Auch wenn sich Fabian Holland über den Zuspruch und die Wertschätzung gefreut habe – dass er nach seinem Comeback so im Fokus stand, war dem zurückhaltenden Defensivspieler fast ein wenig unangenehm. Den von den Fans geforderten Auftritt auf dem Zaun der Südtribüne etwa hätte er jedenfalls nicht unbedingt gebraucht, wie der 35-Jährige einräumte. Außerdem sprach der langjährige Lilien-Kapitän über seine lange Leidenszeit, über die Such nach den Gründen für die zahlreichen Infektionen und verriet, welche Rolle die Wechselspekulationen um Isac Lidberg spielen.
Fabian Holland, Glückwunsch zum Comeback. Wie hat es sich Samstag angefühlt, nach mehr als 15 Monaten wieder auf dem Platz zu stehen?
Sehr gut, auf jeden Fall. Es war definitiv ein sehr gelungener Auftakt für uns und für mich persönlich natürlich auch. Die Fans hinter sich zu wissen, mit so einem Heimspiel zu starten gegen einen starken Gegner – das war für die Mannschaft wichtig, für alle drumherum, und für mich war es natürlich auch ein guter Schritt.
Wie war das körperlich nach so einer langen Pause? Musstest du dich erst akklimatisieren?
Nein, da ist man direkt drin. Es waren ja auch nicht mehr viele Minuten zu spielen, da gab es nicht die Frage, ob man das körperlich durchhält. Ich fühle mich gut, kann mit Sicherheit aber noch ein bisschen was drauflegen.
Florian Kohfeldt hat mit Blick auf deine Reaktion gesagt, du seist ja eher ein norddeutscher Typ, was das Temperament angeht …
Ich bin reingekommen und wollte das Spiel erfolgreich absolvieren. Klar wusste ich, dass es ein paar Monate her war, dass ich das letzte Mal gespielt hatte. Das war schon etwas Besonderes. Ob man dann direkt nach dem ersten Spiel auf den Zaun muss, weiß ich nicht. Aber gut, dann ist es halt so. Im Vordergrund steht, dass wir das Spiel gewonnen haben.
Aber lass uns doch mal teilhaben, was das für ein Gefühl war, als die Fans gesungen haben „Fabi auf den Zaun“?
Ich bin nicht der Typ, der das unbedingt braucht. Aber es war natürlich ein schönes Gefühl, dass die Fans ein so fordern und die Wertschätzung mitzukriegen. Deswegen werde ich mit Sicherheit diesen Tag auch nicht vergessen. Ich weiß gar nicht genau, ob ich vorher schon mal auf dem Zaun war. Aber mit Sicherheit stand ich mal dahinter bei einem Spiel, als ich nicht gespielt habe und habe ein bisschen mitgegrölt.

Fabi auf den Zaun – Fabian Holland kam der Forderung der Fans nach seinem Comeback nach, auch wenn es nicht unbedingt sein Ding ist, so im Fokus zu stehen
Eigentlich warst du nach deinem Kreuzbandriss ja schon im Winter so weit, dass du wieder ins Training einsteigen solltest. Aber dann kam eine unglaubliche Serie von Infekten, die dich immer wieder zurückgeworfen hat. Warst du da nicht manchmal kurz vor der Verzweiflung?
Ich war nie der Typ, der zu Hause geblieben ist, wenn er mal ein bisschen Schnupfen hatte. Bei jeder Kleinigkeit zu sagen: „Ja, ich brauche eine Pause, der Körper zeigt mir das“, war immer schwierig für mich. Aber in den letzten Monaten musste ich das dann einfach so machen. Ich habe gemerkt, dass mir dann jedes Mal wieder ein, zwei Wochen flöten gegangen sind und dann brauchte auch das Knie noch mal ein, zwei Wochen, um reinzukommen. Da gab es mit Sicherheit Momente, in denen ich zu Hause ein bisschen verzweifelt war, was, glaube ich, auch ein bisschen verständlich ist. Aber ich habe ein gutes Umfeld, komme auch im Kopf damit klar und habe mir immer gesagt: Okay, die Zeit wird irgendwann vorbei sein. Es hat sich gelohnt, dran zu bleiben. Ich werde immer Gas geben.
Gibt es eine Erklärung dafür, dass du so anfällig warst? Hat man irgendwas gefunden oder ist das einfach nur Pech gewesen?
Ich bin immer noch in Kontakt mit ein paar Ärzten, werde weiterhin ein paar Termine abklappern müssen, auch in der Länderspielpause. Bisher habe alle möglichen Tests ergeben, dass ich ein kerngesunder Mensch bin. Das ist einerseits schön, andererseits schwierig, weil man nicht weiß, wo es genau herkommt. Mit Sicherheit ist mein Immunsystem ein bisschen angeknackst davon.
Der Trainer hat nach dem Spiel gebremst und gesagt, dass keineswegs sicher ist, dass du jetzt künftig regelmäßig spielst. Wie gehst du damit um?
Der Trainer lässt die Besten spielen. Es liegt an mir, ihm Woche für Woche im Training zu zeigen, dass ich der Richtige bin. Mehr kann ich nicht machen.
Spielen eigentlich die Wechselspekulationen um Isac Lidberg in der Kabine irgendwie eine Rolle?
Nein, das ist nichts, womit wir uns beschäftigen. Ich sehe bei Isac 0,0, dass er in irgendwelche anderen Richtungen guckt. Der ist voll bei uns, voll auf dem Platz. Ich glaube, das hat man am Wochenende auch gesehen.
Was erwartet ihr am Freitag beim Auswärtsspiel gegen Nürnberg?
Wir müssen natürlich dranbleiben. Es ist die 2. Liga, da haben wir die letzten Jahre immer wieder gesehen, dass gefühlt jedes Spiel 50:50 ist und die Tagesform immer mitentscheidet. Wir nehmen sicher ein bisschen Selbstvertrauen und Sicherheit mit und hoffen, dass unser Plan auch so aufgeht wie am letzten Wochenende.
(Aufgezeichnet in der Medienrunde mit Fabian Holland am Dienstag)
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Bildquellen
- SVD-BOC-2025-26-lilienblog-0066: Arthur Schönbein
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