Gerade drei Wochen ist es her, da sah die Situation beim SV Darmstadt 98 noch alles andere als rosig aus: null Punkte, null Tore, ausgeschieden im DFB-Pokal gegen einen Drittligisten, dazu eine lange Liste mit Verletzten und Kranken. Nun hat die Mannschaft mit sieben Punkten und zwölf Toren aus drei Spielen eine bemerkenswerte Wende geschafft. Das sind die wichtigsten Gründe dafür:
Teamgeist
Immer wieder haben Spieler wie Trainer betont, dass die Probleme in der Vorbereitung und zu Saisonbeginn die Mannschaft zusammenschweißen würden. „Du wirst sehen: Wir werden so viel Energie aus der Scheiße ziehen“, hatte Torhüter Marcel Schuhen noch nach dem bitteren Pokal-Aus im Elfmeterschießen bei 1860 München prophezeit. Es waren keine Phrasen oder Durchhalteparolen. Tatsächlich überzeugte die Mannschaft in den vergangenen Spielen als Kollektiv. Man baute sich gegenseitig auf, half sich auf dem Platz, traf sich außerhalb und jubelte schließlich gemeinsam.
Individuelle Klasse
Auch wenn die Mannschaft als Team überzeugte, gab es einige Spieler, die für den Aufschwung besonders wichtig waren. Die Wende kam mit der Verpflichtung von Klaus Gjasula vom Hamburger SV. Der 31-Jährige füllte mit seiner Persönlichkeit und seiner Körperlichkeit jene Lücke im defensiven Mittelfeld, die dort nach dem Abgang von Victor Palsson klaffte. In den drei Spielen mit dem Albaner vor der Abwehr sind die Lilien unbesiegt. Im Sturm harmonieren Luca Pfeiffer (3 Tore) und Phillip Tietz (5 Tore) prächtig und lassen Torschützenkönig Serdar Dursun vergessen. Und auch die Rückkehr des erfahrenen Schuhen ins Tor zahlte sich aus, nachdem er die ersten beiden Spiele corona-bedingt verpasst hatte. Sein prächtig gehaltener Elfmeter gegen Hannover ist der beste Beleg dafür.
Mut
Trainer Torsten Lieberknecht fordert Mut von seinen Spielern, zeigt ihn aber auch selbst. Sein Vertrauen in junge Spieler wie U19-Mann Clemens Riedel ist ein Beispiel dafür. Vor allem aber lässt er als erster Lilien-Coach seit Jahren mit zwei Stürmern spielen. Das zahlt sich aus. Inzwischen hat die Mannschaft vier Tore mehr erzielt als unter dem als offensivfreudig bekannten Vorgänger Markus Anfang zur gleichen Zeit in der Vorsaison.
Trainer
Mit seiner emotionalen, bodenständigen Art passt Lieberknecht gut zum Verein, erreicht die Spieler ebenso wie die Fans. Seine glaubwürdige Begeisterung für die Stadionhymne „Die Sonne scheint“ erhöht seine Beliebtheit beim Anhang zusätzlich. Doch Lieberknecht auf Gefühl und Volksnähe zu reduzieren, wäre viel zu kurz gegriffen. Seine Handschrift als erfahrener Trainer zeigt sich im überaus attraktiven Spiel der Mannschaft zuletzt. Er selbst betont immer wieder das Kollektiv. Als nach dem 4:0 über Hannover „Lieberknecht“-Sprechchöre durch das Stadion hallten, schien ihm das fast ein wenig unangenehm. Gestenreich signalisierte er, dass der Applaus der Mannschaft gebühre. „Klar gibt es einen Trainer“, sagte er später. „Aber es gibt vor allem eine Mannschaft und viele Verantwortliche, die dafür gesorgt haben, dass wir gerade die Anfangsphase der Saison überstehen konnten, weil wir ruhig geblieben sind.“
Bildquellen
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Eindeutig der bessere Trainer als in der Vorsaison. Das hat man in den Spielen als die Mannschaft stark dezimiert war gesehen. Lieberknecht scheint die Stärken und Schwächen der ihm anvertrauten Spieler zu erkennen und sie dementsprechend einzusetzen. Das Spiel wird nicht der einen Taktik untergeordnet, sondern den Möglichkeiten der Mannschaft angepasst. Die Spieler scheinen es ihrem Trainer mit überdurchschnittlicher Leistung zu danken. Wenn man die Vorrunde der letzten Saison mit einem kaum veränderten Kader gegenüber 19/20 vergleicht, und sich an diese Spiele erinnert, auch an die Kommentare nach den Spielen, dann erkennt man den Unterschied dieser beiden Trainer. Deshalb war die Verpflichtung Lieberknechts das beste was Wehlmann vor dieser Saison getan hat. Es wird nicht immer so weitergehen und es wird auch Rückschläge geben, aber man weiß, dass diesem Trainer auch dann wieder etwas einfallen wird. Deshalb bin ich guter Dinge.
Auf ein Hoch folgt immer ein Tief.
Und auf ein Tief ein Hoch. Kommt halt immer darauf an was wie lange anhält 😛
Das sehe ich genauso, hätte es nicht besser ausdrücken können…
Gude Tom
Clemens Riedel erhält einen Profivertrag bis 2024 schreibt der HR in seiner Sportrubrik. So und jetzt den Kerl richtig in’s Schaufenster stellen. Könnte ein Königstransfer mal werden. Hoffe der Bursche darf vielleicht in Rostock oder dann daheim gegen Dresden wieder ran.
Lass den Jungen sich doch erstmal entwickeln, bevor Du ihn schon wieder verkaufen willst. Hat übrigens nicht der hr rausgefunden, sondern einfach nur der Verein mitgeteilt;-)
Das ist das unsympathische am Fußball. Warum willst du den Spieler sich nicht erst einmal entwickeln lassen, Fehler machen lassen, lernen? Wenn er wirklich so gut ist wie es augenblicklich scheint, kommt der Erfolg und das Geld von alleine. Deshalb würde ich etwas vorsichtiger sein. Schaufenster, so ein Blödsinn!
Ich hab eben den Doppelpass 2. BuLi geschaut, u.a. mit Carsten Wehlmann und Peter Neuruhrer. Der hat Carsten zu Dimi genau die richtigen Fragen gestellt…
Und ich denke, dass er der Nachfolger von Frank Baumann werden könnte. In Darmstadt hat er nachweislich ein ganz gutes Händchen gehabt und er steht wohl mit Anfang noch in Kontakt. Auf jeden Fall werden sie ihn auf dem Zettel haben. Und ein Bekenntnis zu Darmstadt seinerseits sieht auch anders aus. Ich meine, ist ja auch sein gutes Recht…
Schöne Woche Tom
Hi Tom, Wehlmann leistet hier aus meiner Sicht mit begrenzten Mitteln sehr gute Arbeit, hat vermutlich auch noch Ambitionen. Aber ob er sich wirklich nochmals Anfang gibt, würde ich mal bezweifeln, da wirkten Zusammenarbeit in Darmstadt und auch die Trennung zu unharmonisch
Wehlmann mag Ambitionen haben, der eine oder andere Spieler auch, es enden nächstes Jahr doch einige Verträge. Ich persönlich glaube nicht, dass Anfang die Saison bei Werder übersteht oder höchstens so wie in Köln. Anspruch und Wirklichkeit….