Es ist die 20. Minute der Partie gegen den VfB Stuttgart. Einwurf auf Höhe der Mittellinie für die Lilien.Patrick Herrmann führt schnell aus auf Marvin Mehlem. Der kleine Techniker zögert im Zentrum nicht lange und hebt den Ball steil nach vorne in den Lauf von Tobias Kempe. Der zieht aus knapp 20 Metern mit links ab und sein platzierter Schuss schlägt zum 1:0 im linken Eck ein.
„Das war ein super Ball“, sagt Kempe später über die Vorlage. „Ich habe noch gesehen, dass der Torwart ein bisschen weiter vorne steht und noch nach hinten geht. Dann habe ich abgeschlossen.“ Es war bereits sein drittes Saisontor – und weiteres Balsam für seine zeitweise geschundene Seele. Der erfolgreichste Scorer der vergangenen Jahre hatte zu Saisonbeginn seinen Stammplatz verloren, gehörte Mitte der Hinrunde zeitweise nicht mal mehr zum Kader. Inzwischen hat er sich ins Team zurückgekämpft.
Der hoch veranlagte Mehlem hatte ebenfalls einen mäßigen Saisonstart bei den Lilien. Trainer Dimitrios Grammozis nahm ihn mehrfach in die Pflicht: Der 22-Jährige mache zu wenig aus seinem Potenzial und zeige zu wenig Präsenz. Doch zuletzt ging auch bei dem 1,74-Meter-Mann die Tendenz klar nach oben.
„Die Jungs haben gut geschaltet, die Aktionen gesehen“, freute sich Grammozis über die Entstehung des Treffers. Es gehe darum, nicht nur in Schablonen zu spielen, sondern auch mal etwas Überraschendes zu machen. Das Tor werde jetzt den ganzen Tag in der Videoanalyse rauf und runter laufen, sagte der Coach lachen.
„Es gab nie eine Zeit, in der ich dem Tobi nichts gegönnt habe“
„Ich freue mich auch für Marvin, dass er immer mehr der Marvin ist, den wir uns immer wünschen“, sagte der Coach. Er sei an vielen torgefährlichen Aktionen beteiligt. Daran müsse man anknüpfen.
Auf die Frage, ob er sich auch für Kempe gefreut habe, stellte Grammozis klar: „Es gab nie eine Zeit, in der ich dem Tobi nichts gegönnt habe. Ich glaube, dass unser Verhältnis immer gut und respektvoll war.“ Er freue sich, dass Kempe nie aufgesteckt habe und dem Trainerteam gezeigt habe, dass er „immer noch sehr viel Qualität hat und ein wichtiger Faktor in unserem Spiel ist“. Deshalb spiele er derzeit auch.
Bildquellen
- VfB-SVD-2019-20-004: Arthur Schönbein
- VfB-SVD-2019-20-013: Arthur Schönbein