Website-Icon Lilienblog

Spitzen und Psychotricks Richtung HSV

Torsten Lieberknecht, SV Darmstadt 98 - Hamburger SV

Torsten Lieberknecht, SV Darmstadt 98 - Hamburger SV

Torsten Lieberknecht legt viel Wert auf Respekt im Umgang mit den Gegnern – egal, ob es sich um Abstiegskandidaten oder Aufstiegskonkurrenten handelt. Im Fernduell mit Tim Walter, seines Zeichens Chefcoach beim Hamburger SV, konnte sich der Lilien-Coach allerdings zuletzt die eine oder andere Spitze nicht verkneifen – alles noch im fairen Rahmen, oft mit einem Augenzwinkern. Aber beste Freunde werden beide in absehbarer Zeit sicher nicht. 

Walter polarisiert, er ist emotional, bisweilen auch provokant mit einem Hang zur Überheblichkeit. „Ich gucke nie Zweite Liga“, sagte er kürzlich in einem Interview. Und nach der 2:4-Niederlage in Karlsruhe und Schmähgesängen des KSC-Anhangs pampte er: „Die, die sagen ‚HSV, immer Zweite Liga‘, die wissen nicht, dass wir nächstes Jahr in der ersten Liga spielen.“ Fünf Jahre Zweitklassigkeit hat der einstige Bundesliga-Dino mittlerweile auf dem Rücken. Ein weiterer verpasster Aufstieg würde auch Walters Zukunft (Vertrag bis 2024) infrage stellen.

Walter vs. Lieberknecht: Scharmützel und Belehrungen

In den beiden Begegnungen mit Lieberknecht gab es in der laufenden Spielzeit das eine oder andere verbale und gestenreiche Scharmützel an der Seitenlinie. Nicht besonders beliebt machte sich Walter auch in Darmstadt, als er auf der Pressekonferenz nach dem bislang letzten Aufeinandertreffen am Böllenfalltor Lieberknecht belehrte, weil dieser zwei Spieler trotz Verspätung nicht bestraft hatte (der Lilienblog berichtete). Lieberknecht nahm es gelassen – zumindest äußerlich.

Scharmützel an der Seitenlinie – HSV-Coach Tim Walter im Gespräch mit dem Schiedsrichter bei der 1:2-Niederlage vergangenen Sommer.

Mit Blick auf ihre große Emotionalität während der Spiele sind sich beide Trainer nicht unähnlich. Aber anders als Walter tritt Lieberknecht in der Öffentlichkeit deutlich demütiger auf. Das ist auch psychologisch geschickt, nimmt er damit den Druck von seiner Mannschaft.

Nur vor dem Derby zwischen dem HSV und St. Pauli stieß er sich ein wenig daran, dass die Partie seiner Lilien gegen Karlsruhe so wenig Aufmerksamkeit erhielt: „Es ist interessant, dass jemand noch mitbekommt, dass auch wir spielen“, sagte Lieberknecht. „Ich habe das Gefühl, dass nur Hamburg an dem Tag spielt. Keine Ahnung, wie die unser Spiel sehen.“

„Ich würde nicht gern in der Haut des Hamburger SV stecken“

Ansonsten schiebt er die Favoritenrolle wie schon in der vergangenen Saison gern dem HSV zu. Vor dem vergangenen Spieltag prophezeite er den Hamburgern etwas überraschend einen Kantersieg im Heimspiel gegen Paderborn. Es wurde ein Unentschieden, wobei Paderborn sogar phasenweise besser als die sichtlich nervösen Gastgeber war. „Ich würde nicht gern in der Haut des Hamburger SV stecken“, hatte Lieberknecht schon nach dem Lilien-Sieg in Kiel mit Blick auf den Aufstiegskampf und die HSV-Verfolger Paderborn, St. Pauli und Düsseldorf erklärt.

Einen gewaltigen Unterschied zwischen beiden Trainern gibt es beim Fernsehverhalten. Lieberknecht guckt nach eigener Aussage alle Fußball-Spiele im TV – von der Bundesliga bis zur Dritten Liga und auch Partien aus dem Ausland. Dass Kollege Walter nach eigener Aussage keine Zweite Liga sieht, befremdet ihn etwas, wie er zuletzt öffentlich mehrfach und freundlich amüsiert durchblicken ließ. Ob der Hamburger SV besser dastünde, wenn er sich mehr mit der Realität der Zweiten Liga befassen würde, sei einmal dahingestellt.

Euch gefällt der Lilienblog? Dann unterstützt unsere Arbeit doch und gebt uns hier einen aus!

Bildquellen

  • HSV-SVD-2022-23-blog-0024: Arthur Schönbein
  • SVD-hsv-2022-23-blog-0002e: Arthur Schönbein
Die mobile Version verlassen