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Vor zehn Jahren – am 28. Mai 2011 – stieg der SV Darmstadt 98 in die 3. Liga auf. Kosta Runjaic war damals Cheftrainer des SV Darmstadt 98. Für 91 Spiele trug der gebürtige Wiener zwischen März 2010 und September 2012 die Verantwortung an der Seitenlinie für den SV 98. Mit ihm wurde zunächst die Regionalliga gehalten, mit ihm gelang ein Jahr später nach einem 4:0 gegen den FC Memmingen an jenem 28. Mai der Aufstieg des SV 98. Für viele Lilien-Fans der Anfang von dem, was in den kommenden Jahren noch folgen sollte.

Runjaic trainierte später den MSV Duisburg, den 1. FC Kaiserslautern und 1860 München. Seit September 2017 ist er Coach beim polnischen Erstligisten Pogon Stettin – und das mit Erfolg. Lilienblog-Autor Frank Horneff hat Runjaic in seiner Zeit am Böllenfalltor durch viele Spieltags-Pressekonferenzen begleitet. Ein Gespräch zehn Jahre nach einem sensationellen Aufstieg und wenige Tage vor Runjaics 50. Geburtstag am 4. Juni.

Frank Horneff, SV Darmstadt 98

Präsident Hans Kessler, Moderator Frank Horneff und Trainer Kosta Runjaic (von links) in den historischen Katakomben des Böllenfalltors

Hallo Kosta, Grüße aus Darmstadt! Wie geht es Dir in Stettin?

Kosta Runjaic: Gerade bin ich bei meiner Familie im Rheingau. Nach einer ziemlich turbulenten Saison mit Pogon ist jetzt erst einmal in den kommenden zwei Wochen Urlaub angesagt. Dementsprechend geht es mir sehr, sehr gut.

Dankbarkeit an “Zugpferd Hans”

Am 28. Mai jährt sich der Aufstieg des SV 98 in die 3. Liga zum zehnten Mal. Welche Erinnerungen verbinden Dich mit dieser Zeit und Deiner Zeit am Darmstädter Böllenfalltor?

Kosta Runjaic: Wahnsinn, wie schnell die Zeit vergangen ist. Für mich war die Böllezeit eine tolle und sehr lehrreiche Zeit. In gewisser Weise war das ja der Startpunkt meiner Trainerkarriere. Mit einem kleinen Team in familiärer Atmosphäre haben wir letztendlich einiges geleistet. Erst Klassenerhalt, dann der Aufstieg in die 3. Liga. Vieles vergisst man nach so langer Zeit, aber die Menschen, mit denen ich damals täglich zu tun hatte, bleiben im Kopf und im Herzen. Heute noch empfinde ich große Dankbarkeit, für die Chance und das Vertrauen, das man mir 2010 entgegengebracht hat. An dieser Stelle möchte ich noch einmal besonders Hans Kessler und dem Team um ihn herum danken. Ohne all diese Akteure, mit dem Zugpferd Hans, wäre das Darmstädter Märchen und zugleich meines sehr wahrscheinlich nicht wahr geworden.

Kosta Runjaić

Nachdenklich in grün – Kosta Runjaic

Gute Jungs, die hungrig waren

Der Blick zurück: Was hat das Team von damals ausgemacht? Du bist ein Trainer, der Spieler besser macht und Mannschaften formen kann. Die Truppe damals war ein Beweis dafür.

Kosta Runjaic: Nach dem Klassenerhalt wollten wir eine solide Runde spielen. Trotz des bescheidenen Saisonstartes: Wir erinnern uns: Erstes Saisonspiel mit einer Niederlage gestartet und dann zweimal Remis, haben wir dann die Kurve gekriegt. Unser Team hatte viele unterschiedliche Charaktere, gute Jungs, die hungrig waren, Spaß am Fußball hatten, aber auch sehr fleißig und hart trainierten – Typen, wie Zimbo (Jan Zimmermann), Brüde (Markus Brüdigam), Fouad Brighache, Boris Kolb, , Sven Söki Sökler, Yannick Stark, Oliver Heil, Uwe Hesse oder unser „Sale“ Sascha Amstätter – jetzt habe ich ja fast alle aufgezählt. Sie haben als Team funktioniert. Auf und auch neben dem Platz.  Auch meine Jungs im Trainerteam, Tuncay und Zampe, waren ein sehr wichtiger Baustein des Gesamterfolges.

Öfter noch Telefonate mit Tom Eilers

Verfolgst Du denn die Lilien auch heute noch? Gibt es noch Kontakte zum Verein?

Kosta Runjaic: Ich verfolge alle Ergebnisse. Wenn es zeitlich passt, schaue ich natürlich sehr intensiv Erste und Zweite Bundesliga. Der Kontakt ist weniger als noch vor ein paar Jahren. Dank der neuen Medien bin ich aber so ziemlich mit jedem vernetzt und ab und zu wird darüber dann kommuniziert. Mit Tom Eilers, der mich damals in meiner Rolle als „Trainager“ tatkräftig im Hintergrund unterstützte, telefoniere ich öfter.

Neben dem Aufstieg in die 3. Liga vor zehn Jahren jährt sich in diesen Tagen auch ein weiteres Darmstädter Fußballwunder, das Wunder von Bielefeld und der damit verbundene Zweitliga-Aufstieg. Was hast Du an jenem Abend empfunden, fast zwei Jahre nach Deinem Abschied vom Bölle? Schließlich hast Du ja mit Deiner Arbeit in den Jahren davor und dem Aufstieg in die 3. Liga 2011 das Fundament gelegt.

Kosta Runjaic: Puh, so etwas vergisst man nicht. Ein legendäres Spiel. Unglaubliche Szenen, Spannung pur und ein Da-Costa-Happy-End. Also wieder ein „Costa“ dabei. Nüchtern betrachtet hatte es der SV98 auch verdient. Der Fußballgott war wohl an diesem Abend ein Darmstädter.

Zurück zum 28. Mai 2011. Das 4:0 gegen den FC Memmingen. Lilien-Cheftrainer Markus Anfang hat uns erzählt, er sei an jenem Spieltag in Darmstadt im Stadion gewesen. Ihr kennt euch. Woher kommt die Verbindung?

Kosta Runjaic: Ach ja, das war mir gar nicht mehr so bewusst. Wir haben uns damals über einen gemeinsamen Freund kennen gelernt und kennen uns seitdem. Und das Schöne ist, die Fußballerfamilie ist nicht so groß, da läuft man sich immer wieder mal über den Weg.

Kosta Runjaić

“Die Fußballerfamilie ist nicht so groß, da läuft man sich immer wieder mal über den Weg.”

“Krok po Kroku”

Was sind Deine aktuellen Ziele mit Stettin? Du arbeitest dort erfolgreich, hast inzwischen mehr als 130 Spiele in der Ekstraklasa verantwortet, der höchsten polnischen Fußball-Liga?

Kosta Runjaic: Ist doch klar, die Euro-League gewinnen, dann polnischer Meister werden und dann die Champions League gewinnen (lacht). Wobei – dafür müsste mein Vertrag länger als bis 2022 gehen. Spaß bei Seite, wir haben dieses Jahr unsere Erwartungen übertroffen, waren Herbstmeister und haben uns am Ende für Europa qualifiziert. Letztlich ist es eine Riesenleistung und ein deutlicher Fortschritt gegenüber den vorangegangenen Spielzeiten (Anm. von Lilienblog.de:; 11., 7., 6. und jetzt der 3. Platz). Eine stetig steigende Professionalisierung in allen Bereichen hat dazu geführt und uns bestätigt, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Dies gilt es weiter fortzuführen, denn die Konkurrenz schläft nicht. Neben dem Sportlichen verbessert sich auch aktuell unsere Infrastruktur enorm, ein neues Stadion wird gebaut, eine neue Jugendakademie ist entstanden und neue Trainingsplätze runden das ganze Bild ab. Nichtsdestotrotz befindet sich Pogon weiterhin mitten in einem sogenannten Changing-Prozess. Pogon ist ein Ausbildungs- und Weiterbildungsverein und es ist schwer bis unmöglich die besten Talente, sobald sie eine Entwicklungsstufe erreicht haben, zu halten. Aber das ist der aktuelle Weg, den wir gehen und fahren damit ganz gut. “Krok po Kroku”, heißt es in Stettin, also Schritt für Schritt.

Die legendäre Gürtelschnalle

Was wünschst Du dem SV 98? Sieht man Dich mal wieder in Darmstadt?

Kosta Runjaic: Ich werde mir auf jedem Fall, noch bevor ich wieder mit meiner Arbeit anfange, die neu entstanden SV 98 Infrastruktur anschauen und ein paar bekannten Gesichtern „Hallo“ sagen. Wird ein spontaner Überraschungsbesuch und ich freue mich jetzt schon sehr darauf .

Und zum Schluss: Wir erinnern uns an die legendäre Lilien-Gürtelschnalle. Es heißt, Du hättest sie am Ende Deiner Zeit in Darmstadt verschenkt. Mal ehrlich: Du hast doch bestimmt noch ein Exemplar im Schrank, oder?

Kosta Runjaic: Ich hatte noch zwei zusätzliche Gürtel zu einem Top Preis im Laden erhalten. Einen habe ich tatsächlich noch, einen habe ich mittlerweile einem Fan geschenkt.

Alles Gute, Kosta, weiter viel Erfolg, wir freuen uns auf ein Wiedersehen und Danke für das Gespräch!

Kosta Runjaic: Gerne! Alles Gute nach Darmstadt!

Kosta Runjaić

Die Sonne scheint, aber kein Grund zum Naserümpfen – Kosta Runjaic

Bildquellen

  • Auftakt 2012 Runjaic as: privat
  • Kosta Runjaić-02: Arthur Schönbein
  • Kosta Runjaić-05: Arthur Schönbein
  • Kosta Runjaić-04: Arthur Schönbein
  • Kosta Runjaić-03: Arthur Schönbein

One Comment

  • Michael Rossa sagt:

    Gude,
    joo unserm Hans is zu verdanken das es unsern
    SVD überhaupt noch gibt!
    Es war eine verdammt schwere Zeit, awwer aach unheimlich schee!

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