Für die einen sind die Fahnen ein wichtiger Ausdruck des Supports des SV Darmstadt 98. Die anderen beklagen, dass man ihnen damit die Sicht nimmt und fühlen sich so genötigt, auf teure Sitzplätze auszuweichen, um etwas vom Spiel mitzubekommen.
Das Thema große Fahnen im Fanblock gerade bei Auswärtsfahrten haben wir in unserem Videopodcast Heinerstube bereits etwas ausführlicher thematisiert (ab Minute 48). Und wie seht ihr das Thema? Nutzt gerne auch die Kommentarfunktion, weil die Antworten zu diesem Thema womöglich nicht mit den vorgegebenen Möglichkeiten abgedeckt werden.
Was haltet ihr von große Fahnen im Auswärtsblock?
- Finde ich überflüssig, nimmt zu vielen Fans die Sicht und Support geht auch anders. (33%, 105 Votes)
- Finde ich gut, das ist ein wichtiger Teil des Supports (33%, 104 Votes)
- Finde ich grundsätzlich okay, könnten aber weniger und kleiner sein. (30%, 96 Votes)
- Weiß nicht (3%, 10 Votes)
Total Voters: 315
Die Umfrage endet am Mittwoch, 11. Dezember, um Mitternacht.
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Bildquellen
- sgf-SVD-2024-25-blog-0041a: Arthur Schönbein
Ich spreche mich eindeutig für den Einsatz von (großen) Fahnen und Doppelhaltern als Bestandteil der Fan- und Ultrakultur aus. Die Erfahrungen aus Nicks Kindheit haben meiner Meinung nach keine Relevanz in der Debatte, da es sich um einen anderen Standort und eine andere Art der Fankultur handelt. Bei der aktiven Fanszene des SVD ist schließlich die Ultrakultur vorherrschend; das war früher anders.
Allerdings ist mir bewusst, dass bei Auswärtsfahrten verschiedene Fankulturen zusammenkommen. Seine Ausführungen stellen diesbezüglich jedoch eine Momentaufnahme dar, da große Fahnen bei wichtigen Spielszenen in der Regel heruntergenommen werden. Außerdem gibt es genügend Standorte – auch im Stehbereich – wo die Sicht durch große Fahnen nicht behindert wird.
Hi Torben, vielen Dank für den Beitrag. Ich freue mich immer, wenn Dialog zustande kommt und sich hier auch Stimmen der Fan- und Ultrakultur zu Wort melden. Man muss die Haltung nicht teilen, aber sie gehört ebenso zum Gesamtbild wie die derjenigen, die Fahnen oder Pyrotechnik ablehnen.
Welcher andere Standort???
Und was hat ein Standort überhaupt mit der Fragestellung zu tun?
Der Standort spielt eine sehr gewichtige Rolle bei dieser Thematik.
So entscheidet sich die Fankultur bezogen auf den Standort teilweise enorm. Diesen Effekt kann man im Großen betrachten und nationale oder regionale Unterschiede der Fankultur herausarbeiten.
Aber auch am Bölle unterscheiden sich die Gepflogenheiten, ob man Südtribüne, Gegengerade, A-Block, Familienblock oder VIP-Bereich betrachtet; und alle Akteure und Fans des Vereins haben dabei ihre Daseinsberechtigung. Natürlich müssen im Auswärtsblock verschiedene Interessen unter einen Hut gebracht werden. Dennoch stellt der Stehblockbereich meist den Kristallisationspunkt der aktive Fans bzw. Ultras da, zu deren Repertoire Schwenkfahnen essentieller Bestandteil sind. Diese sind übrigens in den meisten Stadien auf eine gewisse Anzahl wie 3 oder 5 – je nach Größe – beschränkt, sodass sich auch im Stehplatz, aber vor allem im Sitzbereich genug Plätze finden, die nicht von Sichtbehinderungen betroffen sind.
Ich war in Bremen im Sitzplatzbereich und konnte die meiste Zeit wegen der Fahnen das Tor nicht komplett sehen. Ich sehe keinen Sinn in diesen Fahnen und stimmt, die Kultur früher war anders, das zeigt aber auch, Kultur kann sich ändern. In England sieht man z.B. keine Fahnen…
Die Spieler wissen wo die eigenen Fans stehen und die Fahnen sind unwichtig für den Support. Zumindest bei den Auswärtsspielen sollte man darauf verzichten.
Ich habe nachgefragt, da sie heutzutage i.d.R NICHT mehr „bei wichtigen Spielszenen heruntergenommen“ werden,
fragte, ob man jüngeren Fahnenschwenkern nichts von dieser Gepflogenheit erzählte,
ausdrückliche Antwort: es wurde ausdrücklich beschlossen, dieses „ungeschriebene Gesetz“ abzuschaffen.
Es ist wohl mittlerweile so, dass die Fahnen genau so gehandhabt werden, wie die Gesänge: möglichst permanent, denn wer am längsten kann, hat den dicksten, den längsten und den größten – kurz: hat gewonnen im internen Wettbewerb zwischen den Ultra- oder sonstwelchen Gruppen.
Das Argument „Support“ halte ich für vorgeschoben (halte, weil die Jungs und Mädels vermutlich selbst an den Schmarren glauben), um dieses ständige Gedöns zu rechtfertigen. Aber eigentlich feiert sich die „Szene“ nur selbst, völlig unabhängig von Spielsituation, Verein oder sonstwas. Der Begriff „Fankultur“ trifft es schon eher, allerdings wird hier der Begriff „Fan“ wiederum völlig vereinnahmend verwendet, bzw. regelrecht gekapert. Es ist eben die „Kultur“ dieser „Fans“, sich selbst zu feiern.
Korrekt, zumal z.B. in Situationen, in denen der SV 98 drauf und dran ist, evtl. ein Tor zu schießen, NIEMAND auf Fahnen schauen wird (außer denen hinter den Fahnen, denen nichts anderes übrig bleibt…),
kein gegnerischer Fan, kein Fotograph, keine Ersatzbank – und ganz bestimmt nicht unsere Spieler, die dadurch eben auch nicht gepusht werden. Ich kenne es von mir selbst (und auch das halbwegs unbewußt), daß es einen echt vorwärtstreibt, wenn man beispielsweise aussichtsreich aufs Tor zuläuft und der Geräuschpegel spürbar steigt – DAS ist Support.
Ich bin ein Freund von Stimmung und Support, allerdings möchte ich auch was vom Spiel sehen und mitbekommen.
Deshalb suche ich mir Plätze aus, wo die großen Fahnen mir nicht ständig vor der Linse sind.
Auswärts hat man vielleicht nicht immer die Möglichkeit dem aus dem wege zu gehen.
Ich denke ein wenig Verständnis für beide Seiten muß schon sein. Ich kenne aber auch Gesichter, die gerade wegen dem ganzen Brimborium dort stehen wollen.
Es gehört halt einfach dazu. Es gibt Stadien in anderen Ländern, da sieht man viel weniger Fahnen. Ist aber auch eine andere Fan Kultur.
Ich finde große Fahnen klasse. Solange sie nicht in dem Block geschwenkt werden, in dem ich stehe. Deshalb gehe ich bei Auswärtsfahrten mittlerweile prinzipiell in den Sitzplatzblock, weil man in den Stehbereichen vom Spiel so gut wie nix mitbekommt. Wegen der vielen großen Fahnen.
Fahnen gehören zur Fankultur wie Gesänge Applaus und und lautstarker Support.
Je größer desto schöner. vorallem im TV und Haupttribühne Logensessel macht sich das sehr gut.
Früher, sellemols, in meiner Jugend… 😉
– da gab es den ungeschriebenen Ehrenkodex, daß man die Fahnen stillhält, solange die eigenen Jungs konkret etwas Interessantes vor dem gegnerischen Tor zuwegebringen.
Fand ich gut.
Habe mich erkundigt: leider abgeschafft.
Generell sind große Fahnen toll = vor+nach dem Spiel sowie in der Halbzeitpause, sollten jedoch während des Spiels eingerollt werden , damit jedermann gut sehen kann…!
Schwierige Frage. Dazu gibt es sicher keine pauschale Antwort weil jeder Fußball anders erleben möchte.
Zum einen finde ich es gut, dass die Jungs und Mädels jedes Spiel Stimmung machen. Das nicht nur akustisch sondern auch mit entsprechenden Fahnen. Das gehört meiner Meinung nach auch zur Fankultur und sollte auch erhalten werden.
Kenne aber auch das Sichtproblem wenn man im Stehblock falsch steht. Ist mir oft genug schon passiert und nervt dann natürlich extrem.
Aber mal Hand aufs Herz, wer regelmäßig im Stehblock steht, der weiß doch wie die Sache läuft. Wie sich die Szene positioniert und wo die Fahnen sein werden. Geht mir zumindest so.
In Hamburg hab ich im Stehblock wunderbar gesehen. Stand im Grunde direkt hinter den Damen und Herren im Northface Outfit. Da war sogar noch massig Platz.
Ich denke wer sich für den Stehplatz entscheidet, der muss eben auch mit der einen oder anderen Einschränkung leben können. Dafür sind die Karten eben auch günstiger und man hat die Freiheit sich selbst einen Platz suchen zu können.
Mit dem Sitzplatz kauft man sich eben nicht nur einen festen Platz sondern auch in 95% eine freie Sicht.
Erst verbrennt dir so ein maskierter Pyromane mit seiner Rauchfackel Glatze und Kittel und dann schwenken die Edelunterstützer 90 Minuten plus Nachspielzeit ihre riesigen Flaggen und du als fussballbegeisterter Fan, der gerne auch etwas vom eigentlich Sinn des Stadionbesuchs mitbekommen möchte, musst dich schlangenmenschengleich entgegen des Fahnenschwenkerrhythmus bewegen, was in der Regel aber völlig sinnlos ist, da diese Spezie im Gegentakt arbeitet. Soll heißen: kaum ist das eine „Bettlaken“ aus deinem Sichtbereich verschwunden kommt schon der nächste Riesenwimpel rein. Ist nicht einfach sich darüber zu freuen, zumal, wenn man aus dem Schlangenmenschenalter rausgewachsen und man auch kein großer Anhänger asiatischer Verrenkungsübungen ist. Das, als eine Problemlösung empfohlene ausweichen in andere Bereiche des betreffenden Stadionblocks ist auch nur dann möglich, wenn es denn überhaupt noch Plätze mit einigermaßen freier Sicht auf das Spielfeld gibt. In der Regel drängen sich dort nämlich sardinenbüchsengleich die „Fahnenflüchtigen“.
Ich finde es schade, dass hier mir so viel Überheblichkeit und Missgunst von den Ultras des Vereins gesprochen wird, aber gleichzeitig Verständnis für die eigene Befindlichkeit eingefordert wird.
Ich halte diesen Einstellung und den dazugehörigen Tonfall nicht für konstruktiv.
Dass das schauen des Fußballspiels nicht oberste Priorität bei Ultras hat, dem stimme ich zu. Als Ultra begreift man sich viel mehr als Teil des Vereins, der zu dessen Gesamtbild beträgt. Besonders wenn man große Choreografien organisiert, ist es häufig unausweichlich, dass man die erste Hälfte des der Halbzeit verpasst, da man mit organisieren und aufräumen beschäftigt ist.
Hertha hat mal eine schöne Choreografie gezeigt, bei der sie sich halt Hertha BSC Gesangabteilung gelabelt haben. Dieses Motto ist der passend, wie ich finde.
Also Ultra samt Pyro, Fahnen und Gesang stellt man einen Teil des Vereins dar und gerade die Bilder der Kurve sind es, die die Größe und Einzigartigkeit eines Vereins bildlich transportieren.
Einem Zeugwart oder Technikmemschen im Stadion würde man doch auch nicht seine Liebe zum Fußball oder Unterstützung des Vereins absprechen, nur weil diese nicht alles vom Spiel mitbekommen; sie opfern ihren Anteil am Spiel eben für dem Verein.
Das egoistische Interesse vieler, sich nicht für den Verein zu engagieren, aber alles hautnah vom Spiel mitzubekommen, kann ich nicht nachvollziehen; zumal man gleichzeitig selbst ich Stimmungsbereich oder Stehplatz stehen möchte, um sich eben jener Atmosphäre zu erfreuen.
Klar finde ich, dass man gegenseitig respektvoll kommunizieren und kompromissbereit sein sollte, aber wenn man ’nur‘ am Fußballschauen interessiert ist, ist man meiner Meinung nach im Sitzblock oder vorm Fernseher besser aufgehoben.
Am Ende noch ein kleiner Einschub:
Viele der jungen Ultras opfern ihr gesamtes Geld und den Großteil ihrer Freizeit – nicht nur am Spieltag, auch unter der Woche – für die Unterstützung des Vereins. Häufig bleiben dabei soziale Kontakte, Familie oder Karriere auf der Strecke.
Ich wünsche mir Wertschätzung oder mindestens Anerkennung dieser Opferbereitschaft.
Es geht hier um alle – sowohl die Ultras als auch die anderen haben ihre Daseinsberechtigung, und wenn ich – und ich bin auf ALLEN Auswärtsspielen – in manchen Stadien einfach null Chance habe, einen Platz zu finden, wo ich etwas sehe, dann stimmt etwas nicht, und dann habe ich nicht Rücksicht auf die Ultras zu nehmen, sondern diese auch auf mich. Ich mag Fahnen, ich mag Support, und ich nehme es hin, so einiges nicht zu sehen.
Aber das ausdrückliche Abschaffen der Maßnahme, bei wichtigen Szenen die Füße, äähh, die Fahnen still zu halten, das lehne ich als puren Egoismus ab.
Irgendwo habe ich sogar Fanbetreuer Alex mal gebeten, auf die Fahnenschwenker einzuzwirken, weil wirklich niemand etwas sah, und er gabe sich Mühe: „Keine Chance“ war seine trauriges Resümee.
Es tut mir Leid, dass du das so empfindest. Dass jeder Fan seine Daseinberechtigung hat, dem stimme ich vollkommen zu.
Dennoch hege ich Zweifel an der Verallgemeinerung, dass es in allen Stadien nirgends einen Platz gibt, an dem man das Spiel ohne Sichtbehinderung verfolgen kann.
Sicherlich gibt es Gästeblöcke, die aufgrund ihrer Architektur nicht gut für Fahnen geeignet sind. Dann empfiehlt es sich aus meiner Sicht, derartige Probleme zu antizipieren und ggf. Kompromisse zu finden, die kleinere Fahnen beinhalten. Vor diesem Hintergrund halte ich es aber für notwendig, dass die Kommunikation in den Tagen vor dem Spiel und nicht am Spieltag gesucht wird.
Außerdem glaube ich, dass es unterschiedliche Auffassungen von ‚wichtigen Szenen‘ gibt. Ich meine damit Elfmeter, (gefährliche) Freistöße und in seltener Fällen auch Ecken.
Bei jeder sich anbahnenden Chance den optischen Support einzustellen, halte ich für nicht durchführbar, da es gar nicht so einfach ist, diese großen Fahnen aus- und einzupacken.
Die Verallgemeinerung ist selbstverständlich Blödsinn – wie gesagt, ich bin bei allen Auswärtsspielen und habe natürlich inzwischen Übung darin, mich strategisch schlau zu positionieren. Daher in meinem Text auch nur die Aussage „in MANCHEN Stadien kann nicht einmal ich…“.
Fahnen runternehmen halte ich auch für blödsinnig, undurchführbar (grad bei den Riesendingern) und unnötig.
Nicht schwenken, das ist das einzige, was ich mir wünsche. Wenn nicht grade Böen durch Stadion fegen, hängt die Fahne dann schlaff an der Fahnenstange runter und nimmt nur Zentimeter von Sicht, die jeder durch ein sanftes Neigen des Kopfes ausgleichen kann.
„Kompromisse finden“ – genau meine Intention. Nur kleinere Fahnen in solchen Stadien, Kommunikation…
Genau das wünsche ich mir, aber wie schon Stephan schreibt: dazu ist die momentane Ultra-Zusammensetzung in der Mehrheit leider nicht bereit.
Und damit meine ich nicht „Ey Arschloch, nemm die Fahn runner, sunsd zünd ischseder irschendwann aa…“, sondern seriöse Kommunikation, wie sie sicherlich auch Stephan (und die Fanbetreuer) versucht haben.
Es wäre einfach schön, wenn es mehr Austausch mit den Ultras gäbe, um das gegenseitige Verständnis zu stärken. Wir haben das vom Lilienblog schon mehrfach versucht, aber offenbar besteht da so gut wie kein Interesse. So wirken die Ultras in der Außensicht leider oft wie eine sehr laute, sehr fordernde und sehr dominante Gruppe, die aber in sich abgeschlossen ist und sich nicht um die Interessen/Haltungen der anderen kümmert oder diese respektiert – was dann auch ein Grund für die Aussagen sein könnte, die Du als überheblich und missgünstig empfindest.
Ich denke das ist dann auch die Frage wer genau angesprochen wird. Es gibt ja nicht nur „die Ultras“ sondern viele verschiedene Gruppierungen, die eben unter dem Schlagwort zusammengefasst werden. Der Dialog, wenn man da konkret werden möchte, sollte an dieser Stelle sicher über die Fanbetreuung erfolgen. Auch weil im Auswärtsblock eben dann noch weitere organisierte Gruppen aus anderen Teilen des Stadions zusammenkommen die man in der Gesamtbetrachtung nicht vergessen sollte.
Ich kann es nachvollziehen, dass der Auftritt der Jungs und Mädels oftmals bedrohlich wirkt. Das macht alleine schon die einheitliche Kleidung. Meine Erfahrungen mit der aktiven Szene in dieser Saison sind durchgehend positiv. In keinem der Spiele hatte ich ein Problem mit den Jungs und Mädels und ich hatte einigen Kontakt. Es ist wie überall im Leben, die Ansprache und Kompromissbereitschaft ist entscheidend. Wer nur meckert und fordert, der kommt eben auch in keinen positiven Dialog rein.
Überheblichkeit sehe ich wirklich nicht darin, gute Sichtverhältnisse zu verteidigen. Und woher die Missgunst kommt, könnten sich die Ultra-Fraktionen mal überlegen, denn da gibt es so einige Aktionen, die mit „Fankultur“ entschuldigt werden, in manchen Fällen dem Verein, an dem ihr angeblich so hängt, tatsächlich schaden – z. T. ganz handfest monetär. Aber klar, dahinter steckt die „Fußballmafia DFB/DFL“, wenn auch nicht die „Scheiß Bullen“.
Im Gegenteil: Es zeugt von Überheblichkeit, zwischen „aktiven“ und „inaktiven“ Fans zu unterscheiden, nur weil letztere ihre Begeisterung nicht in den von euch akzeptierten laut- oder optikstarken Formaten artikulieren. Mitfiebern kann auch sehr still stattfinden, voll konzentriert und im Zweifel ist das dann nur an den Fingernägeln abzulesen.
Nächster Punkt: Einen „Teil des Vereins“ stellst du als MITGLIED des Vereins dar. Du, Torben, wirst selbst wissen, wie hoch die Quote bei den Ultras ist. Ansonsten stellst du den Verein vielleicht optisch dar, aber eben auch nur für diejenigen, die auf diese Optik und eventuelle kleine Unterschiede geeicht sind – denn in der Masse gleicht eine Ultra-Kurve der nächsten, zumindest in Deutschland und davon reden wir. Es sind Fahnen, Dauerbeschallung (von Gesängen würde ich da auch nicht immer reden) und Pyro, sowie ab und an eine Choreo. Aber nochmal: In der Summe gibts da keine Distinktion und deshalb auch keine spezifische Repräsentation eines Vereins.
Geht außerdem ruhig mal davon aus, dass es 80% der Bölle-Besucher nicht im geringsten jucken würde, wenn auf den einschlägigen Portalen wie „unserekurve“ oder „Faszination-Fankurve“ über inaktive Lilien-Ultras genörgelt würde. Das betrifft wirklich nur euch selbst in der Ultra-Blase.
Thema Wertschätzung: Wenn Leute ihre Zeit für etwas opfern, dass mir persönlich auf den Zeiger geht und das ich ablehne, dann gibts davon eben auch keine Wertschätzung. Leute opfern Zeit und Geld für die absonderlichsten Dinge, aber warum diesen Anspruch ableiten?
Ansprüche leiten gewisse Ultras offensichtlich schon genügend ab – und bekommen sie zum Teil auch gewährt, absonderlicherweise vom Verein selbst: Die Standpauke gegenüber der Mannschaft in der letzten Saison bleibt unvergessen. DAS war Überheblichkeit pur, aus der eigenen Splittergruppe heraus das gesamte Team in den Senkel zu stellen. Das. Steht. Euch. Nicht. Zu!!!
Auch die Lautsprecher-Beschallung der G, die jetzt bis G3 ausgeweitet wurde, empfinden nicht wenige als Unverschämtheit. Ganz im Ernst: Wenn ich aus der Süd „Gegengrade, Gegengrade“ höre, weiß ich schonmal, was ich in der nächsten Minute NICHT machen werde. Auch DAS ist überheblich, anderen vorzugeben, was sie als nächstes zu skandieren haben.
Über das Thema kann man sicher herzlich streiten. Jeder will seinen Fußball auf seine Art erleben. Die einen wollen nur ihr Bier trinken und geräuschlos Fußball schauen, die anderen finden es halt klasse wenn es stimmungsmäßig rund geht. Mit allem was dazu gehört. Beide Seiten muss man akzeptieren und tolerieren.
Ich habe auch Tage an denen stelle ich mich gerne in den Stimmungsbereich weil ich richtig Bock habe und es gibt die Tage an denen ich eher am gepflegten Bier trinken interessiert bin. Dann suche ich mir eben raus wo ich stehen möchte.
Diese Welten treffen dann in einem Gäste-Stehblock aufeinander. Da wird es immer gewisse Reibungspunkte geben und lösen wird man das sicher auch nicht immer können.
Zum Thema der Einflussnahme der aktiven Szene auf den Verein möchte ich aber auch was loswerden. Auch ich bin der Meinung, dass es nicht sein kann, das sich die aktive Szene zum Sprachrohr aller Fans erhebt und die Mannschaft rund macht. So wie gegen Augsburg im letzten Jahr. Diese Berechtigung haben Sie nicht. Die Gegengerade/A-Block hat da meiner Meinung nach auch richtig reagiert.
Natürlich versucht der Verein es jedem im Stadion irgendwie recht zu machen. Auch gibt es schon immer von Vereinsseite den Dialog mit der aktiven Szene. Sicherlich mal besser und mal schlechter. Auch aus dem Ansinnen raus, die Aktivitäten in einem der DFL/des DFB konformen Rahmen zu halten. Was meiner Meinung nach aktuell auch gelingt.
Wie überall ist es halt so, dass eine aktive Gruppe mehr gehör findet als die Einzelperson. Das liegt alleine schon an einem gemeinsamen Sprachrohr. Der einzelne Fan kann halt dann nichts bewirken. Mir geht die Beschallung in G3 auch auf die Nerven. Gefragt wurde hier keiner der dort steht.
Wie löst man das? In dem sich die Gegengerade organisiert und ein gemeinsames Sprachrohr bildet. Nur, wer will sich hier aktiv einbringen und etwas tun?
Muss es denn sein, dass sich eine ganze Gerade organisiert, nur um den Einfluss einer Süd auf sich selbst wieder loszuwerden? Genau das ist ja die Trumpfkarte der Süd: Wir sind organisiert, deshalb dürfen wir Einfluss haben. Dürfen sie ja von mir aus, aber nur innerhalb der Grenzen ihrer Tribüne und nur solange es dem Verein nicht schadet und alle anderen nicht beeinträchtigt. Ich möchte mich eigentlich nicht organisieren müssen, nur um meine Art „Fankultur“ rechtfertigen und verteidigen zu können.
Damit hast du auch vollkommen recht.
Nur hat es die Süd halt wesentlich einfacher ihre Interessen zu bekunden und einen gewissen Einfluss zu nehmen. Die zersplitterte Gegengerade hat dahingehend halt einfach keine Möglichkeit auf gehör.
Letztendlich muss sich der Verein die Frage stellen ob diese Aktion für alle in Ordnung ist oder nur der Wunsch einzelner.
Wenn die Süd die Gegengerade auffordert, etwas zu skandieren, und dann macht ein Teil der Gegengerade mit, und wer keinen Bock hat, nicht, so finde ich das völlig okay,
zumal die Süd-Beschallung über die Mikrofone ja nicht das ganze Spiel über eingeschaltet ist, sondern nur manchmal und nicht besonders lang. Das ist etwas, wo ich finde, die Gegengerade muß nicht fordern, da in Ruhe gelassen zu werden. Sie hört die Süd ja eh – nur in dem Moment halt bissi lauter…