Angesichts des aufkommenden Hypes ist es Zeit, mit einer Märtyrer-Legende aufzuräumen: Marvin Mehlem ist kein Opfer! Und schon gar nicht von Dirk Schuster! Es stimmt einfach nicht, dass der hoch begabte Mittelfeldspieler unter dem Ex-Coach der Lilien keine Chance hatte – im Gegenteil: Er ist unter Schuster gereift!
Junioren-Nationalspieler mit Einstellungsmängeln
Im Sommer 2017 kam Mehlem als 19-Jähriger vom Zweitliga-Absteiger Karlsruher SC zum Bundesliga-Absteiger Darmstadt 98. In Karlsruhe hatte der U19-Nationalspieler sein Talent bei seinen wenigen Profi-Einsätzen aufblitzen lassen. Allerdings hatte der Youngster bisweilen auf und neben dem Platz auch die richtige Einstellung vermissen lassen.
Unter dem damaligen Lilien-Trainer Torsten Frings startete Mehlem stark in die Saison – und baute dann ebenso wie seine Mitspieler stark ab. Unter Frings‘ Nachfolger Dirk Schuster war er nach einer mäßigen Leistung im ersten Spiel und einer laut dem Coach schwachen Vorbereitung mit Mängeln bei der Einstellung erstmal weg vom Fenster.
Lange raus, dann nicht immer überzeugend
Zehn Spiele blieb Mehlem ohne Einsatz. Doch er kämpfte sich zurück. In der Schlussphase der Saison kam er wieder regelmäßig zum Einsatz, wenn auch nur einmal über die volle Distanz. Seine Leistungen waren dabei allerdings nicht immer überzeugend (in den letzten beiden entscheidenden Partien laut „kicker“ jeweils die Note 5) .
In der laufenden Saison kam Mehlem in 23 von 25 Partien zum Einsatz – und überzeugte ebenfalls oft nicht. Selbst bei seinem viel gefeierten Auftritt beim 2:2 im Dezember gegen Erzgebirge Aue brauchte er nach seiner Einwechslung einige Anlaufzeit, ehe er mit für die Wende sorgen konnte.
Grammozis-System kommt dem Techniker entgegen
Optisch hat Mehlem viel Teenie-Star-Potenzial. Technisch ist er einer der besten Spieler im Kader der Lilien – und einer der wenigen, der für Überraschungsmomente sorgen kann. All das steigert seine Beliebtheit enorm.
Zudem kommt das System des neuen Trainers Dimitrios Grammozis, das weniger auf lange Bälle und mehr auf spielerische Lösungen setzt, Mehlem entgegen, wie er selbst betont. Seine bislang beste Saisonleistung bot er am vergangenen Spieltag beim 3:2 gegen Holstein Kiel.
Diese Leistung muss er nun stabilisieren. Wenn ihm das gelingt, hat er einen großen Schritt nach vorne getan. Die Erfahrungen unter Schuster haben ihn auf diesem Weg weitergebracht. Denn die Fähigkeit, sich auch in schwierigen Phasen durchzubeißen, ist für jeden Topspieler entscheidend.
Bildquellen
- D98-KSV-2018-19-008: Arthur Schönbein