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Vor 20 Jahren machte sie den FC Bayern München zum Meister und stürzte Schalke 04 ins Tal der Tränen. Heute ist die Rückpass-Regel offenbar etwas in den Hintergrund geraten: Indirekte Freistöße im Strafraum, weil der Torwart einen Rückpass mit der Hand aufgenommen hat, pfeifen die Schiedsrichter kaum noch. 

In den vergangenen Wochen kam die Rückpassregel mindestens zweimal in Spielen des SV Darmstadt 98 nicht zur Anwendung: erstmals im Heimspiel gegen den 1. FC Nürnberg, als Club-Keeper Christian Mathenia in der 61. Minute einen Rückpass seines Mitspielers Lukas Mühl mit der Hand aufnahm; und nun beim Spiel beim SC Paderborn in der Nachspielzeit der ersten Halbzeit, als Paderborns Keeper Leopold Zingerle einen von Uwe Hünemeier in Bedrängnis zurückgespielten Ball festhielt.

„Eine krasse Fehlentscheidung“

„Im ersten Moment habe ich gedacht, dass noch ein Spieler von uns am Ball war“, erinnert sich Lilien-Keeper Marcel Schuhen an die Szene gegen Paderborn. „Aber ich war auch 100 Meter entfernt.“ Beim genaueren Ansehen kam er jedoch zu einer anderen Einschätzung. „Ich habe gar keine Ahnung, was er (der Schiedsrichter) sich da gedacht hat, das nicht abzupfeifen. Ich bin immer noch der Meinung, dass wir nicht wie vor 40 Jahren den Ball als Torhüter in die Hand nehmen dürfen, sondern ihn anders rausspielen müssen.“

Da seien in Paderborn womöglich andere Regeln am Werk gewesen, von denen er nichts mitbekommen habe, sagte Schuhen und wurde auf Nachfrage noch deutlicher: „Aus meiner Sicht war das eine krasse Fehlentscheidung. Das muss der Schiedsrichter sehen. Aber er hat es nicht gesehen.“ Und dann fügte grinsend noch an: „Aber nach einem 3:2-Sieg ist es schöner, darüber zu diskutieren, als wenn es anders gelaufen wäre.“

Rückpass wird nur bei Absicht geahndet – doch was ist Absicht?

Im Regelwerk verankert ist das Fang-Verbot für Torhüter bei Rückpässen seit dem Jahr 1992. Der lobenswerte Hintergedanke damals war, so das Zeitspiel einzudämmen. Doch ein Blick auf den Wortlaut zeigt, wo das Problem liegt: Einen indirekten Freistoß nach den offiziellen Regeln des International Football Association Boards (IFAB) gibt es, wenn der Torwart den Ball mit der Hand aufnimmt bei „einem absichtlichen Zuspiel eines Mitspielers mit dem Fuß“ (IFAB-Regeln, Seite 115).

Aber was ist Absicht? Da machen die Regelhüter den Schiedsrichter in Zeiten von Videobeweis und anderen Objektivierungsversuchen zum Psychologen, der in wenigen Sekunden entscheiden muss. Bei der Handspiel-Regel hat die IFAB den Absichtsaspekt mittlerweile weitgehend zurückgenommen. Beim Rückpass gibt es auf jeden Fall noch Nachholbedarf.

Bildquellen

  • SVD-FCN-2020-21-blog-025: Arthur Schönbein

6 Kommentare

  • Andreas sagt:

    Psychologe? Der Spieler spielt ganz klar absichtlich zum Torwart und dieser hätte den Ball mit dem Fuß klären müssen. Welcher Verteidiger spielt in so einer Situation quer Richtung Tor, wenn er nicht davon ausgeht, dass sein Torwart klärt. Die sichere Variante wäre das Toraus gewesen. Aber was solls, Hauptsache trotzdem gewonnen. Dursuns Tor war für mich auch kein Abseits. Und wenn man die minimale Berührung Hollands pfeift, hätte man auch die offene Sohle gegen Pfeiffer pfeifen können. Glück hatten wir, dass Mr. „Guckst Du böse zieh ich Gelb“ Honsak nicht gelb-rot gegeben hat.

    • Andreas sagt:

      PS.: Jeder fordert weniger Theater von den Spielern, aber wenn sich Pfeiffer schreiend zu Boden geworfen hätte, wie der Kollege auf der anderen Seite, wäre die Szene vom Schiedsrichter bestimmt anders bewertet worden.

      • Stephan Köhnlein sagt:

        Aus meiner Sicht war der Unterschied, dass Holland seinen Gegenspieler klar berührt hat, während bei Pfeiffer womöglich gefährliches Spiel vorlag, aber kein Körperkontakt stattfand.

  • Stephan Köhnlein sagt:

    Um zu beurteilen, ob etwas Absicht (Hineinversetzen in den Akteur) war, braucht man aus meiner Sicht psychologische Fähigkeiten. War aus meiner Sicht insgesamt keine gute Schiedsrichterleistung. Aber wie Du sagst: Hauptsache gewonnen!

  • Michael Rossa sagt:

    Gude,
    die heutigen Schiedsrichter kennen doch Ihr eigenes Regelwerk net!
    Was erwartet Ihr da?
    Mit den Worten von Marco Reus wären Wir der FCB wäre dies gepfiffen worden!!
    Wo er recht hat, hat er nun x recht!

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