Paukenschlag zum Jahresende: Carsten Wehlmann ist nicht mehr Sportlicher Leiter des SV Darmstadt 98. Das teilte der Verein am Freitagnachmittag mit. Wehlmann habe seinen Vertrag innerhalb der vereinbarten Fristen zum 31. März 2024 gekündigt. Daraufhin habe sich der Verein entschieden, den 51-Jährigen mit sofortiger Wirkung freizustellen.
Wehlmann erklärte, es seien „ereignisreiche und spannende Jahre“ gewesen und dankte dem Präsidium um Rüdiger Fritsch für das Vertrauen. „Nach einigen sportlichen Meilensteinen ist in mir in den vergangenen Monaten der Entschluss gereift, dass es nach über fünf Jahren im Verein Zeit für eine Veränderung ist“, begründete er seine Entscheidung. „Den Lilien drücke ich alle Daumen, dass sie den erfolgreichen Weg der letzten Jahre weitergehen und den Klassenerhalt in der Bundesliga schaffen.“
Lieberknecht, Stegmayer und Eilers übernehmen kommissarisch
Präsident Rüdiger Fritsch dankte Wehlmann für sein Engagement in den vergangenen Jahren, insbesondere in puncto Kaderplanung und Trainerauswahl. „Wenngleich seine Entscheidung uns aufgrund des Zeitpunkts mit Blick auf die anstehende Winter-Transferphase vor große Herausforderungen stellt, haben wir seine Entscheidung zu akzeptieren und respektieren.“
Übergangsweise werden die Kaderplanung Trainer Torsten Lieberknecht, der Leiter der Lizenzspielerabteilung, Michael Stegmayer sowie Präsidiumsmitglied Tom Eilers zusammen mit der Scouting-Abteilung verantworten.
Carsten Wehlmann (Mitte) bei seiner Vorstellung im Herbst 2018 neben Vereinspräsident Rüdiger Fritsch (links) und Chefcoach Dirk Schuster.
Volltreffer wie Pfeiffer, Bader oder Skarke
Der ehemalige Profi-Keeper Wehlmann (St. Pauli, Hamburger SV, Hannover 96) war im Herbst 2018 von Holstein Kiel zum SV Darmstadt 98 gekommen. Zunächst wirkte er als Sportkoordinator bei den Lilien. Nach der Freistellung von Trainer Dirk Schuster im Februar 2019 stieg er zum Sportlichen Leiter auf.
Seine erste Amtshandlung war die Verpflichtung von Dimitrios Grammozis als Chefcoach. Mit Wehlmann an zentraler Stelle richtete sich der Verein neu aus, setzte verstärkt auf junge und entwicklungsfähige Spieler – und das alles mit äußerst bescheidenen Mitteln.
Unter seiner Ägide kamen bis dato kaum bekannte Talente wie Patric und Luca Pfeiffer, Phillip Tietz, Matthias Bader oder Tim Skarke zum SV Darmstadt 98, wo diese sich zu absoluten Leistungsträgern entwickelten.
Bei der Aushandlung aller laufenden Verträge im Kader der Lilien war er beteiligt. Und nicht zuletzt war es auch Wehlmann, der im Sommer 2021 den zu diesem Zeitpunkt vereinslosen Trainer Lieberknecht als Nachfolger für Markus Anfang nach Darmstadt holte.
Medien waren nicht Wehlmanns Ding
Zum Gesamtbild gehört jedoch auch, dass nicht alle Transfers einschlugen. So erwies sich Filip Stojilkovic , einer der teuersten Transfers der Vereinsgeschichte, als Flop. Auch die ebenfalls teuren Oscar Vilhelmsson und Fraser Hornby konnten bislang die hohen Erwartungen – zum Teil allerdings verletzungsbedingt – nicht erfüllen.
Wehlmanns Handicap ist, dass er – im Gegensatz zu anderen Vertretern in seiner Position – in der Öffentlichkeit und gegenüber den Medien äußerst zurückhaltend und vorsichtig ist. Das ehrt ihn als Teamplayer, hat aber auch zur Folge, dass seine Erfolge manchmal nicht so wahrgenommen werden, wie sie es eigentlich verdient hätten. Ohne Wehlmann stünden die Lilien jedenfalls mit ziemlicher Sicherheit heute nicht in der Bundesliga.
(aktualisierte Version mit Einschätzung, korrigiertem Wochentag)
Euch gefällt der Lilienblog? Dann unterstützt unsere Arbeit und gebt uns hier einen aus!
Bildquellen
- Wehlmann: lilienblog
- FCHe-SVD-2022-23-blog-0003a: Arthur Schönbein