Die letzte Frage auf der Pressekonferenz des SV Darmstadt 98 am Freitag wollte Torsten Lieberknecht zunächst zurückgeben. „In welcher Liga spielt Darmstadt 98 in der nächsten Saison?“, wollte der Journalist wissen. „Das können sie sich aussuchen. Wo sie denken, wo wir hingehören.“ Doch der Fragesteller ließ nicht locker, bis Lieberknecht schließlich antwortete: „Dann sehen wir uns in der ersten Liga. Weil es ja ihr Wunsch ist. Und unserer auch.“
Seit Jahren hatte keine Pressekonferenz vor einem Spiel des SV Darmstadt 98 so viele Journalisten angezogen wie am Freitag. Doch selbst ein Sieg am Sonntag (15.30 Uhr) gegen den SC Paderborn – immerhin die beste Auswärtsmannschaft der Liga – reicht den Lilien nicht, sie sind nach der Niederlage gegen Düsseldorf Patzer der Konkurrenz aus Bremen und Hamburg angewiesen.
„Wir haben den kleinen Vorteil ein bisschen aus der Hand gegeben“, sagte Lieberknecht mit Blick auf das 1:2 in Düsseldorf. Nun liege der Druck bei Hamburg und Bremen. Diese wüssten, dass sie etwas Großes erreichen, aber auch viel verlieren könnten. „Ich habe das Gefühl, wir können nur als richtig großer Gewinner aus diesem Wochenende herausgehen“, sagte der Lilien-Coach und weiter: „Es kann etwas Außergewöhnliches passieren, weil wir dazu in der Lage sind.“
Ein ungewöhnliches Versprechen
Auf Einblendungen der Spielstände aus den anderen Stadien werde man am Sonntag voraussichtlich verzichten. „Wir wollen an unserer Linie festhalten und bei uns bleiben“, sagte er, hielt sich allerdings ein Hintertürchen offen, wenn es „dramaturgisch einen Moment gibt, wo man etwas tun muss“.
Zudem sei man weit weg davon, Spieler vor der Partie zu verabschieden, sagte der Coach und gab ein ungewöhnliches Versprechen: „Jeder Spieler im Kader wird mitgenommen, wenn wir aufsteigen.“ Explizit nannte der Coach Leon Müller (kein Saisoneinsatz) und Adrian Stanilewicz (3 Einsätze). Auch für sie gebe es im Falle eines Aufstiegs eine Zukunft in Darmstadt, wenn sie bleiben wollten. „Das Versprechen habe ich ihnen gegeben.“
Planspiele im Mittelfeld beim SV Darmstadt 98
Fehlen werden gegen Paderborn Fabian Schnellhardt (Muskelbündelriss), Aaron Seydel (Wadenprobleme) und Klaus Gjasula (Gelb-Rot-Sperre). Bei Schnellhardt und Seydel schloss Lieberknecht allerdings nicht aus, dass sie im Falle einer Relegation wieder zur Verfügung stehen könnten. Ein Fragezeichen steht hinter dem Einsatz des Hinspiel-Torschützen Patric Pfeiffer, der sich im Training bei einer Grätsche verletzt hat und am Freitag noch untersucht wurde.
Einsatz fraglich – Innenverteidiger Patric Pfeiffer ist angeschlagen
Eine Entscheidung, wie Gjasula im defensiven Mittelfeld ersetzt wird, ist laut Lieberknecht noch nicht gefallen. Man habe diese Situation ja bereits öfters abfangen müssen, sagte der Coach mit Blick auf die diversen Sperren und krankheitsbedingten Ausfälle des Albaners in der laufenden Saison. Tobias Kempe und Marvin Mehlem wären eine Option für ein offensives Tandem im zentralen Mittelfeld.
„Wenn ich ein Eisblock wäre“
Vom Typ her am ähnlichsten zu Gjasula ist Nemanja Celic, der nach einer Nierenquetschung wieder zur Verfügung steht. Der etatmäßige Innenverteidiger Jannik Müller wäre die defensivere Variante für die Position vor der Abwehr. Aber auch Youngster Clemens Riedel (18) hat auf dieser Position bereits sein Können unter Beweis gestellt. „Wer auf den Platz geht, hat wie jeder in dieser fantastischen Mannschaft das 1000-prozentige Vertrauen“, sagte Lieberknecht.
Er räumte zugleich ein, dass er eine gewisse Anspannung empfinde. „Wenn ich ein Eisblock wäre, dann würde ich vielleicht keine Nervosität spüren. Aber das ist bei mir nicht so.“ Er verdrücke auch öfters mal eine Träne – und ich schäme sich nicht dafür. „Das ist eben meine Leidenschaft.“
Bildquellen
- f95-SVD-2021-22-blog-0001d: Arthur Schönbein
- f95-SVD-2021-22-blog-0001g: Arthur Schönbein