Seit rund zwei Monaten spielt Seung-ho Paik für den SV Darmstadt 98. Im Lilienblog-Interview zieht der südkoreanische Nationalspieler eine erste Bilanz, spricht über die Unterschiede zwischen Deutschland und Spanien, koreanische Restaurants in Frankfurt, seine Familie und Fans, die um die halbe Welt reisen, um ihn in Darmstadt zu sehen.
Seung-ho, wie geht es Dir nach den ersten Wochen in Darmstadt?
Seung-ho Paik: Es wird immer besser. Die Mannschaftskameraden helfen mir sehr. Ich versuche, mich an den Geist der Mannschaft anzupassen. Und natürlich will ich noch besser werden.
Wie empfindest Du den Geist der Mannschaft?
Seung-ho Paik: Da ist viel Leidenschaft. Wir versuchen, von hinten heraus zu spielen und aufzubauen, angefangen beim Torhüter. Wir haben gute Spieler. Aber in meinen ersten Spielen hatten wir nicht so viel Glück. Wir haben keine Tore gemacht, obwohl wir gut gespielt haben. Da wollen wir uns noch steigern.
Du hast in Deinen ersten Wochen schon verschiedene Positionen im Mittelfeld gespielt. Wo fühlst Du Dich am wohlsten?
Seung-ho Paik: Ich spiele da, wo mich der Trainer aufstellt – egal ob offensiver oder defensiver im Mittelfeld.
Hast Du eigentlich schon immer im Mittelfeld gespielt?
Seung-ho Paik: Nein, als ich angefangen habe, war ich Stürmer. Das habe ich gespielt, bis ich nach Barcelona kam. Abwehrspieler war ich aber nie.
„Der Fußball hier ist körperlicher“
Was ist Dein Eindruck von der deutschen Zweiten Liga – gerade im Vergleich zu Spanien?
Seung-ho Paik: Der Fußball hier ist körperlicher. Es geht mehr zwischen Abwehr und Angriff hin und her. In Spanien wird das Spiel länger aufgebaut, es gibt mehr Ballkontakte, es soll schön aussehen. Hier ist das aggressiver und schneller.

Aggressiver und schneller – Seung-ho Paik im Spiel gegen Erzgebirge Aue (1:0)
Am Freitag habe ich mit einer Frau im Stadion gesprochen, die war extra aus Südkorea gekommen, um Dich zu sehen. Hast Du sie getroffen?
Seung-ho Paik: Ja, sie hatte eine koreanische Flagge dabei, ich erinnere mich. Bei dem Spiel waren etwa zehn Leute aus Südkorea hier.
Wie kannst Du Dir das erklären, dass die Leute so weit reisen, um Dich zu sehen?
Seung-ho Paik: Das ist unglaublich, dass die Leute bis nach Deutschland kommen, nur um mich zu sehen. Ich kann das nicht wirklich erklären. Aber es ist eine große Ehre für mich. Und wenn ich die koreanische Flagge sehe, ist das für mich auch eine große Motivation. Das ist mir sehr wichtig.
Hast Du schon ein bisschen was von Deutschland gesehen – außer bei den Auswärtsspielen?
Seung-ho Paik: Ich war in Frankfurt. Da gibt es nämlich viele koreanische Restaurants. Da bin ich mit meiner Mutter hin. Aber sonst leider noch nichts.
Deine Mutter war hier?
Seung-ho Paik: Sie wohnt hier mit mir zusammen und kommt auch ins Stadion. Und meine Schwester arbeitet in Paris. Sie kommt auch hierher zu den Spielen, wenn sie es zeitlich schafft.
Zur Person:
Seung-ho Paik (koreanisch 백승호) wurde am 17. März 1997 in der südkoreanischen Hauptstadt Seoul geboren. Im Alter von 13 Jahren wechselte er 2010 in die Jugendabteilung des FC Barcelona nach Spanien. Nach sechs Jahren schloss er sich dem FC Girona an. Dort kam er jedoch zuerst nur für die damalige Reservemannschaft CF Peralada zum Einsatz. Vergangene Saison bestritt er dann insgesamt sechs Pflichtspiele für Girona in der Primera División und im Pokal. Am Ende stiegen die Katalanen jedoch ab. Bei der U20-Weltmeisterschaft 2017 in Südkorea absolvierte Paik vier Spiele, in denen er zwei Treffer erzielte. Am 11. Juni 2019 debütierte er für die A-Nationalmannschaft seines Landes bei einem Freundschaftsspiel gegen den Iran. Am 31. August gaben die Lilien seine Verpflichtung bekannt. Sein Vertrag läuft bis Sommer 2022.
Und so spricht man Seung-ho Paik aus.
Bildquellen
- svd-aue-blog-2019-20-004: Arthur Schönbein
- svd-aue-blog-2019-20-003: Arthur Schönbein