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Mit etwas Distanz – wie war das taktisch gegen Dynamo Dresden? Ein glücklicher Sieg und wenig Veränderungen zum System Schuster lautet die Taktikanalyse von unserem Gastautor Felix Keutz:

Nach der Freistellung von Dirk Schuster betreute Athletiktrainer und Videoanalyst Kai Peter Schmitz mit Unterstützung des U17-Trainers Patrick Kurt die Lilien gegen Dresden. Personell wechselte Schmitz im Vergleich zum Sandhausen-Spiel nur auf zwei Positionen: Christoph Moritz begann anstelle von Sören Bertram. Dafür rückte Tobias Kempe ins linke Mittelfeld. Der Neuzugang vom Hamburger SV musste jedoch bereits nach knapp 15 Minuten wegen einer Schulterverletzung vom Platz. Er wurde von Yannick Stark ersetzt.

Pálsson zeitweise als Zehner in der Raute

Auch von der Herangehensweise waren wenig Änderungen zu Schuster zu erkennen: Aus einem standardmäßigen 4-4-2 heraus versuchten die Lilien kompakt zu stehen und immer wieder schnell umzuschalten. Meist war es Serdar Dursun, der versuchte, die Dresdner Verteidiger unter Druck zu setzen. Vor allem in der ersten Halbzeit wurde er von Marvin Mehlem und Victor Pálsson, der immer wieder auf den gegnerischen Sechser vorschob, unterstützt,. Wenn die Darmstädter versuchten, Dynamo früh unter Druck zu setzten, entstand so ein 4-4-2 mit Raute im Mittelfeld und Pálsson als Zehner.

Die Herangehensweise beider Mannschaften in Ballbesitz war in Halbzeit eins relativ ähnlich: viele lange Bälle und dann der Versuch, den zweiten Ball zu erobern. Zielspieler bei Darmstadt war Dursun. Er sollte die Bälle im Idealfall nach außen zu Heller oder Kempe ablegen. Das funktioniert aber nur bedingt. Dresden versuchte, früh aus einem 5-2-3 Druck aufzubauen, ließ sich aber auch hin und wieder in ein tieferes 5-4-1 fallen.

Gefahr nur durch Standards und Hellers Schnelligkeit

Bestand kein unmittelbarer Druck für die Darmstädter Innenverteidiger, schoben die Außenverteidiger Fabian Holland und Immanuel Höhn nach vorne. Zudem rückten die beiden äußeren Mittelfeldspieler ins Zentrum ein. So wurde bei einem langen Ball Überzahl in Ballnähe geschaffen. Aus dem Spiel heraus blieben Chancen jedoch Mangelware. Für Gefahr sorgten nur Standardsituationen und die Geschwindigkeit Hellers.

Dresden begann aus einem 3-4-2-1 heraus. Dieses System eignet sich durch die hohe Präsenz im Zentrum gut für das Spiel auf den zweiten Ball. Die Sachsen schafften es aber auch immer wieder vor allem durch Jannis Nikolaou, flache Bälle in den Rücken von Stark und Palsson zu spielen. Insgesamt war die Führung zur Pause durch einen vertretbaren Handelfmeter durch Tobias Kempe schmeichelhaft, da Dynamo gute Möglichkeiten liegen ließ.

Konzentration auf Zustellen der Passwege in der zweiten Halbzeit

Dresdens Trainer Maik Walpurgis (inzwischen freigestellt) stellte zur Pause auf eine Viererkette um. Dresden agierte fortan in einem 4-3-3. Für den Nachwuchsspieler Max Kulke kam der ehemalige Lilienspieler Baris Atik. Nikolaou rückte aus der Dreierkette ins Mittelfeld vor, Atik ging an den linken Flügel und Aias Aosman wurde ins Zentrum gezogen. Dadurch hatte Dresden einen Spieler mehr weiter vorne und konnte noch aggressiver auf den zweiten Ball gehen.

Darmstadt war in der zweiten Halbzeit vor allem darauf konzentriert, die Passwege in Tiefe zuzustellen. Dabei übte es weniger Druck auf die Dresdner Innenverteidiger aus als in der ersten Halbzeit. Wenn Darmstadt höher attackierte, ließ sich entweder Nikolaou neben die Innenverteidiger fallen oder einer der Außenverteidiger blieb tiefer und bildete so eine Dreierkette. War letzteres der Fall, hielt der Flügelstürmer meist die Breite. Auch in der zweiten Halbzeit schoben die Dresdner Außenverteidiger – wenn möglich – extrem hoch. Die Flügelstürmer rückten ein. Als Absicherung dahinter blieben die beiden Achter.

Stark und Pálsson ließen sich immer wieder aus ihrer Position ziehen

Stark und Pálsson orientierten sich im Zentrum mannorientiert an ihren Gegenspielern. Immer wieder ließen sie sich aus ihrer Position ziehen und öffneten den Raum vor der Abwehr, der von Dynamo in der zweiten Halbzeit fokussiert wurde. Wenn ein Ball hinter die Sechser gespielt wurde, rückte ein Spieler aus der Viererkette aggressiv nach vorne und versuchte, den Ball zu erobern.

Dresden dominierte über weite Strecken der zweiten Halbzeit und kam zu einigen guten Torchancen, die jedoch ungenutzt blieben. Darmstadt stand tief und wartete auf Dresdner Ballverluste. Der Plan war es, immer wieder schnell über die Flügel umzuschalten. Kurz vor Schluss nutzten die Lilien durch Dursun nach Flanke von Heller genau so eine Umschaltmöglichkeit und sicherten somit den Sieg.

Fazit Taktikanalyse: Kaum Torchancen und fehlende Kompaktheit in der Defensive

Insgesamt war der Sieg durchaus schmeichelhaft, da Dresden die besseren Torchancen hatte. Das Hauptproblem der Darmstädter bleibt die Offensive. Über 90 Minuten konnte man aus dem Spiel heraus kaum Torchancen erspielen. Auch in der Defensive fehlt es momentan schlichtweg an der nötigen Kompaktheit, die die Mannschaft in den besten Phasen unter Schuster ausgezeichnet hatte. Man darf auf jeden Fall gespannt sein, wo die Reise unter dem nach der Partie neu verpflichteten Trainer Dimitrios Grammozis für die Lilien hingeht.

Bildquellen

  • D98-SGD-2018-19-002: Arthur Schönbein

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