Bei einem emotionalen und kämpferischen Auftritt hat Trainer Torsten Lieberknecht den Aufstieg für den SV Darmstadt 98 erstmals in der laufenden Saison unumwunden als Ziel ausgegeben. Dieser soll nach zuletzt zwei Niederlagen mit einem Sieg im Heimspiel am Freitag (Anpfiff 18.30 Uhr) gegen Magdeburg perfekt gemacht werden.
„Wir wollen das schon die ganze Zeit, aber wir haben das manchmal etwas anders ausgedrückt“, stellte der Lilien-Coach am Mittwoch klar. Um das zu verdeutlichen, verglich er die aktuelle Situation mit der in einer Disko, wenn man seine Traumfrau sehe und sich zunächst nicht traue, sie anzusprechen, bis man sich schließlich ein Herz fasse. „Das habe ich den Jungs gesagt: Denkt einfach an die Freundin, die ihr damals angesprochen habt. Unsere Freundin ist jetzt der Aufstieg. Also packen wir zu und holen uns den Aufstieg!“
Er habe keine Wut im Bauch, sondern spüre viel Energie bei seiner Mannschaft. Er wünsche Heidenheim, aber vor allem seiner Mannschaft den Aufstieg. „Wir hätten es verdient“, sagte er und feuerte zugleich Richtung Hamburger SV.“ „Wir haben nur zu gewinnen – immer noch. Aber der Hamburger SV hat extrem viel zu verlieren. Das wissen sie auch, lügen sich halt in die Tasche. Wir machen das nicht. Wir sind bei uns.“
Dem SV Darmstadt 98 fehlt die komplette rechte Seite
Allerdings plagen die Lilien große Personalsorgen. Abwehrspieler Jannik Müller hat sich in Hannover einen Muskelbündelriss im Adduktorenbereich zugezogen und fehlt ebenso wie Matthias Bader und Braydon Manu (beide gelb-rot-gesperrt) sowie Frank Ronstadt (Adduktorensehnenriss) und Oscar Vilhelmsson, der nach einem Muskelfaserriss noch individuell trainiert.
In Müller, Bader, Manu und Ronstadt fallen damit alle etatmäßigen Spieler für die rechte Außenbahn aus. Wie das kompensiert werden soll, ließ Lieberknecht zunächst offen. Emir Karic – eigentlich ein Linksfüßler – wäre eine Option, hat das in der laufenden Saison schon gespielt. Auch Marvin Mehlem, der zuletzt wegen einer Gelb-Sperre fehlte, könnte zumindest offensiv die rechte Außenbahn abdecken.
Mehlem sorgt allerdings gerade für andere Schlagzeilen: Am Dienstag wurde bekannt, dass der 25-Jährige wegen Fahrens unter Alkoholeinfluss zu einer Geldstrafe in Höhe von 12.000 Euro verurteilt wurde und seinen Führerschein für vier Monate abgeben muss. Der Vorfall ereignete sich September 2020. Darmstadts Sportchef Carsten Wehlmann zeigte sich gelassen. Mehlem habe den Verein von dem privaten Vorfall damals sofort in Kenntnis gesetzt und sich reuig und einsichtig gezeigt. „Wir haben das Thema daraufhin intern entsprechend behandelt und für uns abgeschlossen“, sagte Wehlmann.
Carsten Wehlmann: "Marvin Mehlem hat uns von dem privaten Vorfall damals sofort in Kenntnis gesetzt und sich reuig und einsichtig gezeigt. Wir haben das Thema daraufhin intern entsprechend behandelt und für uns abgeschlossen." https://t.co/y5w5JJzoKe
— SV Darmstadt 98 (@sv98) May 16, 2023
Nachdem sich Lieberknecht noch kürzlich über die Ansetzung am vorletzten Spieltag unzufrieden gezeigt hatte (der Lilienblog berichtete), kommt es ihm nun doch entgegen, dass seine Mannschaft nach der Niederlage in Hannover bereits am Freitag wieder ranmüsse: „Wir wollen direkt ins Tun kommen. Wir wollen keinen Fußball denken, wir wollen Fußball machen. Wir haben in Hannover nämlich manchmal zu viel nachgedacht.“
(ergänzte Version, mit Mehlem)