Krieger, Götter, Nationalspieler – das bringt das Jahr 2021

Es ist wieder an der Zeit für den Blick in die Kristallkugel. Was erwartet den SV Darmstadt 98 im kommenden Jahr? Ziemlich viele ungewöhnliche Entwicklungen sehen wir da. Ihr meint, das ist doch alles nur gesponnen? Dann guckt Euch bitte mal den letzten Ausblick vom Sommer an. Darin haben wir unter anderem vorhergesagt, dass Serdar Dursun nicht wechselt, Karlsruhes Philipp Hofmann wieder gegen die Lilien trifft oder Lukas Mai U21-Nationalspieler wird. Aber nagelt uns jetzt bitte nicht auf die Details fest. Auf jeden Fall wünscht Euch der Lilienblog ein gutes und gesundes Jahr 2021!

Januar

Früher Schreck am Montagmorgen für Sportchef Carsten Wehlmann: Ognjen Ozegovic ist wieder da. Allerdings handelt es sich nur um einen Blitzbesuch des Serben-Bombers, wie sich herausstellt. Der selbsternannte Krieger sucht die Balkan-Payback-Karte (“SuperKartica“) seiner Frau Sanja, die beim überstürzten Abzug aus Darmstadt verschollen war. Mit Unterstützung des Lilienblogs wird er glücklicherweise schnell fündig und kann umgehend den Rückzug antreten.

Eine Balkan-Payback-Karte – oder: Jetzt kann niemand mehr sagen, dass aus der Zeit von #Oggy #Ozegovic nichts in Darmstadt geblieben ist! (gefunden in der Schublade des Couchtisches, den er beim Abschied verscherbelt hat, und dem Lilienblog zugespielt) #Lilien #SV98 #Balkanbomber pic.twitter.com/4zXarHa1OC

— Lilienblog (@lilienblog) November 24, 2020

Ihr erstes Heimspiel des Jahres gewinnen die Lilien 1:0 gegen Hannover 96. Ein Eigentor von Marcel Franke sorgt für die Entscheidung. Den gesamten Januar bleibt das Team unbesiegt (3 Siege, 2 Unentschieden) und schieben sich auf Rang vier vor.

Februar

Im Achtelfinale des DFB-Pokals siegt der SV Darmstadt 98 bei Bundesliga-Schlusslicht Schalke 04 souverän mit 3:0. Felix Platte, der in der Startelf steht, weil Serdar Dursun für die Liga geschont wird, erzielt zwei Tore gegen seinen Ex-Verein. Den dritten Treffer besorgt Joker Patrick Herrmann nach einem spektakulären Dribbling durch die Schalker Abwehr. Kurz darauf werden Gerüchte laut, die Königsblauen hätten Interesse an Trainer Markus Anfang. “Der hat schon als Spieler bei uns einen nachhaltigen Eindruck hinterlassen”, erklärt der neue Präsident Helmut Kremers.

Weil der etatmäßige Schütze Tobias Kempe gesperrt ist, darf beim Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg Dursun beim Elfmeter ran. Er verwandelt nach einem Flicflac-Anlauf mit einem eingesprungenen Schuss an den Innenpfosten. Trainer Anfang verfolgt die Szene kreidebleich am Spielfeldrand. Nach zwei Kopfballtreffern von Dursun steht am Ende ein 3:1-Sieg für die Lilien. Beim Schlusspfiff hat Anfang wieder Farbe im Gesicht.

Richtig sauer ist der Coach jedoch drei Wochen später nach dem 0:2 zu Hause gegen den Karlsruher SC. Die Lilien lassen zahlreiche gute Chancen liegen, der KSC trifft doppelt durch Philipp Hofmann. “Den hatten wir irgendwie nicht auf dem Schirm”, räumt Immanuel Höhn ein.

März

Bei den Bauarbeiten zur neuen Haupttribüne finden Arbeiter ein altes Dokument mit koreanischen Schriftzeichen. Der eilig herbeigerufene Dolmetscher Seung-ho Paik stellt fest, dass es an Bum-kun Cha gerichtet ist und ihm darin die Freistellung vom Wehrdienst bescheinigt wird. Es war 1978 wohl in der Geschäftsstelle verlorengegangen. Cha reiste deswegen noch einmal in seine Heimat, wurde dort zum Wehrdienst eingezogen und heuerte später bei Eintracht Frankfurt an.

Eine Initiative – angeführt von Lothar Buchmann und Dieter Rudolf – vermutet dahinter ein Komplott der Eintracht. Die Initiative fordert von DFB und DFL, die Bundesliga-Geschichte seit 1978 umzuschreiben. “Mit Cha wären wir nie abgestiegen und stünden heute in etwa da, wo die Bayern stehen”, schimpft Buchmann. Der Vorstoß scheitert allerdings. Dagegen gelingt es der neuen, auf internationales Sportrecht spezialisierten Kanzlei Eilers & Fritsch mit mehreren juristischen Winkelzügen, das Dokument von Cha auf Paik umschreiben zu lassen. Damit muss der Südkoreaner in Diensten der Lilien keinen Wehrdienst mehr ableisten.

Sportlich läuft der März durchwachsen. Nach der 5:0-Revanche beim SC Paderborn schieben sich die Lilien zunächst auf Platz zwei, gewinnen danach aber kein Spiel mehr und rutschen wieder aus den Aufstiegsrängen. Immerhin gibt es im Viertelfinale des Pokals einen 4:0-Sieg bei der SpVgg Greuther Fürth.

April

Nach einem frühen 0:2 dreht der SV Darmstadt 98 das Spiel beim Hamburger SV und gewinnt durch Tore von Tobias Kempe und zweimal Marvin Mehlem 3:2. Damit rücken die Lilien auf Rang vier vor. Der Hamburger SV rutscht aus den Aufstiegsplätzen auf Rang fünf.

Der neue Würzburg-Coach Felix Magath ist stinksauer. Weil sich zehn Spieler nach seinem ersten dreistündigen Aufwärmtraining am Schlossberg freiwillig für zwei Wochen in Quarantäne begeben haben, stehen ihm nur noch 11,5 Feldspieler und zwei Torhüter für das Spiel gegen Darmstadt zur Verfügung. Mit den Worten “Das war doch irregulär”, fällt er auf der Pressekonferenz nach dem 0:4 Lilien-Coach Markus Anfang in dessen Statement. Anfang meistert die Situation souverän. “Darf ich weiterreden? Felix, ich kann deinen Ärger total gut nachvollziehen. Aber so sind nun mal die Regeln.”

Mai

Im Halbfinale des DFB-Pokals ist Endstation für die Lilien. Bei Holstein Kiel gibt es ein unglückliches 0:1.

Trainer Markus Anfang darf als Fernsehexperte zum DFB-Pokal-Finale nach Berlin reisen und einen 2:1-Sieg seines Ex-Vereins Kiel über Borussia Dortmund erleben.

Beim 1:0 bei Aufstiegsrivalen Hannover 96 unterläuft Pechvogel Marcel Franke ein Eigentor. Die Lilien schieben sich vorbei an den Niedersachsen auf Rang drei. Dort bleiben sie auch am letzten Spieltag nach dem 1:1 bei Zweitliga-Meister Holstein Kiel, punktgleich mit der SpVgg Greuther Fürth, die aber das bessere Torverhältnis hat.

In der Relegation treffen die Lilien auf Eintracht Frankfurt. Das Hinspiel am Böllenfalltor endet 2:2. Auch im Rückspiel steht es nach 90 Minuten 2:2. In der 115. Minute der Verlängerung will der eingewechselte Patrick Herrmann in seinem letzten Spiel für die Lilien eine Flanke auf Serdar Dursun schlagen. Der Ball rutscht ihm komplett über den Spann, bekommt dadurch jedoch einen völlig unberechenbaren Drall und schlägt zur Überraschung aller hinter Eintracht-Keeper Kevin Trapp im Tor ein. Es ist der Siegtreffer, die Lilien sind zurück in der Bundesliga. Herrmann wird zum Abschied auch in Darmstadt zum Fußballgott erhoben.

Juni

Sensationelle Entwicklung bei der Kaderplanung: Serdar Dursun unterzeichnet einen neuen Zweijahresvertrag bei den Lilien. “Ich wollte schon immer bei einem großen Verein wie dem SV Darmstadt 98 spielen”, sagt der Zweitliga-Torschützenkönig vor seiner Abreise zur türkischen Nationalmannschaft.

Bayern-Leihgabe Lukas Mai bleibt nach dem Aufstieg ein weiteres Jahr. Außerdem erfüllt ihm Sportchef Carsten Wehlmann einen Herzenswunsch und holt dessen Bruder Sebastian aus Dresden ans Böllenfalltor.

Juli

Die deutsche Nationalmannschaft scheidet bei der EM in der Vorrunde aus. Bereits beim Stand von 0:1 gegen Ungarn ruft Bundestrainer Joachim Löw dem englischen Schiedsrichter zu: “Schtop se count!” Das 1:4-Endergebnis erkennt der Jogi nicht an, spricht von Betrug. Auch von Rückzug will er nichts wissen. Aus Protest kettet er sich in der Otto-Fleck-Schneise fest, muss von der Feuerwehr mit Bolzenschneidern entfernt werden.

Als Löws Nachfolger wird – zugegebenermaßen überraschend – Aufstiegstrainer Markus Anfang vorgestellt. Er bleibt daneben auch Lilien-Coach. Um ihn bei der Nationalmannschaft zu entlasten, werden Dirk Schuster und Dimitrios Grammozis als seine Assistenten eingestellt. Sie sollen sich vornehmlich um die Defensive kümmern.

August

Durch zwei Treffer des EM-Torschützenkönigs Serdar Dursun besiegt der SV Darmstadt 98 zum Saisonauftakt Borussia Dortmund am Böllenfalltor mit 2:0. Mats Hummels wird bereits zur Pause entnervt ausgewechselt, nachdem ihm sein Gegenspieler Dursun mit einem Rabona aus 25 Metern einen Beinschuss verpasst hat.

Lukas und Sebastian Mai werden erstmals für die deutsche A-Nationalmannschaft nominiert.

Im DFB-Pokal werfen die Lilien in der ersten Runde mit einem 2:0 am Böllenfalltor Titelverteidiger Holstein Kiel aus dem Wettbewerb. Die Tore erzielt die Traum-Flügelzange Mathias Honsak und Aaron Seydel. “Honsey” – so die “Bild” – sei das Beste seit “Robbery”.

September

Es gibt Probleme bei den Arbeiten am Stadion. Das Problem: Man hat den Kran, der nach Abschluss der Erdarbeiten mit Fundament aufgestellt wurde, versehentlich in die neue Tribüne eingebaut. Umfangreiche Rückbauarbeiten fallen an. Präsident Rüdiger Fritsch beruhigt: “Wir sind trotzdem voll im Zeitplan und werden bis 2024 fertig sein.” Die Mehrkosten wälzt die neue, auf Stadionbau spezialisierte Kanzlei Fritsch & Eilers mit mehreren juristischen Winkelzügen auf die Stadt Darmstadt ab.

Oktober

Nach fünf Handelfmetern gegen die Lilien in den ersten Spielen greift Trainer Markus Anfang zu unkonventionellen Mitteln. Er bindet allen Spielern vor Anpfiff die Hände auf den Rücken. Ausnahme ist Marvin Mehlem, der alle Einwürfe ausführen muss, zugleich aber Strafraumverbot hat.

Die Lilien gewinnen am Böllenfalltor gegen Bayern München 1:0. Torschütze ist ausgerechnet Bayern-Leihgabe Lukas Mai. Bayern-Sportdirektor Hasan Salihamidzic kocht vor Wut, will Mai sofort nach dem Spiel in den Münchner Mannschaftsbus ziehen und mitnehmen. Doch als sich ihm sein 25 Zentimeter größerer Darmstädter Kollege Carsten Wehlmann in den Weg stellt, trollt sich Brazzo kleinlaut.

November

Angesichts der alljährlichen Herbstkrise beschließt Trainer Markus Anfang, im November überwiegend A-Jugendspieler in der Liga einzusetzen. Den Rest der Mannschaft schont er, bis die Krise wie meistens kurz vor Weihnachten wieder vorbei ist. Trotzdem schlägt sich die Mannschaft wacker und holt fünf Punkte aus vier Spielen.

Zweite Runde des DFB-Pokals gegen Fünftligist Kickers Offenbach: Weil sich Serdar Dursun beim Elfmetertraining verletzt hat und Tobias Kempe wegen einer Standardprofessur an der Universität Harvard freigestellt ist, darf Fabian Holland den Elfmeter schießen. Er verwandelt trocken und erzielt so zum ersten Mal nach dreieinhalb Jahren wieder ein Tor. Die Lilien tun sich allerdings schwer gegen das von Ramon Berndroth trainierte Team. Erst ein Eigentor von Sonny Kittel in der 89. Minute sorgt für das 2:0-Endergebnis.

Dezember

Nach vielen guten Ansätzen ist auch Adrian Stanilewicz endlich am Ziel. Im Fitnessraum des SV Darmstadt 98 stößt er den Bock um. Trainer Markus Anfang ist begeistert: “Ich wusste immer, dass Adi sich irgendwann belohnt.” Empörte Fans des 1. FC Köln wittern Tierquälerei, doch die Lilien stellen unmissverständlich klar: Es wurden dabei keine Tiere geschädigt.

Die Lilien beschließen das Jahr als Aufsteiger überraschend auf Rang sechs der Bundesliga-Tabelle. Das letzte Spiel des Jahres ist ein Benefiz-Spiel für den in finanzielle Schieflage geratenen Zweitligisten Eintracht Frankfurt.

(Achtung, Allergikerwarnung: Dieser Text kann spuren von Ironie und Satire enthalten!)