Clemens Riedel ist seit Jahren der erste Spieler aus dem Nachwuchs des SV Darmstadt 98, der bei den Profis Fuß gefasst hat. Damit ist der 20 Jahre alte Abwehrspieler ein Vorbild für andere Nachwuchsspieler. Als Mentor sieht er sich aber nicht, eher als einer, der es den jungen Spielern so einfach machen will, wie man es ihm zu Beginn gemacht hat. Auch wenn ihn zuletzt ein Knöchelbruch zurückwarf, sieht er seine erste Bundesliga-Saison insgesamt positiv. Neben der sportlichen Leistung ist er dabei auch stolz auf das Trikot eines Weltstars, das er zu seiner eigenen Überraschung im Tausch ergattern konnte, wie er im zweiten Teil des großen Lilienblog-Interviews verriet.
Wie siehst du denn generell deine erste Bundesliga Saison und deine persönliche Entwicklung dieses Jahr?
Positiv. Es gab natürlich auch Höhen und Tiefen, wo man mal dabei war, mal Stamm gespielt hat oder mal ganz außen vor war. Aber ich glaube, so ging es einigen, weil wir in der Defensive viel gewechselt haben. Aber trotzdem bin ich echt zufrieden. Wenn mir vor der Saison jemand gesagt hätte, dass ich so und so viele Einsätze in der ersten Liga habe, wäre ich damit zufrieden gewesen. Und es sind ja auch noch ein paar Spiele.
Du hast ja selbst fünf Jahre in der Eintracht-Jugend gespielt und kommst nicht aus der Region. Wie viel bedeutet dir als Wahl-Heiner der Verein, bei dem du zum Profi wurdest?
Sehr viel. Ich habe eine wirklich krasse Bindung zu Darmstadt, die hat sich in den letzten Jahren so entwickelt. Ich bin schon seit der B-Jugend hier und bei einem Verein über die Jugend Profi zu werden ist, denke ich, auch nicht nur für mich, sondern auch für den Verein noch ein bisschen schöner. Persönlich bin ich jetzt sehr eng mit dem Verein verbunden.
Du giltst ja auch oft als Vorbild für die Jugendarbeit in Darmstadt. Inwiefern siehst du dich selbst als Mentor für die Jugendspieler, die mit den Profis trainieren und das schaffen wollen, was du geschafft hast?
Als Mentor sehe ich mich nicht wirklich. Aber wenn Jungs hochkommen, sage ich denen natürlich schon, dass sie mich gerne fragen können, wenn etwas ist. Das gleiche gilt natürlich auch für Fabio (Torsiello), der jetzt auch schon länger da ist. Ich versuche es ihnen vor allem so einfach zu machen, wie es mir damals einfach gemacht wurde.
Was hast du aus deinem ersten halben Jahr Bundesliga für dich mitgenommen?
In der Bundesliga ist alles noch einen Tick schneller und die individuelle Qualität ist höher. Der größte Unterschied zur 2. Liga ist wohl die Kaltschnäuzigkeit der Gegner. Wenn wir unsere Chancen nicht machen, nutzen das die Gegner eiskalt aus, auch wenn wir in Überzahl waren, wie es diese Saison ja schon der Fall war.
Wer war deiner Meinung nach diese Saison dein härtester Gegenspieler?
Jadon Sancho, würde ich sagen. In der ersten Halbzeit hatte ich gegen Donyell Malen gespielt, das habe ich echt gut gemacht, finde ich. Es war generell ein ordentliches Spiel von mir, aber als bei mir so langsam die Kräfte nachließen und der BVB Sancho und Marco Reus eingewechselt hat, war das schon heftig.

„Das war schon heftig“ – die personelle Stärke von Dortmund hat Clemens Riedel beeindruckt.
Musst du dich eigentlich manchmal noch zwicken, um zu realisieren, dass du jetzt Bundesligaspieler bist? Das ist ja der große Traum von vielen und du hast es geschafft.
Ja vor allem die ersten Spiele war das so. Vor allem nach dem Union-Spiel in der Hinrunde, als ich mein Bundesliga-Debüt gegeben habe, war ich sehr emotional. Hätte ich vorher nicht gedacht, dass mir das nochmal so viel bedeutet. Aber als ich dann die ganzen Nachrichten bekommen habe und mir meine Familie noch einmal gesagt hat „Du bist jetzt Bundesligaspieler“, war ich schon emotional. Das hat sich dann aber nach und nach gelegt. Und jetzt hat man das realisiert und sich etwas daran gewöhnt.
Hast du dir schon von so manchem Gegenspieler ein Trikot gesichert?
Da gibt es bei mir eine krasse Geschichte, da hätte ich nicht gedacht, dass ich an das Trikot komme. Im Testspiel gegen Liverpool habe ich Mohamed Salah im Spiel schon kurz vor der Halbzeit gefragt, ob ich sein Trikot haben kann. Er hat mir das Trikot dann bereits in der Halbzeit in den Katakomben gegeben. Da war ich sehr glücklich. Granit Xhaka habe ich auch noch. Der ist für mich echt ein super Spieler. Ansonsten habe ich noch Mario Götze und einige Kollegen aus der U-Nationalmannschaft.
Du hast Granit Xhaka schon erwähnt. Was denkst du, wer wird Meister?
Ich denke, Leverkusen wird das machen. Aber mal schauen, was noch passiert.
Und wer steigt ab?
Wir nicht hoffentlich. Ich denke, die drei Mannschaften da hinten (Köln, Mainz und Darmstadt) werden es unter sich ausmachen, so ehrlich muss man sein. Der Abstand zum 15. Platz ist schon sehr groß. Ich glaube, die nächsten Wochen werden entscheidend. Da wird sich dann herauskristallisieren, ob für uns noch etwas geht, beziehungsweise wer sich die Relegation sichern wird.
Hier geht es zu Teil 1 des Liienblog-Interviews mit Clemens Riedel, in dem er unter anderem über den Umgang mit seiner schweren Verletzung spricht
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Bildquellen
- SVD-BVB-2023-24-blog-0011: Arthur Schönbein
- SVD-BVB-2023-24-blog-0016: Arthur Schönbein
Der Junge ist einfach klasse!