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Ende Januar brach sich Clemens Riedel den Knöchel. Zunächst sah es so aus, als könnte der 20 Jahre alte Abwehrspieler in der laufenden Saison nicht mehr spielen. Doch jetzt steht er vor der Rückkehr ins Mannschaftstraining. In Teil eins des großen Lilienblog-Interviews spricht er über die erste wirklich schwere Verletzung seiner jungen Karriere und wie er damit umgegangen ist.

Clemens, kannst du dich noch an die Szene in Berlin erinnern, in der du dich verletzt hast? Wie ist das passiert?

Es war kein direkter Gegnereinfluss. Ich bin bei einem Luftzweikampf etwas ins Straucheln gekommen und mit dem ganzen Gewicht auf dem Vorderfuß aufgekommen. Oft ist es in solchen Situationen so, dass das Syndesmoseband reißt oder eben der Knochen Schaden nimmt. Ich hätte aber im ersten Moment auch nicht gedacht, dass es so schlimm ist, weil kein Gegner dabei war.

Der Knöchelbruch ist deine erste größere Verletzung als Profi. Wie war deine Reaktion auf die ärztliche Diagnose?

Es war schon hart im ersten Moment. Als ich ausgewechselt wurde, war die erste Diagnose zunächst nicht so schlimm. Weil nichts angeschwollen war, haben wir erst eher mit einer Verstauchung oder Prellung gerechnet. Über Nacht hatte ich dann stärkere Schmerzen. Als morgens das Ergebnis des MRT kam und klar war, dass es ein Bruch ist, war das schon ein Tiefschlag. Es war im ersten Moment hart zu verkraften.

Hattest du in der Jugend schon einmal eine größere Verletzung oder ist das für dich jetzt wirklich die aller erste?

Das ist das erste Mal. In der Jugend bin ich zum Glück verschont geblieben. Jetzt im Profibereich hatte ich schon ein paar Mal Probleme mit den Bändern am Sprunggelenk. Aber das war alles nichts Großes.

Wie bist du damit umgegangen in der Zeit, in der du nicht trainieren konntest? Hast du erst mal etwas Zeit mit der Familie verbracht?

Der Ablauf war eigentlich fast wie immer, ich hatte keine freien Tage zuhause mit der Familie. Drei Tage später war dann die Operation und anschließend ging es direkt weiter mit Reha-Trainer Flo Bauer. Wir haben dann angefangen mit Krafttraining, Oberkörper und Beine kann man ja trotzdem trainieren.

Deine Verletzungen kamen bislang oft, wenn man das Gefühl hatte, dass du dir gerade einen Stammplatz erkämpft hast. Nervt dich das sehr?

Was heißt nerven? Irgendwann muss man einsehen, dass das zum Fußball dazu gehört. Es gibt nie einen guten Zeitpunkt für eine Verletzung. Hätte ich gar nicht gespielt und mich in der ersten Liga nicht beweisen können, wäre das für mich noch schlimmer gewesen. Ich hatte mich fest gespielt mit fünf Startelfeinsätzen in Folge und habe meiner Meinung nach auch ganz ordentlich gespielt. Deswegen war es natürlich bitter, aber es galt dann nach vorne zu blicken.

Inzwischen sieht man dich, wie du auf dem Nebenplatz Aufbautraining absolvierst. Wie groß ist die Freude, wieder mit dem Ball auf dem Platz stehen zu können?

Die Freude ist echt groß. So langsam reicht es dann auch mit dem Reha-Training (lacht). Man möchte einfach wieder mit den Jungs kicken. Ich bin echt froh, dass ich mit dem Reha-Trainer jetzt wieder raus gehen kann und wir eigentlich auch alles machen können.

Kannst du schon eine Prognose abgeben, wann du wieder ins Mannschaftstraining einsteigen kannst?

Unser Ziel ist während der Länderspielpause, wenn alles gut läuft. Vielleicht dauert es auch ein bisschen länger, aber wir peilen nächste Woche an. Da ich bisher im Reha-Training und auch auf dem Platz keine Probleme hatte, sind wir da guter Dinge.

Torsten Lieberknecht hatte dich ja fast schon abgeschrieben für diese Saison …

Ich wusste, dass so ein Sprunggelenksbruch länger dauern würde und viele haben mir gesagt, dass sich der Heilungsprozess auch ziehen kann. Bei mir lief Gott sei Dank bisher alles perfekt – von der Operation und den Schrauben bis hin zur Heilung. Bei der Abschlussdiagnose vorletzte Woche hatte der Arzt auch nichts auszusetzen. Also bin ich echt froh, dass es so lief und dass ich hier in guten Händen bin und war.

Wie lange bleiben so Schrauben drinnen?

Der Arzt hat gesagt in der Regel maximal ein Jahr. Ob wir dann die Sommerpause oder die Winterpause nehmen, schauen wir. Da fällt man aber nur so fünf bis sieben Tage aus, damit die Wunde heilen kann.

Spürst du noch etwas von der Verletzung im Moment?

Ein bisschen spüre ich die Schrauben beim Passen und Schießen. Das ist so ein Fremdkörpergefühl. Da musste ich mich erst einmal dran gewöhnen.

Was denkst du, wie lange wirst du brauchen, bis du wieder spielen kannst?

Das ist schwierig zu sagen, weil jeder mit einem anderen Fitnessstand wieder ins Training einsteigt. Ich bin meiner Meinung nach schon recht fit, auch weil ich zuletzt vom Reha-Trainer gut gequält wurde, aber das wird vielleicht trotzdem ein Weilchen dauern, bis man wieder im Rhythmus drinnen ist. Deshalb ist es vielleicht gar nicht schlecht, dass jetzt die Länderspielpause ansteht, in der ich noch mal viel trainieren kann.

In Teil II des Interviews spricht Clemens Riedel über sein erstes Bundesliga-Jahr und verrät, von welchem Gegenspieler er sich ein Trikot gesichert hat.

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Bildquellen

  • TSG-SVD-2023-24-blog-0004: Arthur Schönbein

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