Stürmernot – und was da ein defensiver Mittelfeldspieler hilft

Weil kein geeigneter Gegner gefunden wurde, bestreitet der SV Darmstadt 98 am Samstag ein internes Testspiel unter Wettkampfbedingungen. Und auch sonst ist bei den Lilien im Moment etwas Improvisation gefragt. 

Infotweet: Der #sv98 bestreitet am morgigen Samstag ein internes Testspiel. Aus organisatorischen Gründen findet die Partie im Stadion ohne Zuschauer statt. pic.twitter.com/jN0ZQopgXd

— SV Darmstadt 98 (@sv98) July 1, 2022

Knapp zwei Wochen vor Saisonbeginn ist vor allem die zweite Planstelle im Sturm noch nicht besetzt, die nach dem Abgang von Torjäger Luca Pfeiffer entstanden ist. Im Testspiel gegen die SV 07 Elversberg am Dienstag wurde das noch schmerzhafter deutlich, weil in Neuzugang Magnus Warming, Braydon Manu, Mathias Honsak und Aaron Seydel gleich vier Offensivspieler fehlten. “Hier müssen wir kompensieren und uns etwas überlegen”, sagte Lieberknecht nach dem 1:1 gegen den Drittliga-Aufsteiger.

Talentiert, aber noch mit Defiziten in der Defensive – André Leipold

Rüffel für Leipold: Umschaltverhalten muss besser werden

Youngster André Leipold (20), der im Winter von Viertligist Burghausen ans Böllenfalltor kam, ist zumindest für die Liga wohl noch keine Option. Gegen Elversberg wurde er in der 70. Minute eingewechselt, verhielt sich beim Ausgleich der Gäste ausgesprochen unglücklich und wurde von Trainer Torsten Lieberknecht ungewohnt deutlich gerüffelt. “André war relativ frisch im Spiel. Da darf man schon erwarten, dass er den Raum schnell schließt”, sagte der Coach. “Das ist seine Problematik. Sein Umschaltverhalten in der Defensive muss auf jeden Fall besser werden.”

So ist Phillip Tietz derzeit der einzige etatmäßige Stürmer, der spielerisch und körperlich voll auf der Höhe ist. Gegen Elversberg spielte er gut und engagiert, rieb sich als Alleinunterhalter in vorderster Front aber auf. Bei einer dickeren Personaldecke hätte er wohl zu den Spielern gehört, die Lieberknecht dann gerne zur Belastungssteuerung ausgewechselt hätte.

Wieso eine Verpflichtung von Ben Balla für den SV Darmstadt 98 Sinn ergibt

Eine Option für die Offensive wäre derzeit Tobias Kempe, der bereits vergangene Saison gegen Rostock eine starke Partie als zweite Spitze geboten hatte. Vor diesem Hintergrund ergibt dann auch die sich abzeichnende Verpflichtung des defensiven Mittelfeldspielers Yassin Ben Balla Sinn.

Denn der 26 Jahre alte Franzose spielt auf der Position vor der Abwehr, die Kempe vergangene Saison meist zusammen mit Klaus Gjasula bekleidet hatte. Zudem kann Ben Balla, der vergangene Saison bei Ingolstadt verletzungsbedingt ohne Einsatz blieb, als Vorstopper eingesetzt werden. Auch wenn Lieberknecht ihn dort nicht primär sieht – auf dieser Position haben die Lilien ebenfalls noch Bedarf.

Der Lilien-Coach hat sich bereits als großer Fan von Ben Balla geoutet, der unter ihm in Duisburg gespielt hat. Dabei war Ben Balla vor rund zwei Wochen zu den Lilien gestoßen, um den Kader aufzufüllen. Eine Verpflichtung war zunächst nicht vorgesehen gewesen.

Stürmersuche: Gelassen bleiben wie bei Dursun und Wagner

Mit Blick auf die Stürmersuche gibt man sich im Verein gelassen. Zumindest die jüngere Geschichte des SV Darmstadt 98 gibt dafür auch Grund. Ein gewisser Serdar Dursun kam im Sommer 2018 wenige Tage vor dem ersten Saisonspiel zu den Lilien und traf gleich beim Debüt mit einem bemerkenswerten doppelten Übersteiger-Tor. Und auch Sandro Wagner stieß im Sommer 2015 auch erst eine Woche vor Saisonbeginn zu den Lilien und war die ersten Spiele nur Ersatz.