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Lilienblog-Autor Stephan Köhnlein zur vorzeitigen Vertragsverlängerung des SV Darmstadt 98 mit Trainer Torsten Lieberknecht:

Torsten Lieberknecht ist ein absoluter Glücksfall für den SV Darmstadt 98. Aus einer Mannschaft ohne Stars hat er nach einem schwierigen Start mit fußballerischem Sachverstand und menschlichem Fingerspitzengefühl eine geschlossene Einheit geformt, die vier Spieltage vor Schluss um den Aufstieg in die Bundesliga spielt.

Mit der Art, wie er Fußball spielen lässt, aber auch mit seiner emotionalen wie bodenständigen Art hat der gebürtige Pfälzer zudem dafür gesorgt, dass sich viele Menschen in Darmstadt noch stärker mit dem Verein identifizieren. Was könnte also dagegensprechen, die Zusammenarbeit zwischen Verein und Trainer vorzeitig zu verlängern?

Die Antwort lautet: Torsten Frings – ober besser gesagt, die Erfahrungen in Darmstadt mit dem früheren Nationalspieler. Den einen Torsten mit dem anderen Torsten zu vergleichen, wäre selbstverständlich wie der Vergleich von Äpfel und Birnen. Vielmehr geht es um die nicht immer steuerbaren Mechanismen des Profifußballs.

Zur Erinnerung: Torsten Frings kam zur Rückrunde 2017 in einer ziemlich desolaten Situation bei den Lilien. Den Bundesliga-Abstieg konnte er zwar nicht mehr verhindern. Aber er entfachte mit der Verpflichtung großer Namen wie Weltmeister Kevin Großkreutz oder Hamit Altintop eine Aufbruchsstimmung am beschaulichen Böllenfalltor. Er war beliebt bei Fans und Mannschaft. Nach wenigen Spielen in der 2. Liga schien der Wiederaufstieg durchaus möglich.

Der Verein verlängerte mit Frings vorzeitig um zwei Jahre. Doch danach gelang der Mannschaft so gut wie nichts mehr. Im Dezember 2017 wurde Frings beurlaubt. Allerdings stand er danach noch zweieinhalb Jahre auf der Gehaltsliste der Lilien. Diese finanziell schmerzhafte Erfahrung war unter anderem der Grund dafür, dass der Verein im Winter 2020 dem damaligen Coach Dimitrios Grammozis nur einen Einjahresvertrag anbot.

Bei Lieberknecht hat man sich nun erstmals seit Frings wieder für eine längerfristige Zusammenarbeit entschieden und den Vertrag mehr als ein Jahr vor Ablauf um zwei Jahre verlängert. Es ist ein Statement, dafür, dass man von der Arbeit Lieberknechts überzeugt ist. Und es spiegelt den Wunsch nach Kontinuität in Darmstadt wider. Seit dem Abschied von Dirk Schuster im Sommer 2016 hat sich kein Chefcoach wesentlich länger als ein Jahr am Böllenfalltor gehalten.

Lieberknecht weiß, wie Kontinuität auf dem Trainerposten geht. Rund zehn Jahre lang war er Chefcoach bei Eintracht Braunschweig. Doch am Ende entscheidet bei aller Liebe, Sympathie und Bodenständigkeit der sportliche Erfolg. Auch das weiß Lieberknecht. Nach dem Drittliga-Abstieg war seine Ära in Braunschweig vorbei. Und auch in Duisburg verloren die Verantwortlichen das Vertrauen in den Coach, als das Projekt Zweitliga-Aufstieg stockte.

In Darmstadt wünscht man Lieberknecht natürlich eine ähnlich lange und vor allem erfolgreiche Zeit wie in Braunschweig. Andernfalls könnte es für den SV Darmstadt 98 jedoch mal wieder richtig teuer werden.

Bildquellen

  • SVD-SVS-2021-22-blog-0018: Arthur Schönbein

One Comment

  • Frank Hofmann sagt:

    Kommt halt drauf an, wer nach der Saison noch am Bölle freiwillig bleiben möchte bzw. fest zugesagt hat und nicht herausgekauft oder noch weggelockt wird; dann kann auch 2022/23 eine furiose Saison werden.

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