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Für einige Fans gehört sie zum Selbstverständnis, andere sind von dem Feuer und Qualm vor allem genervt. Unbestritten ist, dass Pyrotechnik bei unsachgemäßem Gebrauch ziemlich gefährlich sein kann. Seit Jahren wird über das Thema kontrovers und hitzig diskutiert, ohne dass eine Lösung in Sicht scheint. Und manchen ist das Thema womöglich auch zu heiß, um es richtig anzufassen.

Erst am Mittwoch gab der Deutsche Fußball-Bund (DFB) bekannt, dass das Sportgericht den SV Darmstadt 98 wegen eines unsportlichen Verhaltens seiner Anhänger mit einer Geldstrafe in Höhe von 23.400 Euro verurteilt hat. Vor Beginn der Partie beim 1. FC Kaiserslautern im September hatten Lilien-Fans laut DFB-Mitteilung mindestens 30 pyrotechnische Gegenstände abgebrannt. Der Anpfiff habe sich dadurch um etwa zweieinhalb Minuten verzögert.

Auch bei der Stadioneröffnung im Spiel gegen Young Boys Bern Mitte Dezember machten einige Fans auf der Südtribüne exzessiv Gebrauch von Pyrotechnik. Die Pfiffe und ablehnenden Gesten anderer Fans ließen sie ebenso unbeeindruckt wie mehrere Durchsagen der Stadionregie, die darauf hinwies, dass einige Stadionbesucher bereits gesundheitliche Probleme wegen des Rauchs bekommen hätten.

Verständnis für die Haltung der aktiven Fanszene

Beim Verein versucht man, beide Seiten zu sehen, hält sich mit einer klaren Positionierung aber zumindest offiziell zurück: Wir haben volles Verständnis dafür, dass die aktive Fanszene Stimmung machen will”, sagt Präsident Rüdiger Fritsch dem Lilienblog. “Dazu zählt für sie auch die Pyrotechnik als ein Stilmittel. Sie ist ein Bestandteil des Selbstverständnisses der Szene.”

Fritsch verweist aber auch auf die Gefahren: “Das Problem ist, dass es sich dabei eben nicht um Papierschnipsel handelt, die man später aufkehren kann. Pyrotechnik ist 2000 Grad heiß und entwickelt viel Rauch, der für die Atemwege gefährlich ist, weshalb ich auch Fans verstehen kann, die Pyrotechnik im Stadion kritisch sehen.”

Diesen Zwiespalt gelte es aufzulösen, was allerdings ziemlich komplex sei, weil man ein für Teile der Fanszene wichtiges Thema mit Sicherheitsanforderungen zusammenbringen müsse. “Ob es dafür technische beziehungsweise organisatorische Lösungen geben kann, müssen weitere Gespräche auf lokaler und nationaler Ebene zeigen”, sagt Fritsch nur.

Kritische Sicht nur hinter vorgehaltener Hand

Hinter vorgehaltener Hand hört man aus dem Verein aber auch deutlich kritischere Stimmen. Grundsätzlich sei alles schädlich, was man zu viel mache – und das sei bei den Pyros gegen Bern der Fall gewesen, heißt es da unter anderem. Wenn etwas passiere, stehe der Verein in der Haftung – und abgesehen von den rechtlichen Folgen wolle niemand erleben, dass jemand wegen Verbrennungen durch Pyrotechnik eine Hand verliere oder anders ernsthaft zu Schaden komme.

Und die Frage wird aufgeworfen, ob sich wirklich eine Mehrheit ergäbe, wenn man die Fans über die Legalisierung abstimmen ließe. In einer nicht-repräsentativen Umfrage des Lilienblogs im vergangenen Sommer ergab sich eine knappe Mehrheit für die Pyrotechnik. 42 Prozent fanden ihren Einsatz bei Lilien-Spielen gut, 39 Prozent lehnten sie ab. 19 Prozent waren zwiegespalten.

Kostenfaktor Pyrotechnik

Für den Verein bedeutet jede Verurteilung durch den DFB Kosten im vier- bis fünfstelligen Euro-Bereich. Grundsätzlich könne man die Verursacher dafür zwar in Regress ziehen. Tatsächlich seien diese aber nicht zu ermitteln, so dass man in den vergangenen Jahren die Pyro-Strafen selbst bezahlt habe, heißt es. Die Verurteilung aus dem Spiel gegen Kaiserslautern hat der Verein akzeptiert. Es wird voraussichtlich nicht die letzte in der laufenden Spielzeit sein.

(Du brennst selbst Pyros bei den Spielen des SV Darmstadt 98 ab und bist bereit, mit uns persönlich über das Thema zu sprechen und deine Sicht ausführlich darzustellen? Dann kontaktiere uns unter info@lilienblog.de, über Twitter, Facebook oder Telegram. Selbstverständlich wahren wir deine Anonymität.)

Bildquellen

  • SVD-YB-2022-23-blog-0068: Arthur Schönbein

5 Comments

  • Wolfgang Henge sagt:

    Wenn der Verein nichts gegen diese „CHAOTEN“ Unternehmen kann oder will, dann muß er weiter dafür bezahlen und es werden Mitglieder dem Verein den Rücken kehren denn wir bezahlen die Strafen ja schließlich mit und das sehen wir nicht länger ein. Ich selbst bin Lungenkrank ( bin auf Sauerstoff angewiesen), höre durch Böller rechts nichts mehr und muß mir trotz Dauerkarte gut überlegen ob ich ins Stadion gehe oder nicht. Wann unternimmt der Verein endlich etwas gegen diese Chaoten und hört auf immer nur um den heißen Brei herum zu reden. Das ist meine Meinung und die Vertrete ich, denn für Pyrotechnik und Böller spricht NICHTS!!!

  • achtundneunzig sagt:

    Eins vorweg: Ich finde die Choreos und Aktionen unserer Ultras im Allgemeinen echt gut und habe auch schon den einen oder anderen Euro gespendet.

    Aber für mich ist das Abbrennen von Pyro reine Selbstdarstellung und hat nix mit Atmosphäre o.ä. zu tun. Und wenn dann noch so Argumente kommen wie “Damit unterstützen wir die Mannschaft” könnte ich kotzen. Ich weiß gar nicht, was es da zu diskutieren gibt? Es ist verboten, da nicht ungefährlich und kostet den Verein regelmäßig viel Geld. Das Zögern des Vereins diese Egozentriker zur Verantwortung zu ziehen, kann ich nachvollziehen. Falsch verstandene Solidarität würde dazu führen, dass die Ultras dem Stadion fernbleiben und dann fehlt wirklich etwas am Bölle (auch wenn mir manchmal ob der Monotonie der Gesänge die Ohren bluten). Das geht so lange gut, bis irgendwann doch mal etwas passiert.

    • Wolfgang Henge sagt:

      Finde Deinen Kommentar sehr gut jedoch sollte der Verein, egal was daraus resultiert, gegen diese Chaoten vorgehen. Es ist lächerlich wenn Herr Fritsch sagt man könne die Verantwortlichen nicht ermitteln und zur Rechenschaft ziehen, MAN WILL ES NICHT aus falschverstandener Solidarität zu den Ultras. Wenn diese wegen absolutem Pyro Verbot nicht mehr ins Stadion kommen dann ist das halt so und dann sind das für mich keine Fans. Es stellt sich ja auch immer die Frage wie die Pyros überhaupt Inns Stadion gelangen, werden die nicht kontrolliert? Ich werde bei jedem Besuch abgetastet und es scheint das bei den Ultras keiner kontrolliert. Wie weit es mit Fans gehen kann hat man ja bei der Hertha gesehen als sogenannte Fans die Spieler Attackiert haben und der Verein vor diesen FANS sich wegduckt aus lauter Angst. Der deutsche Fußball muß aufpassen das wir nicht Verhältnisse wie Früher in England bekommen.

  • inko sagt:

    Pyrotechnik – ein ganz heißes Eisen in den Fußballstadien.

    Dass einige Fans es unbedingt brauchen ist nicht zu verstehen – aber Menschen sind nun einmal verschieden.

    Vielleicht könnte man ja sich mit den Fans darauf einigen, dass man 15 Minuten VOR dem Spiel, seinen Spaß in einer definierten Zone haben kann. Ansonsten ist das Stadion tabu. Denn wie wir alle wissen, kann in einer Menschenmenge einfach zu viel passieren, und dann trifft es natürlich diejenigen, welche nichts mit dem „feuern“ zu tun haben.

  • Frank Hofmann sagt:

    Pyromanentechnologie ist kein Kindergeburtstagskonfettiregen. Das Zeug gehört im Stadion verboten. Und weil das nicht verboten wird, komme ich nicht mehr. Rauchverfgiftung nein Dnake!

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