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Die Leistung von Hiroki Akiyama in Hannover wollte Florian Kohfeldt nicht überhöhen: „Er hat das entscheidende Tor geschossen, aber ich fand, Killi (Killian Corredor) hatte auch einen ziemlich großen Anteil an dem Tag mit zwei Toren und der Vorlage.” Danach geriet der Trainer aber doch ins Schwärmen über den Sommer-Neuzugang, der sich bislang so nahtlos ins Spiel der Lilien einfügt. „Hiro war von Tag eins an extrem ballsicher und spielintelligent. Er hat sich mit einer rasenden Geschwindigkeit in die Mannschaft integriert, ohne die Möglichkeit, sprachlich zu kommunizieren”, lobt Kohfeldt den 24-Jährigen.

KI am Bölle

Und auch das sprachliche Hindernis scheint teilweise behoben zu sein. Akiyama arbeitet fleißig an seinen Englischkenntnissen, gab letzte Woche auf vereinseigenen Medienkanälen erstmals einen kurzen Satz über sein Heimatland Japan zum Besten. Währenddessen setzen die Verantwortlichen am Böllenfalltor zur Übersetzung auf ein mit Künstlicher Intelligenz (KI) gestütztes Tool. So nutzen Akiyama, sein Landsmann Yosuke Furukawa und der Franzose Killian Corredor spezielle Kopfhörer, um Kohfeldts Ansprachen simultan übersetzt und aufs Ohr zu bekommen – wohlgemerkt auch mit der Stimme des Trainers in ihrer Sprache.

Das Thema hatte in den vergangenen Tagen für Schlagzeilen gesorgt, doch Kohfeldt will um die Technik-Affinität der Darmstädter kein so großes Aufheben machen: „Das wird momentan so ein bisschen als Alleinstellungsmerkmal von uns dargestellt. Aber das kann ich mir nicht vorstellen”, sagt er. Denn in der Tat besteht auch in anderen deutschen Vereinen die Herausforderung mit Spielern, die weder Deutsch noch Englisch können. Dennoch, so stellt der Lilien-Coach klar, seien die KI-Übersetzungen ein „extrem wichtiges Hilfsmittel”, um mit Spielern wie Akiyama zu kommunizieren.

Kohfeldts Rat an Akiyama

Akiyama wurde im Sommer von Albirex Niigata ausgeliehen. Für den japanischen Erstligisten war er seit 2019 aktiv, hatte sich in den vergangenen Jahren zum Leistungsträger entwickelt und die Mannschaft in 18 Spielen als Kapitän aufs Feld geführt. Im Juli, mitten in der japanischen Saison, wagte er den Schritt ins weit entfernte Ausland. Darmstadt ist Akiyamas erste Station außerhalb seiner Heimat Japan. Ein Wechsel, der sich bislang durchaus gelohnt hat: Zwölfmal stand der Rechtsfuß schon in der Startelf, musste erst zweimal auf der Bank Platz nehmen.

Hannover 96 - SV Darmstadt 98

Erzielte in Hannover in der Nachspielzeit den Siegtreffer – Hiroki Akiyama.

Kohfeldt beschreibt Akiyama als sehr wissbegierig. „Das hat zwischendrin mal zu einer Phase geführt, in der man das Gefühl hatte, er verliert seinen natürlichen Instinkt auf dem Platz und will alles machen, was man ihm sagt.” Daraufhin habe man Akiyama in einem langen Gespräch dazu ermutigt, freier und intuitiver zu spielen.

Auch der Berater wurde hinzugezogen

Bei dem Gespräch habe man auch Akiyamas Berater hinzugezogen, was auch mit Blick auf die andere Kultur in Japan geschehen sei. „Dort ist die Rolle des Trainers sehr hoch angesehen, was ich vom Beruflichen her ja ganz cool finde“, erklärt Kohfeldt mit einem Grinsen. Aber genau deshalb habe man mit dem Berater noch jemanden dazwischengeschaltet, der dem Spieler auch noch mal gesagt habe, wie wichtig die Freiheit auf dem Platz sei.

Den Rat hat sich der Sechser offenbar zu Herzen genommen. Mit seiner Ballsicherheit und Übersicht ist Akiyama zum Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Darmstädter gereift – und erzielte darüber hinaus wettbewerbsübergreifend bereits drei Tore. „Er schafft es immer mehr, diese physische Komponente, die du in Deutschland brauchst, mit seiner spielerischen zu verknüpfen”, beschreibt Kohfeldt die „außergewöhnliche Entwicklung” des Japaners.

Momentan wird Akiyama von seiner Familie aus dem Fernen Osten besucht. Es dürfte im Interesse der Lilien liegen, dass auch über die laufende Saison hinaus regelmäßig japanischer Besuch in Südhessen eintrifft – Akiyamas Leihvertrag umfasst eine Kaufoption.

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Bildquellen

  • h96-SVD-2025-26-blog-0069: Arthur Schönbein
  • h96-SVD-2025-26-blog-0066: Arthur Schönbein

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