Trainer Torsten Lieberknecht hat bereits vor dem Bundesliga-Aufstieg ein Angebot für eine weitere vorzeitige Vertragsverlängerung erhalten. In der Schlussphase der vergangenen Saison hätten die Verantwortlichen des Vereins deswegen bei ihm angeklopft. „Aber wir haben uns darauf verständigt, dass wir erst den Aufstieg in die Bundesliga zu Ende bringen wollen“, sagt er.
An den genauen Zeitpunkt der Anfrage kann oder will sich Lieberknecht nicht erinnern. Er sei nicht gut mit Datumsangaben, vergesse sogar immer wieder den Geburtstag seiner Frau, scherzt er. Nach dem vollbrachten Aufstieg hätten beide Seiten dann die Absicht für eine weitere Zusammenarbeit nochmals bekräftigt. Die Formalien für den Kontrakt bis 2027 seien dann letztlich innerhalb von zwei Tagen über die Bühne gegangen.
Vertragspoker entspricht nicht Lieberknechts Werten
„Wir haben das gemacht, weil wir alle davon überzeugt sind, dass wir noch große Herausforderungen haben – nicht nur diese Saison, sondern auch noch für alles, was danach kommt“, sagt er. Ein Vertragspoker sei für ihn keine Option gewesen. „Ich hätte es mir auch leicht machen können und sagen, dass ich hier das eine oder andere hinterlassen habe. Dann hätte ich mir das eine oder andere an zarten Anfragen anhören können. Aber das wäre nicht mein Werteverständnis gewesen“
Er sei davon überzeugt, dass Erfolg mit Kontinuität zusammenhänge. Und er glaube, dass es in Darmstadt noch viele Dinge gebe, die er und die anderen Verantwortlichen gemeinsam anpacken können und wollen. „Über allem steht aber eines: Das ist ein geiler Klub. Ich habe mich ab dem ersten Tag hier wohlgefühlt“, sagte der 50-Jährige, der seit Sommer 2021 die Lilien trainiert. „Das ist ein klares Bekenntnis zu Darmstadt, zur Stadt und zum Klub.“
Fast schon wie in Braunschweig
Er habe nicht gedacht, dass er nach der Zeit in Braunschweig noch einmal so etwas fühlen könne. Bei der Eintracht war Lieberknecht fünf Jahre Spieler und anschließend zehn Jahre Trainer gewesen, hatte die Mannschaft von der Qualifikation für die 3. Liga bis in die Bundesliga geführt. 2018 war er allerdings auch mit der Mannschaft aus der 2. Liga abgestiegen.
„Wir wissen alle, in welche Richtung sich die Dinge entwickeln können“, räumte Lieberknecht mit Blick auf die Unwägbarkeiten des Geschäfts sein. „Aber Fakt ist, dass wir überzeugt sind, von dem, was wir tun. Deswegen haben wir das gemacht. Und jetzt bin ich total happy.“
Laut einer Umfrage des Lilienblogs begrüßten mehr als 60 Prozent die Verlängerung mit dem Coach. 20 Prozent halten sie zum aktuellen Zeitpunkt für unnötig. 17 Prozent sehen die Entscheidung zumindest zwiespältig.