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Vorab das Positive: Die Lilien haben in Kiel auch nach dem frühen 0:2 und dem 1:3 nicht aufgesteckt, Tobias Kempe hat ein Doppelpack erzielt und … ja und sonst??? Da fällt uns nichts mehr ein. Obwohl das Team von Trainer Dirk Schuster nach der Gelb-Roten Karte für den Kieler Jannik Dehm fast eine komplette Halbzeit in Überzahl spielte, gelang es ihm nicht, das Spiel zu drehen. Schlimmer noch: Kiel kombinierte sich in Unterzahl gegen rat- und planlose Darmstädter noch zum 4:2. Woran lag es? Hier die wichtigsten Gründe:

Die Abwehr außer Rand und Band:

Zehn Gegentore in drei Spielen, es passt hinten nicht mehr. Kapitän Aytac Sulu und Neuzugang Marcel Franke – in den ersten Spielen noch eine sichere Bank – wackeln inzwischen in der Innenverteidigung. Es fehlt die Ordnung im Abwehrverbund. Aber die Probleme beginnen bereits davor. Im defensiven Mittelfeld kommt zum Beispiel Slobodan Medojevic trotz meist großen Einsatzes oft zu spät, wirkt immer wieder zu langsam.

Kein Rechtsverteidiger:

Sandro Sirigu ist es nicht, Immanuel Höhn auch nicht und das erneute Experiment mit Tim Rieder auf der rechten Abwehrseite beendete Trainer Dirk Schuster in Kiel zur Halbzeit. Im Kader gibt es keinen etatmäßigen Rechtsverteidiger. Das war schon in der vergangenen Saison klar, als man mit Weltmeister Kevin Großkreutz noch eine Option mehr hatte, die auch nicht überzeugen konnte. Trotzdem hat man in der Sommerpause nicht nachgelegt.

Ein limitiertes System:

Lange Bälle auf Wandstürmer Serdar Dursun, schnelle Vorstöße über die Flügel – das funktioniert nur, wenn der Gegner dafür Raum bietet. Doch wenn sich eine Mannschaft wie Kiel in Unterzahl und in Führung auf die Defensive konzentriert und die Lilien kommen lässt, braucht es andere taktische Optionen. Die haben die Lilien (bislang?) nicht gezeigt.

Zu wenig spielerischen Elemente:

Die Lilien standen nie für Kombinationsfußball. Aber gerade hinter der Spitze braucht es einen Spieler, der technisch stark und körperlich robust ist wie in der vergangenen Rückrunde Dong Won-Ji. Der kleine Marvin Mehlem ist ein toller Techniker, hat aber deutliche Defizite in der Ballbehauptung. Johannes Wurtz ist einige Zentimeter größer und rund zehn Kilo schwerer als Mehlem, hat sich aber bislang nicht als Edeltechniker präsentiert.

Der Abwärtssog:

In Dresden hätten die Lilien mit etwas Spielglück auch einen Punkt entführen können. Gegen Bielefeld verschenkte man den Sieg ab der 90. Minute. Auch gegen Kiel wäre in Überzahl mehr drin gewesen … aber … da war doch dieser Satz mit „hätte“ bzw. „wäre“ (Lothar-Matthäus-Version) und der Fahrradkette … Geschichte wiederholt sich nicht – zumindest nicht 1:1. Aber die Erinnerungen an die vergangene Saison mit dem guten Saisonstart unter Torsten Frings und der Negativserie danach lassen sich nicht beiseite schieben. Eben auch, weil bei den ersten sieglosen Spielen damals nicht alles schlecht war – so wie jetzt.

Bildquellen

  • KSV-D98-004: Arthur Schönbein

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