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Neue Strategie: Wie der SV Darmstadt 98 Verletzungen kommuniziert

SV Darmstadt 98 - Norwich City

SV Darmstadt 98 - Norwich City

Matthias Bader hat sich im Trainingslager des SV Darmstadt 98 eine Oberschenkelverletzung zugezogen und steht in der kommenden Zeit nicht zu Verfügung. Die gleichlautende Mitteilung des Vereins vom Mittwoch rief postwendend Kritiker auf den Plan, die über eine verdächtig hohe Anzahl von Muskelverletzungen mutmaßten. Von einer Muskelverletzung ist in der Mitteilung des Vereins jedoch überhaupt keine Rede. Eine „Oberschenkelverletzung“ kann genauso gut beispielsweise ein Prellung oder Quetschung sein. Auf jeden Fall gibt es Raum für Interpretation und Spekulation.

Mit der Vorbereitung auf die neue Saison hat der SV Darmstadt 98 seine Kommunikationsstrategie bei Verletzungen geändert. So soll es keine genaueren Angaben zur Art der Blessuren und zur möglichen Ausfalldauer mehr geben, wie die Medienabteilung Journalisten bei den ersten Einheiten wissen ließ. Doch was gut gemeint ist und dem Schutz der Privatsphäre der Spieler dienen soll, hat durchaus seine Haken. Am Ende könnte es sogar kontraproduktiv sein.

Ein schmaler Grat zwischen Diskretion und Transparenz

Außenbahnspieler Bader ist ein gutes Beispiel, das die Vor- und Nachteile einer solchen Strategie zeigt. Beim Rückrundenstart gegen Regensburg zog er sich eine Unterleibsverletzung zu, musste notoperiert werden. Wo sich Bader genau am Unterleib verletzt hatte, ließ Trainer Torsten Lieberknecht offen – und dies mit Blick auf die Privatsphäre des Spielers auch völlig zu Recht. Verhindern konnte er damit trotzdem nicht, dass die genaue Verletzung bekannt wurde. Es gibt in der Regel immer jemanden, der etwas erzählt.

Es ist ein schmaler Grat zwischen Diskretion und Transparenz. Manchmal geht es auch darum, Wettbewerbsnachteile zu verhindern. Verständlich ist, wenn etwa bei einem Zehenbruch nicht kommuniziert wird, um welchen Zeh es sich handelt. Sonst könnte der Gegner den angeschlagenen Spieler womöglich mit einem scheinbar versehentlichen Tritt auf den selbigen gleich wieder mattsetzen.

Doch wenn der Verein grundsätzlich nur noch schwammige Aussagen zu Verletzungen und Ausfallzeiten macht, gibt er damit auch die Chance aus der Hand, die erste Richtung der Diskussion vorzugeben. Und er bereitet so zudem den Boden für Spekulationen und Falschinformationen, die – wenn sie erst einmal eine gewisse Aufmerksamkeit erlangt haben – nicht mehr so einfach wieder aus der Welt zu bekommen sind.

Die Medienschaffenden werden ohnehin weiter nach den Verletzten fragen und auf eine halbwegs befriedigende Antwort dringen – so wie das ihre Aufgabe ist. Wenn es dann bei den Medienanfragen und Pressekonferenzen nur noch Wischi-Waschi-Antworten gibt, werden sie die Erklärungen anderswo suchen. Ob das dann im Sinne der Erfinder ist, kann zumindest bezweifelt werden.

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Bildquellen

  • SVD-SFC-Testspiel-2023-24-blog-0005: Arthur Schönbein
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