Der neue Lilien-Coach Florian Kohfeldt hat sich am Montag in Darmstadt der Öffentlichkeit vorgestellt. Dabei sprach er über seine Spielidee und seine ersten Eindrücke von Verein und Mannschaft. Der 41-Jährige ging auch auf die mögliche Skepsis ein, die ihm begegnen könnte und verriet, dass ihm sein Vorgänger Torsten Lieberknecht eine Nachricht hinterlassen hatte.
Der erster Eindruck vor Ort
„Ich kann sagen, dass das, was ich mir vorher ausgemalt habe, eingetreten ist“, sagte Kohfeldt, der seit Sonntagmorgen in Darmstadt ist. „Ich bin bei einem sehr harmonischen, sehr familiären, sehr zugewandten Verein mit einer extrem professionellen Struktur. Das ist etwas, was mir gefällt.“ Bereits vor dem ersten Training am Montagnachmittag habe er zahlreiche Gespräche geführt – am Sonntag zunächst mit dem Staff, ab Montag dann auch mit den Spielern. Die Gespräche seien durchweg positiv und von Zuversicht geprägt gewesen. „Ich habe viel Energie gespürt“, sagte er.
Der Vorab-Eindruck vom Team
„Ich weiß, dass ich eine Basis habe, auf der ich aufbauen kann mit der Mannschaft“, sagte Kohfeldt. Es gebe einige wirklich sehr interessante Spieler, die noch ein hohes Entwicklungspotenzial hätten. Explizit nannte er Clemens Riedel, den er für einen sehr talentierten Innenverteidiger halte. Im zentralen Mittelfeld verfüge man über sehr spielstarke Spieler, die dafür prädestiniert seien, strukturierten, zielstrebigen Kombinationsfußball zu spielen. „Und wir haben eine sehr facettenreiche Offensive, gerade im Zentrum, wo wir durchaus Varianten haben“, betonte er. Grundlegende Probleme in der zuletzt gescholtenen Defensive sieht er nicht. Diese werde sich stabilisieren, wenn die Mannschaft wieder ein anderes Gefühl auf den Platz bringe. „Die individuelle Qualität sehe ich nicht als Problem.“ Ohnehin werde man nie von ihm hören, dass er öffentlich neue Spieler verlange.
Die Lilien auf der Brust?
Das Anforderungsprofil von Sportdirektor Paul Fernie, dass der neue Trainer wissen müsse, was es bedeute, die Lilie auf der Brust zu tragen, könne er an seinem zweiten Arbeitstag natürlich noch nicht vollständig erfüllen. Aber er habe mit Werder Bremen einen Verein trainiert, der einer Stadt und einer Region unglaublich viel bedeutet. „Deshalb glaube ich, das das hier sehr gut zusammenpasst.“
Seine Spielidee
Kohfeld brachte es wie aus der Pistole geschossen auf den Punkt: „Zielgerichteter, dominanter Ballbesitzfußball, immer auf der Suche nach Tempoaktionen und den Ball so schnell wie möglich wiederbekommen.“ Insgesamt wünsche sich einen Tick mehr Zielstrebigkeit, dass die Mannschaft bei Ballbesitz, mehr Ideen, mehr Lösungen habe und sich vorausschauend verhalte. Zugleich fordere seine Spielweise auch Mut von den Spielern – gerade in Momenten, wenn eine Partie zu kippen drohe. Dabei spiele auch das Emotionale eine große Rolle – deswegen hoffe er gerade in solchen Situationen auf eine Symbiose mit dem Stadion.
Die Skepsis ihm gegenüber
Er habe in den rund zehn Jahren im Profifußball gelernt, dass man sich von öffentlichen Erwartungen lösen müsse. Natürlich seien die Fragen nach seinen beiden relativ kurzen Stationen in Eupen und Wolfsburg legitim. „Aber ich habe mir abgewöhnt zu versuchen, das alles zu erklären, weil das in der Regel leider nicht durchdringt.“ Er selbst habe die vergangenen Jahre jedenfalls nicht als Karriereabschwung empfunden, sondern viele wertvolle Erfahrungen gesammelt. „All diese Erfahrungen werden mir hoffentlich helfen, dass ich heute ein besserer Trainer bin als vor acht oder neun Jahren.“ Aber im Grunde spiele die Vergangenheit keine Rolle. Ab jetzt zähle, was die Mannschaft ab Samstag auf den Platz bringe. Bei der Entscheidung für Darmstadt 98 habe er zu keinem Zeitpunkt über die Bedeutung für seine Karriere nachgedacht. „Ich habe darüber nachgedacht: Passt dieser Verein zu mir? Habe ich Lust auf diese Aufgabe? Kann ich dem Verein etwas geben, was ihm hilft? Und da ich diese drei Fragen alle mit Ja beantworten konnte, habe ich gesagt: Wenn ihr wollt, dann sehr gerne.“
Eine Nachricht des Vorgängers
„Torsten hat mir eine sehr nette Nachricht hinterlassen“, sagte Kohfeldt. Über die Inhalte der privaten Nachricht wollte er sich nicht äußern. Er kenne Lieberknecht schon sehr lange, beide seien bei der gleichen Berateragentur. Mit etwas Abstand werde er Lieberknecht auch direkt kontaktieren. „Aber es gebietet der Respekt, dass ich Torsten jetzt nicht gleich anrufe und sage: Erzähl mal.“
Der Darmstädter Jugendstil
„Spieleinsätze kann ich nicht versprechen, das muss sich jeder Spieler, egal ob er jung oder alt ist, verdienen“, stellte Kohfeldt klar, als er auf seinen Umgang mit jungen Spielern angesprochen wurde. Beim Ansatz der Talententwicklung habe er immer großes Augenmerk darauf gelegt, wann der richtige Moment für den Spieler gekommen sei. Trotzdem sei die Entwicklung der jungen Spieler enorm wichtig für ihn. Auch in seiner ersten Woche seien wieder zwei Nachwuchsspieler beim Profitraining dabei. Und eines seiner ersten Telefonate habe er noch aus Bremen mit Björn Müller geführt, dem Sportlichen Leiter des Nachwuchsleistungszentrums der Lilien. „Von daher kann man sich darauf verlassen, dass weiter ein großes Augenmerk darauf gelegt wird.“
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Bildquellen
- IMG_4328: Stephan Köhnlein
Ich freue mich auf Florian Kohfeld und denke, daß wir einen richtig guten Trainer bekommen haben mit guten Ideen und einem klaren Gesamtkonzept. Wenn dann die Mannschaft mitzieht und alles möglichst zeitnah umsetzen kann, geht es hoffentlich bald wieder aufwärts. Ich sehe das sehr positiv und optimistisch. Viel Erfolg ihr Lilien und Florian Kohfeld
Samstag ist Feuertaufe angesagt! Mal gespannt was sich aus dem Spiel heraus ggü. T.L. ändern wird. Also dann hau rein Florian Kohfeldt. Mehr Kohlen in’s Feuer und Dampfdruck auf’m Kessel, damit der Lilienausflugsdampfer endlich Fahrt aufnimmt.
FK hört sich gut an, ob er seine glasklaren Ansprüche und Pläne auf die Mannschaft übertragen kann, wird sich in den nächsten Wochen zeigen.
Charaktlich scheint er zu passen, aber ich habe in letzter Zeit immer schöne Reden und Pläne gehört, was am Ende rauskam wissen wir.
Ich wünsche ihm viel Erfolg und einen guten Einstand mit einem Sieg gegen Braunschweig.
Dennoch müssen wir abwarten was die Mannschaft von seinen Vorstellungen Fußball zu spielen auch umsetzen kann. Ich halte die derzeit den Kader für nicht sonderlich gut für diese starken 2.Liga, lasse mich aber gerne positiv überraschen.
Stojilkovic scheint wohl heute noch zu wechseln, zumindest interpretiere ich P. Fernies Statement so, sofern sich die Vereine einig werden. Ein Verein aus den Mallediven wurde aber ausgeschlossen 😂 😂 😂
Ich fasse es mal auf das Wesentliche zusammen:
Kohfeldt haben besonders die äußerst professionellen Strukturen in Darmstadt gefallen.