Vor der Partie gegen den FC Schalke 04 hatte Trainer Torsten Lieberknecht davon gesprochen, dass es bei der Kadernominierung Härtefälle geben werde. Es traf Jannik Müller. Der Defensivspieler fehlte erstmals in dieser Saison im Kader der Lilien. Für den 27-Jährigen, der zu Saisonbeginn mit der Erfahrung von fast 100 Zweitliga-Spielen nach Darmstadt gekommen war, ein herber Schlag.
Müller, der bei Dynamo Dresden zeitweise sogar Kapitän gewesen war, ist bislang noch nicht richtig bei den Lilien angekommen. Zu Saisonbeginn konnte er nicht überzeugen, verlor seinen Stammplatz und ist seit dem Spiel gegen den Hamburger SV nur noch Reservist.
Der gebürtige Kölner gilt als „polyvalenter Spieler“, das heißt, er ist auf mehreren Positionen einsetzbar (Innenverteidigung, Rechtsverteidiger, defensives Mittelfeld). Das ist auf der einen Seite gut, bedeutet aber auch, dass er nirgends unersetzlich ist – eine Situation, die sein heutiger Coach Torsten Lieberknecht während seiner aktiven Laufbahn selbst als vielseitiger Defensivspieler erlebt hat.#
Doch es gibt noch weitere Spieler, die es im Moment schwer haben. Der ehemalige Leverkusener Adrian Stanilewicz kam zuletzt gegen Sandhausen zum Einsatz. Seine Lieblingsposition im defensiven Mittelfeld ist bei den Lilien mit dem erfahrenen Klaus Gjasula besetzt, außerdem können dort Fabian Holland, Tobias Kempe, Fabian Schnellhardt oder eben Jannik Müller spielen.
Wo beim SV Darmstadt 98 ein Überangebot besteht
Während Stanilewicz immerhin schon auf drei Einsätze in dieser Saison kam, ist Leon Müller – abgesehen vom langzeitverletzten Tim Skarke – als einziger Feldspieler im Kader des SV Darmstadt 98 bislang noch ohne eine einzige Spielminute. Auch er ist vornehmlich im defensiven Mittelfeld zu Hause.
Ein Überangebot herrscht auch in der Innenverteidigung, wo Patric Pfeiffer (22) und Thomas Isherwood (23) aktuell überzeugen. Das bekommt neben Jannik Müller auch Clemens Riedel zu spüren. Der U19-Spieler spielte zu Saisonbeginn stark auf, kam jedoch nach dem 4. Spieltag nicht mehr bei den Profis zum Einsatz. Ein weiterer Härtefall könnte sich ergeben, wenn Lasse Sobiech (31) seine muskulären Probleme überwunden hat und zurück ins Team drängt. Möglicherweise wird der Routinier dann sogar zumindest zunächst selbst zum Härtefall.
Im Angriff hat derzeit Ensar Arslan schlechte Karten. Zu Saisonbeginn kam er noch auf zwei Kurzeinsätze. Doch spätestens nach der Rückkehr von Aaron Seydel ist es auch für ihn schwierig geworden, in den Kader zu kommen. Zudem warf ihn eine Fußverletzung zurück.
Lieberknecht kann sich zunächst über den hohen Konkurrenzkampf freuen. Zugleich wird zunehmend auch seine Moderationsfähigkeit gefragt sein, wenn Spieler mit hohen Ansprüchen nicht auf ihre Einsatzzeiten kommen. Große Sorgen muss man sich da jedoch im Moment nicht machen: Wenn der Coach über seine Reservisten spricht, schwingt da immer viel Respekt und Verständnis mit. Und auch die Spieler bescheinigen, dass es Lieberknecht gelingt, auch die Spieler emotional mitzuehmen, die nicht zum Stamm gehören.
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Bildquellen
- Trainingslager-svd-2021-22-blog-0024: Arthur Schönbein
- HSV-SVD-2021-22-blog-012: Arthur Schönbein