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Lilienblog-Leser Robert Grobe hat sich intensiv mit der Situation beim SV Darmstadt 98 zur Winterpause auseinandergesetzt und einen Gastbeitrag mit seiner persönlichen Einschätzung verfasst:

Die Ereignisse ab der 49. Spielminute im Heimspiel gegen Borussia Mönchengladbach stehen exemplarisch dafür, woran es dem SV Darmstadt 98 in der Hinrunde gemangelt hat: Resilienz. Führte die Mannschaft zur Halbzeit noch mit 3:0, so musste es sich nach dem rätselhaften Platzverweis gegen Matej Maglica mit einem Remis zufriedengeben, obwohl Marcel Schuhen den Elfmeter halten konnte. Das Team verkraftete den Platzverweis nicht.

Auch desgleichen fiel das Team gegen den FC Bayern nach zwei roten Karten in der zweiten Halbzeit in sich zusammen, nachdem man nach guter Leistung zur Halbzeit ein 0:0 gehalten hatte. Somit sollte dringend daran gearbeitet werden, die Widerstandsfähigkeit des Teams zu stärken. An der Moral sollte es nicht scheitern, denn die Mannschaft tritt stets geschlossen und willig auf.

Geringe Laufleistung und Probleme im Tor

Ebenfalls augenfällig ist die geringe Laufleistung, eine Kernkompetenz im Abstiegskampf: Beträgt die Laufleistung im Ligadurchschnitt 118,1 km, so bringen es die Lilien nur auf 113,8 km. Leihgabe Tim Skarke, der auf Anhieb zum Leistungsträger wurde, kommt auf einen Wert von 133,17 km, womit er der fleißigste und einsatzfreudigste Spieler im Lilien-Dress war. In Anbetracht der Gegentorflut, die sich allerdings teilweise durch individuelle Fehler erklären lässt, kann man den Schluss ziehen, dass diese Mankos nicht durch gutes Positionsspiel und Ablaufen von Bällen kompensiert werden konnte. Hierauf muss das Trainerteam in der Winterpause einen Schwerpunkt setzen.

Eine weitere relevante Kennzahl sind die Post Shot Expected Goals, was Gegentore nach Schüssen aufs Tor bedeutet. Hier belegt der SVD den letzten Platz der Liga. Ursachen hierfür dürften ein zumindest zeitweise schwächelnder Torwart (Marcel Schuhen ist laut “kicker” notenzweitschlechtester Stammkeeper der Bundesliga, hat eine Paradenquote von 59,4 %), das Zulassen klarer Torchancen, mangelndes Zweikampfverhalten, schlechtes Positionsspiel in der Defensive und ständig veränderte Formationen der letzten Kette sein. Möglicherweise würde der Mannschaft ja ein Torwartwechsel guttun.

Was Mut macht

Mut macht die Tatsache, dass die Mannschaft nur gegen ein galaktisch aufspielendes Leverkusen chancenlos war. Selbst den FC Bayern konnte man in Gleichzahl eine Halbzeit lang im Zaum halten. Der Blick auf die Tabelle zeigt, dass der Klassenerhalt noch möglich ist. Allerdings schaffte es in der Geschichte der Bundesliga noch kein Team, dass nach dem 16. Spieltag auf zehn Punkte kam, die Klasse zu halten.

Union Berlin wird im neuen Jahr zu alter Stärke zurückkehren und sich aus der Abstiegszone entfernen. Dagegen wird Werder Bremen womöglich noch in einen harten Abstiegskampf verwickelt. Der VfL Bochum wirkt gefestigt und hat zudem bewiesen, dass er im Kampf um den Klassenerhalt bestehen kann. In der vergangenen Saison hat der Verein gezeigt, dass man selbst mit dem neben Schalke schwächsten Kader der Liga nicht dem Niedergang geweiht sein muss.

Betrachtet man die Besetzung der 98er, lassen sich Parallelen erkennen, denn mit Ausnahme von Marvin Mehlem, Tim Skarke, Christoph Klarer, Clemens Riedel und Fabian Nürnberger reicht die individuelle Qualität nicht aus.

Krätzig-Leihe als Option?

Ein Fehler war es wohl, Phillip Tietz ziehen zu lassen, da nun ein Angreifer fehlt, der Bälle fest machen kann und Torgefahr ausstrahlt. Nur zwei Stürmertore sprechen eine deutliche Sprache. Zudem ist Oscar Vilhelmsson verletzungsanfällig, genau wie Aaron Seydel, der mehr Zeit bei Ärzten, als auf dem
Platz verbrachte. Bei den Verantwortlichen muss man sich die Frage stellen, was teurer wäre: eine Investition in neue Spieler in der Hoffnung, dass diese den Verein voranbringen, oder ein Abstieg in die 2. Liga?

Möglich wäre eine Leihe von Frans Krätzig (Bayern München), der verliehen werden soll. Er kann auf der Acht spielen, gilt als torgefährlich und passsicher. Aufgrund der Pause Mehlems dürfte Krätzig auf ausreichend Einsatzzeit kommen. Zudem täte der Mannschaft eine echte Sechs gut, um die nicht sattelfeste Abwehrkette davor zu bewahren, zu stark unter Druck zu geraten. Das Vertrauen in Fabian Schnellhardt scheint eher gering zu sein, zudem wurde Klaus Gjasula in der Vergangenheit ein Stock tiefer eingesetzt.

Ein Schub aus dem Hoffenheim-Spiel

Einen spürbaren moralischen Schub sollte der Verlauf des letzten Spiels 2023 in Hoffenheim geben, als das Team drei Rückstände egalisieren konnte. Zudem sollte Luca Pfeiffers Treffer Auftrieb und Mut machen.

Im ersten Spiel des neuen Jahres könnte ein defensiver Ansatz erfolgversprechend sein, denn Borussia Dortmund hatte in der Vergangenheit gegen diese taktische Ausrichtung wenig Mittel. Zudem herrschen in der Mannschaft und im Verein große Unruhe. Des weiteren konnten die Lilien gegen Teams wie Hoffenheim und Freiburg auswärts beweisen, dass man dazu in der Lage ist, überraschend zu punkten. Unterlässt man Nicht-Leistungen wie im Heimspiel gegen Köln, so ist ein Erreichen von Rang 16 realistisch.

Was die Lilien nicht tun sollten

Auf den ersten Blick mag es paradox erscheinen, aber möglicherweise wären ein paar Jahre als Fahrstuhlmannschaft für den SV Darmstadt 98 auf Dauer der Weg, sich dann irgendwann in der Bundesliga zu etablieren. Gestiegene Einnahmen durch höhere Fernseherlöse würden größere Investitionen in Spieler ermöglichen, die das Format hätten, sich im Fußball-Oberhaus durchzusetzen.

Eines sollte man am Böllenfalltor jedoch unterlassen: Sich von Trainer Torsten Lieberknecht zu trennen, denn er hat seine Kompetenzen oft genug nachgewiesen. Die Vergangenheit hat oft bewiesen, dass es keine Garantie für einen Trainereffekt gibt. In diesem Sinne: Die Sonne scheint!

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Bildquellen

  • TSG-SVD-2023-24-blog-0016: Arthur Schönbein

4 Comments

  • De Maddin sagt:

    Lieber Robert Grobe, danke für den substanzstarken Beitrag mit einigen überraschenden Erkenntnissen: Schuh in Frage zu stellen, mag aus Lilien-Sicht geradezu blasphemisch anmuten, ist aber vielleicht eine Diskussion (warum nicht am Dienstag anlässlich des Stammtischs) wert. Allerdings kann ich nicht einschätzen, ob unsere Nummern 2 und 3 hier bessere Werte aufweisen würden. Und dann sollte man bei Schuh auch den Motivationsfaktor nicht außer Acht lassen. Auf jeden Fall lesenswert und auf den Punkt. Hoffen wir, dass auch die “Verantwortlichen” ab und an einen Blick in den Blog werfen.

    A propos, Stephan: Ist eine Einladung an TL rausgegangen? 😉 Oder zieht der aufgrund der unmittelbaren Nachbarschaft den Ratskeller vor (wobei das natürlich kein Vergleich ist).

  • Frank Hofmann sagt:

    Vielen dank für deinen Gatsbeitrag.

    Am Bölle ist Hopfen und Malz verloren.

    Lilien lassen sich bei einem Tespiel 1:2 von Spitzenreiter 2. Liga Holstein Kiel im Trainingslager abkochen!

    Peinlich, peinlich, nur noch peinlich.

    Ich denke C.W. hat zu Recht das Weite gesucht, nachdem seineEinkäufe 2023 alle super Knaller waren.

    • Kallinski sagt:

      Ähm … wahrscheinlich fehlen mir die nötigen Hirnzellen (Krombacher sei Dank) um auf diesen albernen Beitrag adäquat zu antworten … deshalb nochmal : Ähm …

    • De Maddin sagt:

      Herrejeh, Testspielergebnisse auf die Gesamtsituation hochzurechnen ist ja gleich mehrere Kinder mit dem Bade ausschütten. So gesehen steht Holstein genau einen (1!) Platz hinter uns, also was soll die Panikmache. Und “abkochen lassen” ist für mich auch ein bisschen was anderes, als 1:2 zu verlieren.

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