichen Geschwindigkeit wiederholt (lacht). Da musste ich mir irgendwie zusammenreimen, was er meinen könnte.

Merveille Papela, SV Darmstadt 98

„Ich will erfahren, wo meine Eltern groß geworden sind, wo sie gelebt haben.“

Deine Eltern kommen aus dem Kongo, du hast noch drei Geschwister. Wurde bei dir zu Hause denn Französisch gesprochen? 

Im Kongo spricht man Französisch und Lingala. Mit meiner großen Schwester haben meine Eltern beide Sprachen gesprochen. In der Schule hatten wir dazu noch Deutsch und Englisch. Und dann hat meine Schwester mit fünf oder sechs Jahren nicht mehr gesprochen, nur noch Wörter wie „Hallo“, „Mama“, „Papa“. Meine Eltern sind mit ihr zum Arzt gegangen und der meinte, sie spreche zu viele Sprachen, das sei für das Kind nicht so gut. Daraufhin haben sich meine Eltern entschieden, zu Hause nur noch Lingala zu sprechen. Das heißt, mit Französisch bin ich eigentlich kaum aufgewachsen. Viele Vokabeln aus dem Lingala sind aber im Französischen ähnlich. Und mein Französisch hat sich auf jeden Fall verbessert durch die Gespräche mit Killi. Vom perfekten Französisch bin ich aber ehrlich gesagt noch weit entfernt (lacht).

Es gibt einige Spieler, die in Deutschland aufgewachsen sind, Junioren-Länderspiele für Deutschland gemacht haben und dann zu ihrem Heimatland gewechselt sind. Patric Pfeiffer hat etwa erwogen, in Ghana zu spielen. Wäre es für dich eine Option, für den Kongo zu spielen?  

Es ist natürlich etwas Schönes, für dein Heimatland zu spielen. Ich persönlich habe viele Jugendnationalmannschaften hier in Deutschland durchlaufen. Aber das schließt auf jeden Fall nicht aus, für den Kongo zu spielen, wenn sich die Möglichkeit ergibt.

Wie sieht Deine Beziehung zum Kongo aus, fliegst du ab und zu hin? Hast du Verwandte, die dort leben?  

Meine Uroma lebt dort noch, eine sehr starke Frau. Ansonsten habe ich auch Tanten und Onkel im Kongo. Leider hat sich die Möglichkeit für mich noch nicht ergeben, sie zu besuchen. Aber es ist mein großes Ziel hinzufliegen. Hoffentlich klappt es diesen Sommer. Ich will erfahren, wo meine Eltern groß geworden sind, wo sie gelebt haben. Mir ist sehr wichtig, diese Erfahrung zu machen.

Was machst du, wenn du nicht gerade Fußball spielst?  

Wenn wir sonntags frei haben, bin ich mit meiner Familie in der Kirche. Ansonsten unternehme ich etwas mit meinem Bruder oder mit Freunden, Essen gehen zum Beispiel.

Merveille Papela, SV Darmstadt 98

„Das Pokalspiel gegen Schalke war ein Schritt nach vorne.“

Zurück zum Sport: Wie verläuft die bisherige Saison für dich persönlich? Wo hast du möglicherweise noch Luft nach oben? 

Ich bin relativ zufrieden mit meinen Leistungen. Ich denke, ich belebe das Spiel, wenn ich reinkomme. Allerdings kann ich noch torgefährlicher werden. Gegen Hannover hätte es mit dem Pfostenschuss fast geklappt. Das ist definitiv ein Punkt, an dem ich in den nächsten Wochen arbeiten werde.

Ihr steht jetzt im Pokal-Achtelfinale und seid Vierter in der Liga. Wie bewertest du die bisherige Saison aus Sicht des Teams?  

Ich denke, wir sind gut dabei. Das Pokalspiel gegen Schalke war ein Schritt nach vorne. Die Art und Weise, wie wir gespielt haben, war sehr aggressiv und dominant. Das Spiel gegen Bielefeld fand ich auch sehr gut. In Hannover haben wir gegen eine spielstarke Mannschaft, gerade in der zweiten Hälfte ein gutes Gesicht gezeigt. Die Power der letzten Spiele wollen wir weiter einbringen.

Und was ist drin diese Saison für die Lilien?  

Für Prognosen ist es noch zu früh. Ich denke, ich spreche für alle, dass wir einfach versuchen, unsere Leistung Woche für Woche auf den Platz zu bringen.

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Bildquellen

  • IMG_5315: Stephan Köhnlein
  • IMG_5317: Stephan Köhnlein
  • IMG_5318: Stephan Köhnlein
  • h96-SVD-2025-26-blog-0058: Arthur Schönbein

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